Tim McCourt, CME Group

„Micro Ether Futures ermöglichen prä­zisen Handel“

Die Chicago Mercantile Exchange lanciert am 6. Dezember Micro Ether Futures. Diese sollen einen präziseren Handel als die Standardkontrakte ermöglichen und den Terminmarkt für Privatanleger öffnen.

„Micro Ether Futures ermöglichen prä­zisen Handel“

Die Aufmerksamkeit der Investoren am Markt für Cyberdevisen richtet sich auf Chicago. Denn die weltgrößte Terminbörse CME hat am Montag ihr Krypto-Angebot erweitert. „Die Einführung unser neuen Micro Ether Futures basiert auf ähnlichen Gründen wie der Start unserer Micro Bitcoin Futures im Mai“, sagt Tim McCourt, Global Head of Equity Products bei der CME Group, dessen Team auch für alternative Investments zuständig ist. „Unsere Standardkontrakte auf Ether bilden den Preis der Kryptowährung um den Faktor 50 multipliziert ab. Als wir die Futures lanciert haben, handelte Ether zu 500 Dollar.“ Heute notiert die zweitgrößte Kryptowährung hingegen zu über 4500 Dollar. Da der Terminkontrakt angesichts der Aufwertung des Basiswerts stetig wuchs, fragten Investoren zunehmend nach einer einfacher zugänglichen Variante, um an der Entwicklung zu partizipieren. „Daher führen wir die Micro-Kontrakte ein, die ein Zehntel einer Ether-Einheit repräsentieren. Dies ermöglicht einen präziseren Handel und ein genaueres Risiko-Management“, führt McCourt aus. „Außerdem können wir so Privatanleger ins Boot holen, die Krypto-Futures handeln und ihr Portfolio kurzfristiger umschichten wollen.“ Zugleich hält die CME an ihren größeren Terminkontrakten fest, die sich an institutionelle Investoren richten.

Aufmerksamkeit durch ETFs

Die CME legte erstmals im Jahr 2017 Krypto-Futures auf, den Anfang machte ein Bitcoin-Produkt. Im Februar des laufenden Jahres ließ die Terminbörse dann ihre regulären Ether-Vehikel folgen. Zuletzt hat auch der Wirbel um den Start der ersten Exchange Traded Funds (ETFs) auf Bitcoin in den USA der CME viel Aufmerksamkeit beschert. Denn die börsengehandelten Fonds basieren auf den Chicagoer Krypto-Kontrakten. „Wir wollten mit unseren Futures von Anfang an zur Entwicklung der ersten Krypto-ETFs beitragen“, sagt McCourt. „Assetmanager wie ProShares und Valkyrie, die Bitcoin-Vehikel aufgelegt haben, waren bereits in anderen Assetklassen Kunden von uns. Daher haben wir mit ihnen in Bezug auf das Risikomanagement schon eng zusammengearbeitet.“ Folglich habe die CME den Vermögensverwaltern auch bei ihren ETF-Anträgen geholfen.

Indes haben mehrere Assetmanager auch ETFs beantragt, die den Spotpreis von Bitcoin nicht über Futures, sondern direkt nachbilden sollen. Die US-Börsenaufsicht SEC hat solchen Vehikeln aber stets die Freigabe verweigert. Nach Ansicht des Regulators bieten börsengehandelte Fonds auf Basis von Terminkontrakten einen höheren Anlegerschutz. Zuletzt scheiterten Van Eck und WisdomTree mit Anträgen auf Spotpreis-basierte Produkte.

