Putin erlaubt US-Fonds jetzt den Verkauf russischer Staatsanleihen
Raus aus dem Gefrierschrank
Wladimir Putin erlaubt US-Investmentfonds den Verkauf russischer Staatsanleihen
Dieser Tage ging Wladimir Putin einen weiteren Schritt auf die Amerikaner zu und erlaubt jenen US-Fonds, die noch immer russische Staatsanleihen halten, diese zu verkaufen. Bisher waren sie drei Jahre lang eingefroren gewesen. Das vorgeschriebene Schema des Verkaufs ist ziemlich eigenwillig. Und was den Tausch von eingefrorenen Vermögenswerten zwischen Russen und Europäern betrifft, so steht man erst ganz am Anfang.
Von Eduard Steiner, Wien
Auch wenn der Weg zum Waffenstillstand im Ukraine-Krieg noch steinig sein dürfte: Bei der wirtschaftlichen Annäherung zwischen den USA und Russland dreht sich der Reigen an Signalen des guten Willens immer schneller. Zuletzt legte die russische Seite nach: Am Vortag seines zweiten Telefonats mit Donald Trump verfügte Russlands Präsident Wladimir Putin, dass zehn große Investmentfonds aus den USA sowie aus Großbritannien jene russischen Wertpapiere verkaufen dürfen, die sie zu Kriegsbeginn besaßen und die seither auf russischen Spezialkonten über drei Jahre lang eingefroren waren.

Allgemeiner Einschätzung nach geht es insbesondere um russische Staatsanleihen, die vor dem Krieg bei ausländischen Investoren durchaus begehrt waren. Mit Stand 1. Februar 2022, also drei Wochen vor Kriegsbeginn, waren 20% der russischen Staatspapiere in der Hand ausländischer Fonds, zu denen etwa Franklin Templeton gehört, wie aus Putins Verfügung hervorgeht. Russland hat die Papiere nicht verstaatlicht, sondern auf speziellen Sperrkonten (Escrow Accounts) mit der Bezeichnung „C“ eingefroren. Ihr Volumen wurde vor einem Jahr mit 500 Mrd. Rubel (6,4 Mrd. Dollar) beziffert, wie Bloomberg mit Verweis auf die russische Zentralbank berichtet.
Ähnlich wie bei ausländischen Unternehmen aus dem Westen, die ihr Russlandgeschäft nach Kriegsbeginn verkaufen wollten, brauchten auch Investmentfonds dafür eine Genehmigung von russischen Behörden. Doch während manche Unternehmen – unter entsprechenden Erschwernissen wie großen Preisabschlägen und hohe Exitgebühren – das Geschäft immerhin abstoßen konnten, mussten Investmentfonds drei Jahre lang warten. Ihr Schicksal erinnert daher mehr an jenes von ausländischen Banken, die für ihren Rückzug aus Russland eine Unterschrift von Putin persönlich brauchen und diese mit wenigen Ausnahmen nicht bekamen.
Konkreter Käufer genannt
Doch zurück zu den zehn Investmentfonds, die nun eine Verkaufsgenehmigung erhalten haben. Besonders auffällig ist, dass in Putins Verfügung ein konkreter Käufer dafür genannt wird. Und zwar der kaum bekannte Hedgefonds 683 Capital Partners, beheimatet in New York. Angaben der US-Börsenaufsicht SEC zufolge verwaltete dieser Fonds mit Ende des Jahres 2024 ein Vermögen von gerade mal 1,6 Mrd. Dollar. Gegründet wurde er 2006 von Ari Zweiman. Dass Zweiman just zur selben Zeit in Stanford und Harvard studiert hat wie Kirill Dmitriev, diente dem russischen Exil-Wirtschaftsmedium „The Bell“ zur Annahme, dass es eine Verbindung zwischen den beiden gebe. Das wäre insofern pikant, als Dmitriev aktuell eine der zentralen Figuren in der Annäherung zwischen den USA und Russland ist und als Chef des russischen Fonds für ausländische Direktinvestitionen die Wirtschaftskonsultationen mit den USA vor einem Monat in Riad geleitet hat. Die unterstellte Verbindung zu Zweiman dementierte Dmitriev freilich unmissverständlich scharf. In Putins Verfügung ist übrigens festgehalten, dass 683 Capital Partners die nun aufgetauten russischen Wertpapiere umgehend an zwei russische Unternehmen weiterverkaufen darf, die einst von der landesweit größten Bank Sberbank gegründet worden waren.

Putins Verfügung zur Freigabe der Wertpapiere folgt auf eine Reihe von Annäherungssignalen zwischen den USA und Russland seit den Konsultationen vor einem Monat in Riad. Was freilich das gegenseitige Auftauen eingefrorener Vermögenswerte zwischen Russland und dem Westen betrifft, so steht man erst ganz am Anfang. Russland hat in den vergangenen beiden Jahren auf staatlicher Ebene versucht, einen zentralisierten Mechanismus dafür zu schaffen, erzielte damit aber nur geringe Erfolge, zumal der Westen nicht so selbstverständlich mitspielte. Inzwischen würden Unternehmen aus Russland und Europa den privaten Tausch von gesperrten Vermögenswerten – Geld wie auch Wertpapieren – vereinbaren, berichtete die russische Wirtschaftszeitung „Wedomosti“ unter Berufung auf mit solchen Vorgängen vertrauten Juristen und Investmentbanker. Doch bislang sei die Anzahl solcher Geschäfte gering.