Finanzmärkte

„Wir haben wieder Zinsen“

AGI sieht bei der EZB noch maximal zwei Zinsschritte in diesem Jahr. Bei der Fed könnte es höchstens einer werden. Im Blick hat der globale Assetmanager auch den Bereich Private Markets, der attraktive Perspektiven bietet.

„Wir haben wieder Zinsen“

„Wir haben wieder Zinsen“

AGI erwartet noch maximal zwei Zinsschritte der EZB – Private Markets im Blick

Beim Assetmanager Allianz Global Investors (AGI) werden in diesem Jahr von der EZB noch maximal zwei Zinsschritte erwartet. Bei der Fed soll es höchstens ein Zinsschritt sein. Interessante Perspektiven sieht AGI im Bereich der Private Markets.

kjo Frankfurt

„Bei der Europäischen Zentralbank gehen wir in diesem Jahr noch von ein bis maximal zwei Zinsschritten aus. Und diese werden dann wahrscheinlich in den Quartalsendmonaten erfolgen, wenn den EZB-Verantwortlichen dann auch die neuen Projektionen zu Inflation und Wachstum vorliegen“, sagt Ingo R. Mainert, Managing Director und Chief Investment Officer (CIO) Multi Asset Europe bei Allianz Global Investors (AGI) anlässlich des Halbjahresausblicks des Assetmanagers. Bei der US-Notenbank geht Mainert in diesem Jahr nur von einem Zinsschritt aus, wahrscheinlich im September. Den Blick auf das nächste Jahr und auch schon leicht auf 2026 gerichtet, sieht der Kapitalmarktexperte die EZB bei einem Leitzinsniveau von 2,75% bis 2,75% ankommen. Bei der Fed sollten es bei diesem Zeithorizont 3,5% bis 3,75% sein. „Die Inflation darf uns dann aber nicht zu sehr überraschen“, hält Mainert aber fest. Bei dem Thema Zinssenkungen bleibt es für ihn dabei, dass die Zentralbanken „eher später“ zur Tat schreiten werden und „weniger“ an Zinssenkungen vornehmen werden als vor einiger Zeit an den Märkten noch angenommen wurde.

Die Gewinnerwartungen an den Aktienmärkten deuten seiner Ansicht nach auf einen hohen Optimismus bezüglich eines Konjunkturaufschwungs oder eines signifikanten Produktivitätssprungs etwa durch Künstliche Intelligenz. „Wir haben wieder Zinsen“, hält Mainert mit Blick auf die Renaissance des Zinses fest, die strukturell als klar positiv wertet. Er sieht das Momentum an den Aktienmärkten derzeit noch als intakt an, konstatiert aber auch einen fundamentalen relativen Bewertungsgegenwind als Risiko für die Märkte und verweist auf hohe US-Treasury-Bill-Renditen von guten 5%. Mainert verweist auf eine historisch hohe Konzentration auf wenige Werte (Glorreiche Sieben bzw. Vier) und deutliche Korrelationen im US-Aktienmarkt.

Verschuldung im Fokus

Die bekannten drei D, d.h. Deglobalisierung, Dekarbonisierung und Demografie, die das Wachstum bzw. Konjunkturentwicklung und damit auch die Finanzmärkte beeinflussen, ergänzt Mainert um zwei weitere D: Defense (Verteidigung) und das Thema Schulden (Debt). Er verweist auf hohe Schuldenkonzentrationen in Volkswirtschaften, und diese Aspekte würden die Wachstumskräfte künftig eher ein Stück weit nach unten führen.

Im Blick hat der globale Assetmanager aber auch Privatmarktanlagen wie Private Debt/Credit bzw. Private Equity. Ein breit gestreutes Private Markets Portfolio würde historisch stabile und attraktive Renditen generieren. „Ein breit diversifiziertes Private Markets Portfolio bietet Outperformance gegenüber einem Aktien-Renten-Portfolio“, sagt Raluca Jochmann, Managing Director und Leiterin des Private Markets Solutions Teams bei AGI. Entgegen manch konträrer Annahme im Markt seien die Private Markets Anlagen korreliert mit klassischen börsennotierten Anlagen. Sie verweist aber auch darauf, dass die Marktliquidität dieser Assets niedrig ist und ebenfalls die Markttransparenz als gering eingestuft werden muss.

Private Credit etwa bietet aktuell aber höhere Renditen als noch vor ein paar Jahren aufgrund der höheren Basiszinsen. Die Unternehmen weisen niedrigere Verschuldungsraten bei neu abgeschlossenen Darlehen auf. Langfristig sind laut Jochmann niedrigere Default-Raten und auch Verluste hier zu beobachten im Vergleich zum liquiden High-Yield-Anleihen-Segment.

Bei Private Equity sieht Jochmann Einstiegschancen bei neuen Beteiligungen durch eine künftig erwartete Normalisierung von zuvor eher hohen Bewertungen. „Die Marktaktivität ist derzeit noch langsam, aber M&A und Exit-Aktivitäten könnten im zweiten Halbjahr zunehmen“, sagt sie. Über alle Privatmarktanlagen hinweg betrachtet böten sich langfristig höchste Renditechancen, aber die Managerselektion sei hier sehr wichtig. Im Segment Infrastruktur sieht die Expertin ebenfalls Investmentmöglichkeiten, vor allem durch Dekarbonisierung und Digitalisierung. Langfristig böten sich hier stabile Renditen durch die niedrige Abhängigkeit vom Wirtschaftszyklus.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.