Aktien

Jahresschlussrally abgeblasen

Aus der Jahresschlussrally ist nichts geworden. Falkenhafte Äußerungen der Notenbanken haben den Marktteilnehmern einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Jahresschlussrally abgeblasen

Leider haben die Aktienmärkte den Gabentisch vor Weihnachten nicht ganz so großzügig bestückt, wie sich die Marktteilnehmer das vorgestellt haben. In den zurückliegenden beiden Handelswochen war von einer Jahresschlussrally nichts zu sehen. Im Gegenteil: Der Dax musste sich wieder unter die Marke von 14000 Zählern, die er im November genommen hatte, zurückziehen und hat in den zehn Handelstagen vor den Feiertagen 3% auf zuletzt 13941 Punkte verloren.

Allzu tragisch ist das jedoch nicht, wenn man sich vor Augen hält, wie stark sich der Dax und andere Indizes von ihren zu Beginn des Herbsts erreichten Tiefs erholt haben. Zudem sollten die Bewegungen der letzten Tage angesichts des sich zunehmend ausdünnenden Handels nicht überbewertet werden. Allerdings spielten auch zuvor aufgebaute Erwartungen, dass die Zentralbanken angesichts rückläufiger Inflationsdaten den Zinserhöhungszyklus in absehbarer Zeit abschließen und möglicherweise im kommenden Jahr zum Teil bereits dazu übergehen, erste Zinssenkungen zu spielen, eine Rolle. Die Erwartungen haben sich als überzogen erwiesen und sind gründlich enttäuscht worden. Die Fed und die EZB haben sich zuletzt sehr fal­kenhaft geäußert und klargemacht, dass weitere Zinserhöhungen zur Eindämmung der Inflation folgen werden. Insbesondere die EZB hat die Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt. Zugleich wurde ihnen in Erinnerung gerufen, dass sie sich in einem völlig veränderten Umfeld befinden. Wer hätte sich vor zwölf Monaten vorstellen können, dass ein Vizegouverneur der EZB in einem Interview erklären würde, dass Leitzinserhöhungen um 50 Basispunkte zur neuen Norm werden könnten? Für Spannung vor der nächsten Tagung der Währungshüter im Januar ist jedenfalls gesorgt.

Vielfältige Unwägbarkeiten

Die Geldpolitik ist nur eine der vielfältigen Unwägbarkeiten, mit denen die Märkte in das neue Jahr starten werden. Erwähnt seien nur der Krieg in der Ukraine, das Ausmaß der wirtschaftlichen Abschwächung und die Folgen für die Unternehmensergebnisse bzw. die Gewinnschätzungen und die weitere Entwicklung an den Energiemärkten. Positiv ist, dass die Bewertungen an den europäischen Aktienmärkten – das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Konsensschätzungen für 2023 liegt bei 11,5 – recht niedrig sind, auch wenn bei den Gewinnprognosen wohl noch Abstriche zu machen sein werden.

„Wir erwarten mittlere einstellige Kursrenditen für Aktien im Jahr 2023, dies entspricht einem normalen durchschnittlichen Börsenjahr“, so die verhalten zuversichtliche Einschätzung der DZ Bank. Die neuen Bestrebungen der chinesischen Re­gierung und der Fed seien zwei Schritte in die richtige Richtung. Eine bedachtere Zins- und Coronapolitik ermögliche mittelfristig Spielraum, weniger Wachstumseinbußen zu verursachen als nötig. Beides schone die Hauptabsatzmärkte der deutschen Exportweltmeister und das erfreue die Dax-Anleger. „Der über das Jahr 2022 aufgebaute Pessimismus ist definitiv ein Stück gewichen und wir starten konstruktiv in das neue Jahr 2023.“ Mitte und Ende 2023 erwartet die Bank den Dax bei 14500 bzw. 15000 Punkten.

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