Macron macht den Euro "stark und stabil"

Märkte stellen sich nach Parlamentswahl auf wirtschaftsfreundliche Reformen in Frankreich ein

Macron macht den Euro "stark und stabil"

sts Frankfurt – Die Aussicht auf eine deutliche Mehrheit für eine wirtschaftsfreundliche Reform-Regierung in Frankreich stärkt den Euro und lässt Staatsanleihen des Landes weniger risikobehaftet erscheinen. Am Montag konnte sich dieser Effekt jedoch noch nicht richtig entfalten, allerdings ging die Verunsicherung diesmal anders als oft in der Vergangenheit nicht von der Eurozone aus. Der Einbruch bei US-Techwerten, die erwartete US-Zinserhöhung am Mittwoch und das politische Chaos im Vereinigten Königreich nach den vorgezogenen Wahlen ließen Anleger Zurückhaltung üben. Das Pfund blieb unter Druck, der Euro verteuerte sich um 0,8 % auf 88,51 Pence.Das weltweit wichtigste Währungspaar Euro-Dollar notierte bei anhaltend extrem niedriger Volatilität am Devisenmarkt im späten europäischen Handel kaum verändert um 1,12 Dollar je Euro. In der Spitze war die Gemeinschaftswährung bis auf 1,1232 Dollar gestiegen, womit sie allerdings nicht die Spitzenwerte aus ihrer Erholungsrally nach der Wahl von Emmanuel Macron als französischen Präsidenten erreichte.Macrons neu gegründete Partei “La Republique en marche” kann bei der Stichwahl am kommenden Sonntag auf eine absolute Mehrheit in der Nationalversammlung hoffen. “Das wäre nicht nur erstaunlich für eine so junge Partei, sondern auch gut für Macron, dessen Mandat für Reformen gestärkt wäre”, sagte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. “Kann er seine Pläne umsetzen, könnte die Zuversicht der französischen Unternehmen zunehmen und damit ihre Investitionen. Reformen würden zudem das Vertrauen der Investoren gegenüber Frankreich erhöhen.”Nach Macrons Wahl hatten bereits mehrere Brokerhäuser ihre Prognosen für den Euro-Kurs angehoben. Nach dem Wahlausgang in Frankreich dürfte sich diese Tendenz fortsetzen, wenngleich am Markt derzeit ein Kurs von 1,15 Dollar die technische Obergrenze bildet. Würde sie übersprungen, so dürfte der Kurs deutlich anziehen.Gerade im Vergleich zur politischen Unruhe in Großbritannien und den USA wird der Euro derzeit als stabil wahrgenommen. “Aus Sicht des Währungsmarktes beginnt der Euro stark und stabil auszusehen”, betont Kathleen Brooks, Analystin bei City Index in London. Sie spielt damit auf den Wahlslogan “strong and stable” der britischen Premierministerin Theresa May an, welche die von ihr angesetzten vorläufigen Neuwahlen verpfuschte. Der Euro, so Brooks, habe Wachstum, gedämpfte politische Risiken und eine im Hinblick auf ihre Anleihekäufe möglicherweise zögerliche EZB. “Dies kann ein guter Sommer für den Euro auf Kosten des Dollar und des Pfundes werden. Es schaut zunehmend so aus, als habe Europa sein Haus in Schuss, während sich die Anglo-US-Welt dem Abgrund nähert”, schreibt Brooks. Risiken Finnland und SpanienDie Erwartung rascher Wirtschaftsreformen in Frankreich lässt auch französische Staatsanleihen aus Anlegersicht weniger riskant erscheinen. Der Renditeaufschlag zur Bundesanleihe – als der Benchmark der Eurozone – betrug gestern im Zehnjahresbereich nur noch 34 Basispunkte nach rund 80 Basispunkten im Februar.Zur Einschätzung abnehmender politischer Risiken in der Eurozone trugen am Wochenende auch die Regionalwahlen in Italien bei. Die europakritische Fünf-Sterne-Bewegung um den Ex-Satiriker Beppe Grillo erlitt eine Schlappe. In Italien könnte noch dieses Jahr auf nationaler Ebene gewählt werden.Ganz ohne Risiken geht es in der Währungsunion allerdings nicht. In Finnland steht die Regierung von Premierminister Juha Sipilä vor dem Aus, weil ein rechtspopulistisches Mitglied der Koalition nach einem internen Machtkampf die Reformpolitik in Frage stellt.Und auch Spanien könnte trotz guter Wachstumsdaten wieder in den Fokus der Märkte geraten. Die Regionalregierung von Katalonien will am 1. Oktober ein Referendum über die Unabhängigkeit abhalten.