Geld oder BriefRückversicherer

Munich Re bereitet Anlegern Freude

Die Aktie von Munich Re ist so viel wert wie nie zuvor. Der Höhenflug des Titels neigt sich dem Ende zu, wenn man Analystenbewertungen heranzieht. Das hat mehrere Gründe.

Munich Re bereitet Anlegern Freude

Geld oder Brief

Munich Re bereitet Anlegern Freude

Von Stefan Kroneck, München

Wer im Frühjahr 2022, mitten in der Corona-Pandemie, sich Papiere von Munich Re ins Depot holte, lag goldrichtig. Der Kauf hat sich gelohnt. Seitdem hat sich der Wert der Aktie des größten Rückversicherers der Welt mehr als zweieinhalbfacht (plus 260%). Am Donnerstag notierte der Titel mit 582 Euro im frühen Xetra-Handel nahezu unverändert. Der Höhenflug des Anteilscheins setzt sich unvermindert fort. Die Aktie ist so viel wert wie nie zuvor.

Munich Re schnitt in ihrer Kursentwicklung damit deutlich besser ab als der Dax, in dem das traditionsreiche Unternehmen gelistet ist. Der deutsche Leitindex legte im gleichen Zeitraum über vier Fünftel zu. Und sogar die größten Wettbewerber hängte der Branchenprimus deutlich ab. Der Titel von Swiss Re gewann seitdem 85%, das Papier von Hannover Rück 82%.

Boom an Kapitalmärkten hilft

Die Anleger honorieren vermutlich unter anderem Größenvorteile der Munich Re im Vergleich zur Konkurrenz. Das spiegelt sich im Aktienkurs wider. So profitiert das weiß-blaue Dax-Mitglied im operativen Geschäft von einer nach wie vor ungebremsten Nachfrage nach Deckungen gegen Naturkatastrophenschäden und vom Boom an den Kapitalmärkten. Aufgrund eines anhaltenden Preisanstiegs im sehr vom Klimawandels betroffenen Rückversicherungssegment Schaden/Unfall befindet sich der Sektor in einem zyklisch „harten Markt“. Das gibt dem Marktführer zusätzlichen Schub.

Hinzu kommt, dass Munich Re zu den großen institutionellen Investoren zählt. Der Konzern verwaltet Kapitalanlagen von rund 230 Mrd. Euro. Der Hype an den Börsen und die gestiegenen Zinsen sorgen für wachsende Kapitalanlagerenditen. Als der Vorstand Ende Februar zur Bilanzvorlage einen Rekordgewinn präsentierte und für 2025 einen weiteren Ergebniszuwachs prognostizierte, reagierten die Anleger begeistert. Der Titel legte an jenem Handelstag um 5,6% zu. Als kurstreibend erwiesen sich zudem angekündigte abermalige Aktienrückkäufe und eine rekordhohe Dividende.

Dividendenrendite von 4,1 Prozent

Munich Re erhöht für 2024 die Dividende je Aktie um 5 auf 20 Euro. Das entspricht einer um 10 Basispunkte auf 4,1% wachsenden Dividendenrendite. Die um 600 Mill. Euro auf 2,6 Mrd. Euro gesteigerte Ausschüttungssumme macht 46% des erwirtschafteten Konzernüberschusses aus. Ein Jahr zuvor lag die Quote bei 44%.

Das ist mehr, als Analysten erwartet hatten. Diese rechneten unter anderem im Schnitt mit einer Dividende von 16,40 Euro. Für 2025 trauen sie dem Konzern einen Nettogewinn von 6 Mrd. Euro zu nach einem Plus von 23% auf 5,7 Mrd. Euro. Die Konsensschätzung des Marktes fürs laufende Jahr entspricht dem Ziel des Managements. Das impliziert, dass die Ergebnisdynamik nachlässt. Für 2025 steuert die Konzernführung lediglich ein Zuwachs von 6% an.

Branchenzyklus erreicht Höhepunkt

Munich Re führt das prognostizierte geringere Ergebnistempo unter anderem auf einen härteren Wettbewerb um Marktanteile zurück. Manche Anbieter versuchen, Kunden mit niedrigeren Raten für Versicherungspolicen zu locken. Das wäre ein Zeichen dafür, dass der Marktzyklus seinen Höhepunkt erreicht hat. Das Preisniveau bleibt aber hoch. Und damit auch die Margen der Rückversicherer.

Es gibt zwar noch keine Anzeichen eines Preisrückgangs auf breiter Front, allerdings rechnet so mancher Analyst damit, dass die Aktie kaum noch Potenzial verfügt für weitere nennenswerte Kurszuwächse.

Marktwert von 78 Mrd. Euro

24 von Bloomberg befragte Analysten trauen dem Titel im Durchschnitt ein Kursziel von 528 Euro zu, wobei das Maximum 575 Euro beträgt. Der aktuelle Marktwert liegt deutlich über dem Durchschnitt. 12 Analysten raten noch zum Kauf. Neun bewerten das Papier mit Halten. Nur drei empfehlen zum Verkaufen.

Auf Basis der Gewinnerwartung fürs laufende Jahr von 46,7 Euro je Anteilschein kommt die Aktie auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 12,5. Unter den insgesamt 40 Dax-Werten zählt das Papier damit zu den Werten mit einem relativ niedrigen KGV. Im Gegensatz zur Meinung vieler Analysten spräche dieses Kriterium für ein Investment in das Unternehmen. Das KGV von Munich Re impliziert noch Potenzial nach oben.

Bei einem in 133,76 Millionen Stammaktien aufgeteilten Grundkapital bringt die Munich Re am Markt derzeit 78 Mrd. Euro auf die Waage. Zum Vergleich: die Allianz, Europas größter Erstversicherer, kommt auf 138 Mrd. Euro.

Vollständig im Streubesitz

Das seit 1888 börsennotierte Unternehmen befindet sich komplett in Streubesitz. Von den 341.000 eingetragenen Anteilseignern manchen drei Viertel institutionelle Anleger aus. Letztere sind also Banken, Versicherer, Investmentgesellschaften und Pensionsfonds. Ein Viertel entfällt auf private Kleinaktionäre. Warren E. Buffett hielt von 2011 bis 2015 rund 11% an der Munich Re. Als der US-Investor ausstieg, notierte die Aktie bei 170 Euro. Mit Blick auf die nachfolgende Kursperformance war Buffetts Rückzug vor zehn Jahren eine Fehlentscheidung. Dem einstigen Großaktionär entgingen hohe Dividenden und Kursgewinne.