Ausblick

Renditen in Wartestellung

Mit deutlichen Tönen zu einer strafferen Geldpolitik hat die US-Notenbank am vergangenen Mittwoch eher überrascht. Jetzt richtet sich der Blick auf die EZB und die Bank of England (BoE).

Renditen in Wartestellung

Von Wolf Brandes, Frankfurt

Mit deutlichen Tönen zu einer strafferen Geldpolitik hat die US-Notenbank am vergangenen Mittwoch eher überrascht. Jetzt richtet sich der Blick auf die EZB und die Bank of England (BoE), die sich am Donnerstag zur Geldpolitik äußern.

In Frankfurt ist nicht mit einer spürbaren Straffung der Geldpolitik zu rechnen. Zwar setzen nach Einschätzung der Helaba der „Zins­erwartungs-Booster“ der Fed und die Inflation die EZB unter Druck, Entscheidungen seien aber nicht zu erwarten. Damit dürfte die zehnjährige Bundrendite unter 0% bleiben. Zum Ende der Woche lag die Bundrendite bei –0,04% und hatte sich seit Anfang des Jahres kaum bewegt. Als Sonderfaktor könnte die Hängepartie bei der Präsidentenwahl in Italien die Aufschläge steigen lassen. Sollten aber in den USA die Marktzinsen weiter steigen, dürften auch in der Eurozone die Renditen im Sog der US-Renten zulegen.

Anders als bei der EZB in Frankfurt sieht die Lage in London aus. Die BoE war schon im Dezember mit einer ersten Zinserhöhung vorangegangen. Jetzt rechnen die Marktbeobachter damit, dass der Leitzins um weitere 25 Basispunkte auf 0,5% steigen könnte. Weniger die Tatsache einer neuerlichen Zinserhöhung ist jedoch aus Sicht der Commerzbank entscheidend, wichtiger wäre es, wenn die britische Zentralbank „als weniger wechselhaft empfunden würde“. Die britischen Währungshüter hätten sich in den vergangenen Monaten durch ihre Unbeständigkeit ausgezeichnet und damit auch dem Wechselkurs geschadet, so die Bank. Fraglich also, ob das Pfund von einer weiteren Zinserhöhung so profitieren kann wie der Dollar von den Verlautbarungen der Fed.

Gemischtes Bild bei Aktien

An den Aktienmärkten macht sich derweil eine gewisse Ernüchterung breit. Eigentlich zähle der Januar zu den börsenfreundlichen Monaten, so die Analysten der Helaba. Doch der schwache Jahresauftakt mit etwa minus 4% beim Dax gebe einen Vorgeschmack auf ein schwieriges Jahr.

Etwas optimistischer klingt der Wochenausblick der Commerzbank. Die Experten verweisen darauf, dass viele exportorientierte deutsche Unternehmen vom schwächeren Euro profitieren dürften. Die Gemeinschaftswährung hat seit Monatsanfang fast 2% eingebüßt. Dies sollte Firmen wie BASF, BMW, Daimler und Infineon helfen, deren Erträge bei einem schwächeren Euro in besonderem Maße zulegen, so die Analysten.

Die Finanzinstitute selbst stehen in den kommenden Tagen im Fokus der Investoren. Nach den positiven Zahlen der Deutschen Bank richtet sich nun der Blick ins europäische Ausland. So berichten die Großbanken Santander und BBVA. Mit dem Kursverlauf seit Jahresbeginn können die Anteilseigner zufrieden sein. Nun locken beide mit der Perspektive steigender Dividenden. Am Donnerstag legt die ING, die seit einem Jahr zum Rückzug aus einigen Retailmärkten bläst, Jahreszahlen vor. In Deutschland wiederum wird die Tochter über den Erfolg genau in diesem Segment berichten. Treiber ist hier das Wertpapiergeschäft, das die deutsche Bank weiter ankurbeln will und das für steigende Provisionen sorgte.

In China sind die Börsen in Schanghai und Hongkong wegen des Neujahrsfestes fast die ganze Woche geschlossen. Lediglich in Hongkong findet am Montag ein eingeschränkter Handel statt.