Ein Trump-Wahlsieg dürfte den Dollar stärken
Im Interview: Johannes Banner
Ein Trump-Wahlsieg dürfte den Dollar stärken
Stratege von J.P. Morgan rechnet mit höherer Importbesteuerung in den USA – Kräftige Zinssenkungen der Fed avisiert
Mit den Präsidentschaftswahlen in den USA im November steht den USA ein einschneidendes Ereignis bevor. Johannes Banner, Managing Director im Markets-Team von J.P. Morgan sowie Leiter Gesamtvertrieb für die DACH-Region und Head of Private Side Sales Europe, erläutert, wie sich die möglichen Wahlausgänge auf den Dollar und die Zinsen auswirken könnten.
Herr Banner, welche Auswirkungen auf den Dollar werden die US-Wahlen haben, d.h. bei einem Sieg von Donald Trump beispielsweise?
Bei einem Sieg von Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen gehen wir von einem stärkeren Dollar aus, und zwar aus zwei Gründen. Nach jetzigem Stand plant Trump, dass Güter, die in die USA importiert werden, mit teilweise bis zu 60% besteuert werden. Auch wenn wir jetzt noch nicht abschätzen können, ob das wirklich umgesetzt wird und welche Höhe die Steuer letztendlich betragen wird, haben wir uns einmal angesehen, wie sich eine von den USA erhobene Importsteuer von durchschnittlich 10% auf den Dollar auswirken würde. Im Ergebnis sollte der Dollar durch diese protektionistische Maßnahme um 4% bis 6% aufwerten.
Und der zweite Punkt?
Dieser betrifft die Fiskalpolitik der USA. Trump plant Steuersenkungen. Das würde das Defizit der USA vergrößern, wir rechnen mit 4,6 Bill. Dollar über die nächsten zehn Jahre. Das müsste über die Anleihemärkte finanziert werden, und Investoren werden dafür höhere Bondrenditen verlangen, was wiederum den Dollar stärken sollte. Wir rechnen bei Umsetzung der Steuersenkungspläne mit einem Anstieg der langfristigen Dollarzinsen von um die 30 Basispunkte. Sowohl Importzölle als auch Steuersenkungen sollten im Ergebnis also zu einer Stärkung des Greenback führen.
Und welche Auswirkungen auf den Dollar erwarten Sie, wenn es zu einem Sieg von Kamala Harris kommt?
Wenn Frau Harris gewinnt, dann erwarten wir im Wesentlichen die Beibehaltung des Status Quo bezogen auf den Dollar. Bisher wurden von Frau Harris oder ihrer Partei noch keine Gesetzesvorschläge oder Äußerungen publiziert, welche den USD signifikant beeinflussen würden. Wir erwarten, dass sie im Vergleich zu Herrn Trump generell freundlicher und konstruktiver mit Europa sein wird und zudem auch weniger aggressiv Zölle einführen wird. Insoweit erwarten wir den wesentlichen Einfluss auf den Dollar im Falle eines Wahlgewinns von Herrn Trump.
Was erwarten Sie in Kürze, also im September, nun von der US-Notenbank Fed?
Wir gehen davon aus, dass wir im September einen Zinsschritt der Fed sehen, und zwar um 50 Basispunkte (BP). Wir denken, dass dies von Fed-Chef Jerome Powell schon recht gut für die Märkte vorbereitet worden ist, nachdem er vor einigen Tagen beim Jackson Hole Forum sagte, die Zeit sei nun mehr gekommen, die Zinspolitik zu adjustieren. Die Fed muss die Zinsen relativ schnell um 100 BP senken, um den Leitzins ans obere Ende ihrer eigenen Modelle zu steuern. Wahrscheinlich passiert dies in zwei Schritten. Im November erwarten wir demnach dann einen weiteren Zinsschritt der Fed um nochmals 50 Basispunkte. Auf den Meetings des Offenmarktausschusses danach sollte es bis Mitte nächsten Jahres hinein dann auf jeder Sitzung eine Zinssenkung um 25 Basispunkte geben. Das hätte einen schwächenden Einfluss auf den Dollar zur Folge, denn wir gehen gleichzeitig davon aus, dass die EZB weniger stark die Leitzinsen senken wird. Das geht also tendenziell zu Lasten des Dollar.