Sorge vor Konzentrationsrisiken

Die Einführung von Futures-ETFs hat unterdessen den Handel mit den zugrundeliegenden Terminkontrakten kräftig angeschoben. Laut der CME liegt der Schwerpunkt dabei auf dem vorderen Monat. „Wir sehen aber durchaus respektable Handelsumsätze in den folgenden und übernächsten Bitcoin- und Ether-Futures. Die Aktivität fällt also etwas ausgewogener aus als zum Beispiel in unseren Aktienindex-Kontrakten“, sagt McCourt. Allerdings zieht die Tatsache, dass die neuen ETFs für einen großen Anteil des Open Interest in den Bitcoin-Futures verantwortlich sind, Sorgen bezüglich möglicher Konzentrationsrisiken nach sich. „Unsere Abteilung für Marktregulierung überwacht die Handelsaktivität ständig, und Positionslimits helfen uns dabei, eine unzulässige Einflussnahme einzelner Investoren auf die Preisbildung zu verhindern“, betont McCourt. Die CME erhöht Positionslimits nach eigenen Angaben nur nach einer sorgfältigen Überprüfung, in die das insgesamt im Segment verfügbare Angebot und aktuelle Marktentwicklungen einfließen. „Seit Einführung unserer ersten Kontrakte haben wir die Positionslimits graduell angehoben. Wir überprüfen stetig, ob die aktuellen Niveaus noch angemessen sind, um die Integrität dieses wachsenden Marktes zu bewahren, statt die Limits sofort auf das maximal mögliche Niveau zu heben“, sagt McCourt.

Bisher haben die Anbieter von Bitcoin-ETFs ihre Inflows zum Abwicklungspreis in den Futures-Markt investiert, was in Chicago zu großen Block-Trades bei Handelsschluss führt. „Investoren müssen allerdings berücksichtigen, das bei jedem dieser Trades auch eine Gegenpartei existiert. Die Konzentration wäre wesentlich einseitiger, wenn die ETFs ihre Handelsaktivitäten über den gesamten Tag verteilten und mit Privatanlegern statt mit großen institutionellen Adressen interagierten“, führt McCourt aus.

Verfallstag der Krypto-Futures an der CME ist der letzte Freitag im Monat, zu diesem Zeitpunkt soll ihr Preis zum Spotmarkt konvergieren. Der zugrundeliegende Wechselkurs basiert auf Daten von fünf verschiedenen Krypto-Börsen: Bitstamp, itBit, Coinbase, Gemini und Kraken. Diese wählt die CME nach festen Kriterien aus. So müssen die Handelsplattformen den Spotpreis der jeweiligen Cyberdevise in der korrespondieren Fiatwährung übermitteln, bei Bitcoin und Ether also in Dollar. Eine Übermittlung in Stablecoins wie Tether, deren Entwicklung an den Dollar gekoppelt ist, ist hingegen nicht möglich.

Maßnahmen gegen Manipulation

Um zugelassen zu werden, müssen Handelsplattformen zudem Mindestanforderungen erfüllen. Während des Überprüfungszeitraum muss das tägliche Volumen, das die jeweilige Plattform zum Spotpreis beigesteuert hätte, über zwei aufeinanderfolgende Quartale einen Anteil von 3% übersteigen. „Krypto-Börsen müssen außerdem Know-Your-Customer- und Anti-Geldwäsche-Anforderungen erfüllen und Informationen über Spotmarkt-Transaktionen mit uns teilen. So können wir sicherstellen, dass niemand versucht, den Wechselkurs oder den Future zu manipulieren“, sagt McCourt.

Der Bedarf eines transparenten Preisbildungsprozesses war einer der Gründe, aus denen die CME überhaupt in den Kryptomarkt eingestiegen ist. McCourt ist davon überzeugt, dass dieser Bedarf auch heute noch besteht, obwohl Coinbase inzwischen börsennotiert ist und weitere Kryptobörsen nach Ansicht von Analysten nachziehen dürften. „Natürlich muss ein börsennotiertes Unternehmen höhere regulatorische Ansprüche erfüllen. Dies ändert aber nichts an der Art und Weise, wie es Marktdaten zusammenstellt“, betont McCourt. „Es gibt in den USA nach wie vor keine Spotmarkt-Regulierung für Kryptowährungen. Daher registrieren wir definitiv den Wunsch, dass etablierte Finanzinstitutionen wie die CME stärker im Segment aktiv werden.“

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