Marktausblick

Jens Ehrhardt rät zur Vorsicht

Der renommierte Vermögensverwalter Jens Ehrhardt rät zur Vorsicht an den Aktienmärkten, solange die Notenbanken bremsen. Besserung sei aber bereits in Sicht.

Jens Ehrhardt rät zur Vorsicht

wrü Frankfurt

Der renommierte Vermögensverwalter Jens Ehrhardt sieht in seinem Ausblick für das zweite Halbjahr für Anleger noch sehr viele Risiken an den Aktienmärkten. „Der S&P könnte doch noch einmal 10% fallen“, sagt Ehrhardt. Es gebe eben eine Reihe von Faktoren, die die Situation an den Märkten noch verschlechtern könnten. So habe der Markt eine Rezession noch nicht vollständig eingepreist. Vielmehr gingen viele Börsianer noch davon aus, dass ein Soft Landing gelinge. Auch habe es noch keinen richtigen „Washout“ an den Märkten gegeben, dass nämlich die Investoren, die in der vorangegangenen Hausse eingestiegen seien, noch nicht wieder ausgestiegen seien. Insofern sei der Markt noch nicht sauber, und es könne noch zu einem Abverkauf kommen.

Erhebliche Risiken sieht Ehrhardt für den deutschen Aktienmarkt auch im drohenden Gasstopp. Wobei niemand wisse, was komme, und das lasse sich auch nicht wirklich vorhersagen. Neben den extrem hohen geopolitischen Risiken sprächen auch die Liquiditätsverknappung durch die Notenbanken und die anstehenden Leitzinserhöhungen für ein vorsichtiges Agieren an den Aktienmärkten. Ehrhardt hat in seinem FMM-Fonds (der auf einer fundamentalen, monetären und markttechnischen Analyse beruht) in diesem Jahr ex­trem vorsichtig agiert und im bisherigen Jahresverlauf nur sehr geringe Wertverluste hinnehmen müssen. Aufgrund der Zinswende und der geopolitischen Risiken hat er die Barquote erhöht, kurzlaufende US-Anleihen erworben sowie Gold und Rohstoffaktien sowie auch zeitweilig Ölwerte gekauft. Hinzu kommen Engagements in Düngemittelaktien.

In seinem Marktausblick hat der erfahrene Vermögensverwalter aber auch eine gute Botschaft an die Anleger. „Ich glaube nicht, dass die Inflation schnell herunterkommt“, meint Ehrhardt. Doch dürfte die Inflation ihren Höhepunkt erreicht haben und langsam zurückkommen. Die Gefahr sei zunächst groß, dass die Notenbanken zu lange auf der Bremse blieben. Doch werde die Fed vielleicht schon im kommenden Jahr wieder die Zinsen senken und bei der Liquidität Gas geben.

Insofern gelte es für Anleger zwar zunächst noch vorsichtig zu sein, gleichzeitig dürften sich aber Einstiegschancen eröffnen, wenn sich die Bedingungen, und dabei vor allem die monetären, ändern. „Die Notenbanken können nicht ewig bremsen“, erklärt Ehrhardt. „Es gibt nach wie vor langfristig keine Alternativen zur Aktie.“ Denn auf lange Sicht seien Aktien das Beste, was es für Investoren gebe. Nur müsse man eben Vorsicht walten lassen, solange sich die Liquidität verknappe.

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