Neue Futures rücken Ether in den Fokus
Von Alex Wehnert, Frankfurt
Am Kryptomarkt steht in der neuen Woche die weltgrößte Terminbörse im Fokus. An der Chicago Mercantile Exchange starten am Montag Micro Ether Futures in den Handel. Die bisher in Chicago handelbaren Ether-Kontrakte enthalten den Multiplikator 50. Bedeutet: Notiert Ether wie aktuell bei über 4 500 Dollar, handelt der Future also zu über 225 000 Dollar. Die neuen Micro-Kontrakte bilden hingegen ein Zehntel des Kurses der Cyberdevise ab und sollen den Terminmarkt für eine breitere Masse an Investoren zugänglich machen.
Die CME hat Micro Futures bereits in Bezug auf andere Assets wie die US-Leichtölsorte West Texas Intermediate getestet. Auch Micro-Kontrakte auf Bitcoin sind seit Mai in Chicago handelbar. Summierte sich der Gegenwert des Open Interest bei diesen Futures im dritten Quartal laut dem Informationsdienstleister Bloomberg auf 49,6 Mill. Dollar, beläuft er sich im vierten Quartal bisher schon auf 118 Mill. Dollar.
Doch auch bei den regulären, im Februar eingeführten Ether-Futures ist das Interesse im Jahresverlauf gewaltig gestiegen. Deren Volumen ist von 322 Mill. Dollar im zweiten auf fast 1,2 Mrd. Dollar im laufenden Quartal gewachsen. Denn wenngleich Ether sich vom Rekordhoch von über 4800 Dollar entfernt hat, beträgt der Kursgewinn seit Jahresbeginn noch fast 500%.
Infolge der Outperformance gegenüber Bitcoin – die größte Kryptowährung hat seit Jahresbeginn „nur“ knapp 90% an Wert gewonnen – hat Ether bei der Marktkapitalisierung aufgeholt. Zu Jahresbeginn waren alle umlaufenden Ether-Einheiten 83,4 Mrd. Dollar wert, am Freitagabend waren es 523 Mrd. Dollar. Bitcoin steigerte seine Marktkapitalisierung im gleichen Zeitraum von 544 Mrd. auf 1,1 Bill. Dollar.
Die Analysten der US-Großbank J.P. Morgan glauben, dass Ether auch aufgrund der restriktiveren Ausrichtung der Federal Reserve weiter ins Rampenlicht rücken könnte. Die US-Notenbank hatte Mitte November damit begonnen, ihre Wertpapier-Zukäufe zurückzufahren. Nach Ansicht von J.P. Morgan würde eine straffere Geldpolitik Bitcoin schaden, da die Kryptowährung vor allem von ihrem Ruf als Inflationsschutz profitiere. Dieser gründet sich neben der zentralbankunabhängigen Natur der Cyberdevise vor allem auf die Tatsache, dass das Bitcoin-Angebot knapp ist. Ether ziehe seinen Wert hingegen aus seiner Funktion als Transaktionswährung auf zahlreichen stark wachsenden Blockchain-Anwendungen.
Kurzfristig dürfte Anleger in allen Assetklassen indes die Corona-Nachrichtenlage beschäftigen. Zuletzt hat die Nervosität der Investoren laut Beobachtern nicht nur am Krypto-, sondern auch am Aktienmarkt für hohe Handelsumsätze gesorgt. Auch die Inflationsentwicklung dürften die Investoren weiter gespannt verfolgen. In der neuen Woche werden sowohl in Deutschland als auch in den USA Verbraucherpreisindikatoren für November veröffentlicht.