Ölpreis bricht ein
ku Frankfurt
Die Entdeckung einer neuen, möglicherweise sehr ansteckenden Variante des Coronavirus hat am Freitag für erhebliche Turbulenzen an den Finanzmärkten gesorgt. Besonders hart traf es den Ölpreis als Indikator für den Zustand der weltweiten Konjunkturentwicklung. Er brach um 10,5% auf 73,65 Dollar je Barrel ein. Ende Oktober hatte er noch rund 85 Dollar betragen. Stark in Mitleidenschaft gezogen wurden auch die Aktienmärkte, und auf diesen besonders die Werte aus der Reisebranche, da weltweit nun überall die Reisemöglichkeiten wieder eingeschränkt werden.
Die zuerst in Botswana entdeckte Virusvariante B.1.1.529 oder auch „Nu“ gilt als besonders ansteckend. Sie ist in Südafrika dabei, die anderen Varianten rasend schnell zu verdrängen. Dort sollen bereits 90% der Neuinfektionen auf die neue Variante entfallen. In ihren Spike-Proteinen zeigt sie nicht weniger als 32 Mutationen, was die Vermutung auslöst, dass bisherige Impfstoffe von geringer Wirksamkeit sein könnten. Bestätigt ist dies allerdings noch nicht und es gibt auch noch keinen Nachweis, dass die Variante eine höhere Letalität aufweist. Hinweise darauf, wie verabreichte Antikörper oder Medikamente gegenüber der neuen Variante wirken, sind nicht bekannt. Der amerikanische Pharmakonzern Pfizer hat angegeben, dass sich ein speziell auf die neue Variante fehlender Impfstoff binnen 100 Tagen entwickeln lasse.
Deutliche Verluste an den Aktienmärkten gab es jenseits und diesseits des Atlantiks. Der Dax sackte in der Spitze bis auf 15244 Punkte ab, ein Minus von 4,2%. Den Handel beendete er mit einem Verlust von 4,2% bei 15257 Punkten. Der Euro Stoxx 50 büßte sogar 4,7% auf 4090 Zähler ein. Mit Eröffnung der Wall Street setzten sich dort die Verluste fort, waren allerdings nicht ganz so stark ausgeprägt. Der S&P 500 gab um 2,2% nach. Der Dow Jones stürzte um mehr als 900 Indexpunkte bzw. 2,8% ab.
Noch vor dem Wochenende haben viele Länder die Reisetätigkeit von und nach Südafrika auf dringend erforderliche Fälle reduziert. Dazu gehören fast alle Länder der Europäischen Union, aber auch Staaten wie Marokko, die Philippinen und andere. Dementsprechend waren die Aktien aus der Reisebranche in besonderem Maße betroffen. Lufthansa stürzten zeitweise um rund 16% auf ein Rekordtief ab, die Börsensitzung beendete die Aktie mit einem Verlust von 12,8% auf 5,42 Euro. Airbus verbilligten sich um 11,5% auf 99,36 Euro und MTU Aero Engines um 11,3% auf 166,75 Euro. Fraport ermäßigten sich um 11,5% auf 53,80 Euro. Im frühen Handel an der Wall Street kamen Boeing auf ein Minus von 7%
Auf den Gewinnerlisten standen die üblichen Verdächtigen, die auch während der bisherigen Pandemiewellen stark profitiert hatten. Hellofresh befestigten sich um 5,1% auf 95,26 Euro, Laborausrüster Sartorius um 3% auf 515 Euro, Delivery Hero um 2,9% auf 116,95 Euro und Zalando um 5,5% auf 82,60 Euro. Am US-Aktienmarkt gaben Amazon allerdings um 1% nach, da die Kaufkraft der Konsumenten unter einer weiteren schweren Pandemie Welle leiden könnte. Zudem starteten Gewerkschaften aufgrund der Arbeitsbedingungen bei dem Online-Giganten vor dem Black Friday global konzertierte Aktionen.
Gefragt waren Staatsanleihen als sichere Häfen. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen gab um 9 Ticks auf −0,335% nach. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries ermäßigte sich sogar um 14 Ticks auf 1,5%.
Unter Druck geriet der Dollar. Der Euro kletterte über die Marke von 1,13 Dollar. Er wurde am Abend zu 1,1322 Dollar gehandelt, ein Anstieg von 1% gegenüber Vortag.