Digitale Assets

Krypto-Investoren ergreifen die Flucht

Sowohl Blockchain-Protokolle als auch Krypto-Anlageprodukte müssen nach dem Crash des Stablecoins UST großvolumige Mittelabflüsse verkraften. Besonders Bitcoin ist betroffen.

Krypto-Investoren ergreifen die Flucht

xaw Frankfurt

Das dezentralisierte Finanzwesen (DeFi) steht nach dem Zusammenbruch des Stablecoins TerraUSD (UST) noch immer unter Schock. Seit Anfang Mai sind aus Smart Contracts mit DeFi-Bezug nahezu 90 Mrd. Dollar abgeflossen – das Volumen des Kryptokapitals, das in solchen dezentralen Computerprotokollen liegt, belief sich laut der Plattform DeFi Llama am Dienstag noch auf 111 Mrd. Dollar.

Der Grundgedanke hinter Decentralized Finance besteht darin, klassische Finanzkonzepte mit Distributed-Ledger-Technologien zu verbinden und zentrale Intermediäre wie Börsenmakler und Banken abzulösen. Eine verbreitete Anwendung ist das Staking: Dabei „verleihen“ Investoren ihre Token für eine gewisse Zeitspanne an die jeweilige Blockchain, um zur Liquidität und Funktionalität des Krypto-Netzwerks beizutragen. Im Gegenzug erhalten sie, vereinfacht gesagt, Zinszahlungen in Form neuer Cyberdevisen.

Anchor, die Staking-Plattform der Terra-Blockchain, lockte Anleger vor dem UST-Kollaps mit Renditen von über 20%. Nachdem der Coin, der eigentlich Wertstabilität gewährleisten sollte, seine Bindung zum Dollar im laufenden Monat vollständig verlor und nun wohl vom Emittenten begraben wird, ist das Vertrauen in verbundene DeFi-Anwendungen offenbar schwer angeschlagen. Auch das Volumen des auf der Stablecoin-Tauschplattform Curve hinterlegten Kryptokapitals ist eingebrochen: Im laufenden Monat ging es um 55% auf 9 Mrd. Dollar zurück.

Kryptobörsen betroffen

Auch von Kryptobörsen und aus derivativen Vehikeln ziehen die Anleger Mittel ab. In der vergangenen Woche verzeichneten digitale Anlageprodukte laut dem Vermögensverwalter Coinshares Abflüsse in Höhe von 141 Mill. Dollar. Das verwaltete Vermögen im Segment belaufe sich nun auf 38 Mrd. Dollar, was den niedrigsten Stand seit Juli 2021 bedeute. Dabei habe Bitcoin im Mittelpunkt des Interesses gestanden – nachdem es in der Vorwoche noch Zuflüsse gegeben habe, seien nun 154 Mill. Dollar abgeflossen.

Die führende Digitalwährung leidet unter der Risikoscheu der Anleger angesichts der geopolitischen und makroökonomischen Unsicherheit. Auch schwache Zahlen der Kryptobörse Coinbase zum ersten Quartal werteten Investoren als negatives Signal für den Digital-Assets-Markt. Zusätzlich erhöhte der UST-Crash den Druck, da die Organisation hinter dem Stablecoin in dem Versuch, das eigene System zu stabilisieren und für Liquidität zu sorgen, große Bitcoin-Reserven anzapfte.

Seit Jahresbeginn gerechnet kommen Bitcoin-Anlageprodukte aber immerhin noch auf Nettomittelzuflüsse von 307 Mill. Dollar. Im Kontrast dazu stehen Vehikel auf die zweitgrößte Cyberdevise Ether, die seit Anfang Januar Abflüsse von 239 Mill. Dollar verzeichnet haben. Das Ethereum-Netzwerk gilt als wichtigste technologische Infrastruktur für den DeFi-Trend.

Unterdessen suchen die Anleger Zuflucht in Multi-Asset-Produkten auf Kryptowährungen. Diese verzeichneten in der vergangenen Woche Zuflüsse von 9,7 Mill. Dollar. Analysten zweifeln allerdings daran, dass solche Vehikel Diversifikationsvorteile bringen und somit zur Absicherung taugen – dafür sei die langfristige Korrelation zwischen verschiedenen Cyberdevisen zu hoch.

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