Die Fed wird die Zinssenkung verständlicherweise vornehmen, um der schwächelnden Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Wie groß schätzen Sie das Rezessionsrisiko in den USA ein?
Die Wahrscheinlichkeit für ein Rezessionsszenario setzen wir mittlerweile mit 35% an. Im bisherigen Jahresverlauf waren wir nur von 25% ausgegangen. Wir haben einen schwächeren Arbeitsmarkt in den USA. Die Industrieproduktion ist in den großen Volkswirtschaften und damit auch in den USA rückläufig. Die Rezessionswahrscheinlichkeit könnte im kommenden Jahr auf 45% anwachsen, aber momentan sehen wir bestimmte Begleiterscheinungen einer sich anbahnenden Rezession noch nicht. Dazu gehören etwa enger werdende Gewinnmargen bei den Unternehmen. Und auch anhaltende Stressszenarien an den Finanzmärkten haben wir derzeit nicht. Nach dem Crash Anfang August haben sich die Märkte ja doch recht gut erholt. Aufgrund dieser Gemengelage haben wir die Rezessionswahrscheinlichkeit nur leicht von 25% auf 35% angehoben.
Welche Auswirkungen werden die US-Wahlen auf den Yuan haben?
Unabhängig davon, ob Trump oder Harris die US-Präsidentschaftswahl gewinnen wird, gehen wir davon aus, dass der Yuan gegenüber dem Dollar zur Schwäche neigen wird. Der Grund liegt darin, dass wir erwarten, dass die USA gegenüber China nach den Wahlen politisch gesehen härter auftreten werden, als sie es jetzt noch vor den Wahlen machen. Wir erwarten in beiden Fällen – bei einem Sieg Trumps aber auch bei einem Sieg von Harris –, dass Importzölle Realität werden. Bei Trump wird dies aber vermutlich noch eine Spur schärfer ausfallen, als das bei Harris der Fall sein wird. Und diese Importzölle werden den Dollar stärken, auch gegenüber dem Yuan.
Gibt es noch andere Hauptwährungen wie Pfund, kan. Dollar oder Schweizer Franken wo Sie deutlichere Auswirkungen der US-Wahlen sehen?
Ja, aber Grunde hängt das Ausmaß der Stärkung des Dollar oder Schwächung der jeweils anderen Währung davon ab, wer die Wahl gewinnen wird. Am Ende werden in beiden Fällen – Trump und Harris – die Zinsen sprich Bondrenditen im Dollarraum höher sein, als in vielen anderen Währungen, auch unter anderem aufgrund des in den USA höheren erwarteten Wachstums über die kommenden Jahre im Vergleich zu Europa, oder England zum Beispiel. Wir werden demzufolge Zuflüsse in den Dollar sehen, weil dieser eben höher verzinst wird als Assets in anderen Märkten. Der Dollar wird dadurch gestärkt und im umgekehrten Maße andere Währungen geschwächt. Damit rechnen wir durchaus auch beim Pfund, dem kanadischen Dollar oder dem Schweizer Franken.
Und wie schätzen Sie die Emerging-Markets-Währungen ein?
Sollten diese Länder auch von den Importzöllen betroffen sein, wird das auch zu einer Schwächung dieser Währungen führen. Eine Sondersituation könnte für Mexiko und damit für den mexikanischen Peso entstehen. Wenn der zu erwartende Konflikt mit China sehr konfrontativ verläuft, dann kann man durchaus erwarten, dass von den USA aus, verstärkt Produktion nach Mexiko ausgelagert wird. In Mexiko entsteht somit auch mehr Wirtschaftsleistung, was tendenziell zu einer Stärkung des Peso führen sollte. Das wäre dann durchaus ein gegenläufiger Effekt im Vergleich zu den Kapitalbewegungen, d.h. raus aus dem Peso oder anderen Währungen, rein in den Dollar.
Das Interview führte Kai Johannsen.
Das Interview führte Kai Johannsen.