"Ueda-Schock"

Schwarzer Montag für Japan-Aktien

Der Höhenflug von japanischen Aktien in diesem Jahr endete am Montag abrupt. Die Auflösung von Carry Trades war ein wichtiger Faktor.

Schwarzer Montag für Japan-Aktien

Schwarzer Montag für Japan-Aktien

mf Tokio

Japans wichtigste Aktienbarometer erlebten am Montag den prozentual gerechnet zweitgrößten Ausverkauf seit dem Schwarzen Montag im Oktober 1987. Der Nikkei 225 brach um 12,4% und der breiter gefasste Topix um 12,2% ein. Die Derivate-Börse in Osaka musste vorübergehend den Handel mit Nikkei 225- und Topix-Terminkontrakten aussetzen, als der Absturz sich beschleunigte. Der Topix steht nun auf dem gleichen Stand wie am Jahresanfang, beim Nikkei sind es 6% weniger.  

Eine toxische Mischung schürte den Ausverkauf: Auf der einen Seite Angst vor einer US-Rezession mit Tech-Aktieneinbruch und einem umfassenden Krieg in Nahost, auf der anderen Seite die rasante Auflösung von Carry Trades bedingt durch die Aufwertung des Yen. „Der Rückgang ist nicht wirklich auf japanspezifische Gründe zurückzuführen", meinte Nomura-Stratege Naka Matsuzawa.

Die größten Verlierer waren Finanz- und Tech-Aktien. Die größte Finanzgruppe Mitsubishi UFJ sackte um 17,8%, die Branchenzweite Sumitomo Mitsui um 15,5% und Mizuho Financial Group um 19,7%. Die größte Investmentbank Nomura verlor 18,6%. Exporteure litten unter dem stärkeren Yen: Toyota stürzte um 13,7% und Nintendo um 16,5%. Bewertungszweifel bei Tech-Aktien trafen etwa Softbank Group (-18,7%) und Tokyo Electron (-18,5%).

Japan spricht von „Ueda-Schock“

Der Ausverkauf hatte bereits am Freitag begonnen, nachdem Notenbankchef Kazuo Ueda am Vortag nach der Leitzinsanhebung auf 0,25% überraschenderweise weitere schnelle Erhöhungen in Aussicht gestellt hatte. Damit stärkte Ueda die japanische Währung und beschleunigte die Rückabwicklung von Carry Trades. Dabei verkaufen internationale Anleger US-Wertpapiere, um die niedrig verzinsten Yen-Kredite zurückzuzahlen, mit denen sie den Kauf dieser Papiere finanziert hatten.

Die daraus resultierende Aufwertung des Yen drückt wiederum die Erträge japanischer Exporteure. Im Schnitt sinkt ihr Betriebsgewinn um je 8% für einen Rückgang von je 10 Yen im Wechselkurs Dollar/Yen. Diese Aussicht löst wiederum Aktienverkäufe aus. Daher machte am Montag auf der Plattform X das Wort vom „Ueda-Schock“ die Runde.

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