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Die italienische Bank hat einen phänomenalen Wandel vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan vollzogen
bl Mailand
Von Gerhard Bläske, Mailand
Binnen kürzester Zeit hat sich das hässliche Entlein Monte dei Paschi di Siena (MPS) in einen wunderschönen Schwan verwandelt. Das 2017 mit einer staatlichen Kapitalspritze von 5,4 Mrd. Euro gerettete Institut schaffte Ende 2022 nur mit großer Mühe eine Kapitalerhöhung von 2,5 Mrd. Euro, zu der die Steuerzahler 1,6 Mrd. Euro beisteuerten. Es war die siebte Kapitalmaßnahme innerhalb von 14 Jahren. Doch diesmal klappte es. Die Bank steht bestens da.
Erst die Kapitalerhöhung erlaubte es der Bank, ihre Kostenbasis zu reduzieren und 4.100 der 21.000 Stellen abzubauen. Nach vielen Verlustjahren wies das noch zu 26,7% staatliche Institut für 2023 einen Jahresgewinn von 2,1 Mrd. Euro aus und zahlte erstmals nach 13 Jahren wieder eine Dividende. Dazu trug auch das sehr günstige Umfeld mit höheren Zinsen bei. Dank des weiter stark gestiegenen Zinsüberschusses sowie eines höheren Provisionsergebnisses kam das Institut im ersten Halbjahr 2024 auf einen Nettogewinn von 1,16 Mrd. Euro, 87,3% über dem Vorjahreswert. Zwar trug dazu auch ein steuerlicher Sondereffekt bei. Aber die vorgelegten Zahlen lagen weit über den Erwartungen der Analysten.
Der Vorstandschef hat geliefert
CEO Luigi Lovaglio, der im Frühjahr 2022 geholt worden war, um das Kriseninstitut wieder auf Kurs zu bringen, hat geliefert. Der frühere Unicredit-Banker korrigierte nun auch die Ziele des Strategieplans nach oben: Gewinn und Einnahmen sollen in den nächsten Jahren weiter wachsen. Zwar dürfte die Aufwandsquote von zuletzt 48% leicht steigen, meint Mediobanca-Analystin Noemi Peruch. Auch dürfte der Zinsüberschuss infolge der steigenden Zinsen zurückgehen und sich die Kosten erhöhen. Das Volumen fauler Kredite wird wohl nur leicht sinken. Doch die Analysten sind angesichts der sehr positiven Gesamtentwicklung und der beispiellosen Wandlung optimistisch. Viele von ihnen haben zuletzt die Kursziele angehoben.
Mediobanca betont die „sehr solide Kapitalausstattung“ von 18% (CET1) sowie die Dividendenrendite von 15,3%, die nach Ansicht Peruchs in den folgenden Jahren nur leicht zurückgehen wird. Positiv erwähnt wird auch die hohe Ausschüttungsquote von 75%. Die Mediobanca hat das Kursziel Anfang August von 5,10 Euro auf 5,80 Euro angehoben, die Bewertung aber bei Neutral belassen. Die Citigroup hebt das weitere Wachtumspotenzial hervor, hat das Kursziel um 13% auf 6 Euro erhöht und rät nun zum Kauf (bisher „Neutral“). Von acht Analysten, die den Wert auf dem Schirm haben, empfehlen sechs einen Kauf und zwei Halten. Die Kursziele liegen zwischen 5,90 und 7,30 Euro.
Aktienkurs legt rasant zu
Die positive Entwicklung der Bank spiegelt sich sehr deutlich auch im Aktienkurs wider. Um 88% hat der Wert binnen eines Jahres zugelegt. Gegenüber dem Oktober 2022 – unmittelbar vor der Kapitalmaßnahme – ist der Kurs von knapp 2 auf über 5 Euro gestiegen. An der Börse ist die fünftgrößte Bank des Landes 6,3 Mrd. Euro wert.
Beste Voraussetzung also für den nächsten Privatisierungsschritt. Denn nachdem das Institut eine ganze Reihe von Rechtsstreitigkeiten positiv für sich entscheiden konnte, sind auch die Rechtsrisiken deutlich gesunken. Außerdem gibt es ein Überschusskapital von mehr als 3 Mrd. Euro. Rom hat den Staatsanteil bereits in zwei Schritten von 64 auf 26,7% reduziert. Eigentlich will sich die Regierung noch in diesem Jahr von weiteren Anteilen trennen. Die Bank soll Teil eines dritten italienischen Bankenpols werden. Die Bedingungen sind günstig. Der stolze Schwan ist eine hübsche Braut, die begehrt sein sollte.
Rom hat reduziert, aber ein Vertrag mit Axa stört
Dennoch zieren sich potenzielle Bewerber. Unicredit, die im Herbst 2021 über eine Übernahme verhandelt hatte, sich aber trotz großzügiger Unterstützungsangebote des Staates zurückzog, ist nun mit der Commerzbank beschäftigt. Ausländische Interessenten dürfte die italienische Regierung vermutlich ablehnen. BPM, die drittgrößte Bank des Landes, hat abgewunken. Nur die Versicherung Unipol, Großaktionär der viertgrößten Bank BPER, ist unter bestimmten Bedingungen bereit. Das Unternehmen ist etwa bei der Volksbank von Sondrio eingestiegen und hat die Genueser Carige übernommen. Doch Chairman Carlo Cimbri will keine rein finanzielle Beteiligung, sondern strebt Vertriebsabkommen an.
Genau das ist das Problem, das das Interesse an der Monte dei Paschi bremst: „Der Verkauf wird dadurch erschwert, dass die Bank mit Axa einen Vertrag über den Verkauf von Versicherungspolicen hat, der bis 2027 läuft. Ein potenzieller Käufer möchte jedoch freie Hand haben. Meiner Meinung nach besteht keine Eile zu verkaufen. Monte dei Paschi geht es sehr gut“, sagt Stefano Caselli, Dekan der Mailänder SDA Bocconi School of Mananagement, der Börsen-Zeitung.
Steuerzahler zahlt drauf
Es könnte also noch dauern, bis die Bank Teil einer größeren Einheit wird. Für den Staat, der aus den bisherigen Verkäufen 1,6 Mrd. Euro erlöst hat, wird es jedoch ein Verlustgeschäft bleiben. Die Steuerzahler hat die Rettung der Monte dei Paschi viele Milliarden Euro gekostet. Doch wer als Aktionär rechtzeitig eingestiegen ist, der hat alles richtig gemacht.