Starke Zuflüsse führen zu Renaissance der Gold-ETFs
Renaissance der Gold-ETFs
Investoren kehren in die Vehikel zurück – Goldman sieht das Metall bei 2.900 Dollar
Lange Zeit haben spekulative Investoren die auf Gold spezialisierten ETFs gemieden. Inzwischen sind sie mit dem steigenden Preis des Edelmetalls und weiter positiven Aussichten für die künftige Preisentwicklung zurückgekehrt, was den Goldpreis in den kommenden Monaten zusätzlich stützen sollte.
ku Frankfurt
Von Dieter Kuckelkorn, Frankfurt
Der Goldpreis eilt derzeit von Rekord zu Rekord. Aktuell ist er in der Spitze bei fast 2.700 Dollar je Feinunze angekommen, im bisherigen Jahresverlauf ist dies ein Anstieg von rund 30%. Das ist die stärkste Performance des Metalls seit 14 Jahren. Angetrieben wird die Notierung von einer ganzen Reihe von Faktoren. Zu nennen sind zunächst die Leitzinssenkungen durch die großen Notenbanken, allen voran die amerikanische Federal Reserve. Die Zinssenkungen verringern die Opportunitätskosten der Goldhaltung, die dadurch entstehen, dass das nicht verzinsliche Gold in Konkurrenz zu verzinslichen Assets steht wie den ebenfalls als (relativ) sicher geltenden Staatsanleihen, die aber Zinszahlungen abwerfen. Ferner ist Gold das klassische Wertaufbewahrungsmittel in Zeiten geopolitischer Konflikte, aber auch sonstiger ökonomischer Unsicherheit – zu nennen wäre hier in erster Linie die rasant steigende Verschuldung der USA angesichts der aus dem Ruder laufenden Staatsausgaben. Eine damit in Zusammenhang stehende Funktion hat Gold allerdings verloren: Für die Kapitalflucht und die Umgehung von Kapitalexportkontrollen hat Bitcoin das gelbe Metall abgelöst.
Gold wird aber natürlich auch zu spekulativen Zwecken als Beimischung zu Portfolios gehalten – wenn die Aussicht auf einen steigenden Goldpreis besteht und wenn andere Assetklassen nicht deutlich höhere Renditeaussichten versprechen. Ein klassisches Medium des Investments in Gold sind die auf das Metall spezialisierten Exchange-Traded Funds (ETFs), weil sich über diese Vehikel Gold rasch kaufen und verkaufen lässt. Die keineswegs vollständig geklärte Frage, ob man als Anleger auf das Gold in allen Krisensituation physischen Zugriff hat, ist für spekulativ agierende Investoren dabei kaum von Bedeutung.
Auch Notenbanken kaufen
Über lange Zeit haben Investoren die Gold-ETFs gemieden, es gab zumeist deutliche Mittelabflüsse (vgl. Grafik) – auch nachdem der Goldpreis ab September 2022 wieder deutlich anzusteigen begann. Die Rally des Goldpreises wurde durch andere Käufergruppen auf der Nachfrageseite angetrieben, wobei in erster Linie die Notenbanken zu nennen sind, die zur Diversifikation ihrer Devisenreserven sehr stark Gold kaufen und inzwischen rund 20% der gesamten Goldnachfrage stellen. Hinzu kamen zeitweise rekordhohe Goldimporte Indiens sowie eine hohe Nachfrage nach physische Gold in den USA.
Für den Goldpreis bedeutete das, dass die starke Korrelation der Preisentwicklung mit den Zu- und Abflüssen der Gold-ETFs, wie sie über viele Jahre bis zum Beginn des Ukraine-Kriegs zu beobachten war, nicht mehr bestand. Stattdessen ließ sich eine Korrelation mit den Positionierungen von Hedgefonds am Terminmarkt für Gold beobachten. Seit Mai dieses Jahres hat sich das Blatt aber wieder gewendet und die institutionellen und privaten Investoren sind in die Gold-ETFs zurückgekehrt. Seit Mitte August flossen nach Berechnungen von Goldman Sachs immerhin rund 3,3 Mrd. Dollar in amerikanische Gold-ETFs.
Stimulus treibt Goldpreis
Die Zuflüsse zu den ETFs dürften anhalten und sich nicht als lediglich kurzzeitiges Phänomen erweisen, weil die meisten Analysten mit einer weiteren Verteuerung von Gold rechnen. So haben beispielsweise die Rohstoffanalysten der Commerzbank ihre Prognose für den Goldpreis auf 2.600 Dollar angehoben – ein Niveau, das bereits erreicht ist. Die Experten der Bank of America sind bullish für Edelmetalle, sie verweisen nun auch auf den Konjunktur-Stimulus in China als einen weiteren für (sämtliche) Rohstoffe positiven Faktor. Sehr optimistisch sind die Analysten von Goldman Sachs für den Goldpreis. Sie haben jetzt ihre Prognose auf 2.900 Dollar per Anfang 2025 erhöht. Diese Perspektive sollte weitere Zuflüsse in die Gold-ETFs sicherstellen.