VÖB-Institute für Dax optimistisch
VÖB-Institute für Dax optimistisch
Nach Phase der Volatilität soll Aktienmarkt aber erst 2025 wieder spürbar zulegen
Die Analysten der Banken des VÖB sind für die Aktienmärkte 2025 grundsätzlich optimistisch, schließen aber vorher gewisse Rückschläge nicht aus. In den USA sei mit einer Sektorrotation heraus aus den großen Technologiewerten zu rechnen. Allerdings werde die Technologie-Bubble nicht rasch platzen.
ku Frankfurt
Die Aktienstrategen der Mitgliedsinstitute des Bundesverbandes öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) rechnen zunächst mit Volatilität und einem gewissen Rückschlagspotenzial für den Aktienmarkt, gehen aber für 2025 davon aus, dass die Märkte wieder in einen Aufwärtstrend einschwenken. Im Durchschnitt der Prognosen wird für Ende Dezember von einem Stand des Dax von 18.689 Punkten ausgegangen, per Ende des kommenden Jahres soll aber ein Niveau von 19.750 Punkten erreicht werden. DekaBank und Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) halten sogar einen Stand von 20.000 Punkten per ultimo 2025 für realistisch.
Nach Einschätzung von Manfred Bucher, Senior Analyst Aktien und Zinsstrategie der BayernLB, sendet die Konjunktur derzeit gemischte Signale. Die Lage im verarbeitenden Gewerbe sei enttäuschend, bei den Dienstleistungen hingegen relativ robust. Die Entwicklung habe die Märkte insgesamt leicht negativ überrascht und insbesondere Rezessionsängste in den USA ausgelöst. Für die USA erwartet er nun aber eine weiche Landung der Konjunktur, was jedoch eine spürbare Abschwächung gegenüber 2024 beinhalte. Die BayernLB geht von einem Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr in den USA von 1,4% aus gegenüber 2,5% im laufenden Turnus. Für den Euroraum lasse sich nur von einer schleppenden Erholung sprechen. Für Deutschland rechnet Bucher 2024 mit Nullwachstum und 2025 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 0,5%. Im gesamten Euroraum soll im kommenden Jahr immerhin 1% erreicht werden. Hinsichtlich der Geldentwertung sieht er einen laufenden Disinflationstrend, der allerdings holprig ausfalle. Im Euroraum soll die Geldentwertung 2025 wie 2024 bei 2,5% liegen, für die USA prognostiziert er 2,7%. Die Zinssenkungshoffnungen an Geldmärkten hält er aktuell für übertrieben, was auch die Gefahr von Enttäuschungen an den Aktienmärkten beinhalte. Wolfgang Donnie, Analyst im Research der Nord/LB, sagte, an den Märkten werde derzeit mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% mit zwei Zinssenkungen durch die EZB im November und Dezember gerechnet.
Europa moderat bewertet
An den Aktienmärkten seien die Bewertungen in den USA hoch, in Europa aber moderat, betont Bucher. Für die USA sagt er einen Favoritenwechsel weg von den „Magnificent 7“, den sieben großen Technologieaktien, voraus. Der Anstieg der Unternehmensgewinne an den globalen Aktienmärkten soll 2025 zwischen 10% und 15% liegen, wobei die USA mehr Dynamik zeigten. In Europa habe es überwiegend negative Gewinnrevisionen gegeben.
Markus Reinwand, Aktienmarktstratege bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), konstatiert einen gewissen Gewöhnungseffekt der Märkte angesichts politischer Unsicherheit. Das Wachstum überrasche derzeit negativ, Rezessionssignale seien aber, wie die Vergangenheit zeige, kein K.-o.-Kriterium für Aktien. Frühindikatoren legten zudem nahe, dass sich die Gewinnperspektiven aufhellen. Was die US-Wahlen betrifft, so habe sich in der Vergangenheit der Aktienmarkt besser unter demokratischen als unter republikanischen Präsidenten entwickelt. Für die Regierungszeiten von Donald Trump und Joe Biden gelte, dass sich Trump als größere Belastung für die Aktienmärkte außerhalb der USA erwiesen habe. Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie der DekaBank, betont, die Wahl spiele auf Sicht von zwölf Monaten keine Rolle, könne aber kurzfristig den Markt taktisch beeinflussen – was sich als durchaus spannend erweisen könne. Dabei sei davon auszugehen, dass der Markt einen unklaren Wahlausgang gar nicht möge.
Erinnerungen an Dotcom-Bubble
Uwe Streich, Aktienstratege der LBBW, fühlt sich mit Blick auf den Boom bei den großen US-Technologiewerten an die Dotcom-Bubble erinnert, verweist aber darauf, dass diese erst nach mehr als 40 Monaten geplatzt sei, während der aktuelle Boom weniger als zwei Jahre laufe. Dass eine hohe Bewertung zu einer schwachen Kursentwicklung führe, habe in den Jahren seit 1988 mit einer hohen Zuverlässigkeit nur in der langen Frist von mehreren Jahren gegolten.