Simon Klein, DWS Xtrackers

„Wir wollen das Xtrackers- und Passivgeschäft weltweit ausbauen“

Die DWS will ihr Xtrackers- und Passivgeschäft weltweit ausbauen und in Europa wieder die Nummer zwei bei ETFs werden. Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erläutert der globale Xtrackers-Vertriebschef, Simon Klein, die fünf Schwerpunkte der Wachstumsstrategie.

„Wir wollen das Xtrackers- und Passivgeschäft weltweit ausbauen“

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Die börsennotierte Fondsgesellschaft hat im Dezember ihre weiterentwickelte Strategie vorgestellt, mit dem Ziel, ihren Shareholder Value zu steigern und das volle Potenzial des Unternehmens auszuschöpfen. Da­bei will die Gesellschaft auch ihr Xtrackers- und Passivgeschäft ausbauen, basierend auf der Erwartung eines anhaltend starken Wachstums bei passiven Produkten, die bei ausreichender Größe sehr profitabel seien. Per 30. September 2022 entfielen übrigens bereits satte 24% der von der DWS verwalteten Gelder in Höhe von insgesamt 833 Mrd. Euro auf das Segment Passive.

„Wir wollen das Xtrackers- und Passivgeschäft weltweit ausbauen und in Europa wieder die Nummer zwei im ETF-Markt werden“, erklärt Simon Klein, Global Head of Xtrackers Sales der DWS, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Daher haben wir vergangenes Jahr begonnen, eine Wachstumsstrategie zu erarbeiten. Wir haben die Grundlagen dafür gelegt, weiter wachsen zu können.“ Bei ETFs habe sich ein großer Trend ausgebreitet. „Die Wachstumstreiber haben sich verschoben in Richtung Privatanleger“, erläutert Klein. „Natürlich sind institutionelle Investoren übergeordnet noch immer die größten Kunden bei uns, aber der Privatanleger wird, gerade mit Blick auf Nettomittelzuflüsse, immer wichtiger.“ Im Rahmen der Wachstumsstrategie von Xtrackers stellte Klein fünf Schwerpunkte heraus.

„Ein großes Thema sind die digitalen Vertriebskanäle, die wir noch stärker ausbauen werden“, erklärt Klein. Dies umfasse die bekannten Kanäle wie Online- und Digital-Banken und Robo-Advisor, über die Anleger verstärkt investierten. Dazu zähle aber auch das Marketing über die Webseite und über Social Media, um vor allem über Content, also Inhalte, den Anleger zu erreichen.

Die traditionelle Werbung, wie man sie von früher kenne, reiche nicht mehr aus. „Im Vertrieb über digitale Kanäle sind wir bisher schon sehr erfolgreich in Deutschland,“ erläutert Klein. „Das werden wir jetzt entsprechend nach Europa ausrollen.“ Kooperationen mit Vertriebspartnern, die direkt Zugang zu den Privatanlegern haben, sollen ausgebaut werden. „In Italien haben wir eine Kooperation mit dem ersten Partner außerhalb Deutschlands bereits abgeschlossen“, sagt Klein. „Und da wird jetzt noch viel mehr passieren.“ Auch personell habe man aufgestockt, um die digitalen Vertriebskanäle europaweit auszubauen.

„Der zweite Punkt ist der weitere Ausbau der Produktpalette mit Schwerpunkt auf thematischen und nachhaltig ausgerichteten ETFs“, erklärt Klein. Bereits im vergangenen Jahr sei Xtrackers bei der Auflegung neuer Produkte extrem aktiv gewesen. „Gerade im ESG-Bereich bieten wir für Anleger jetzt viele Schattierungen an, bis hin zu SRI-Produkten mit Klimafilter oder auf der Renten- und Aktienseite Paris-Aligned-Benchmark-ETFs sowie Green-Bonds-ETFs“, sagt Klein. „Und für dieses Jahr ist wieder sehr viel geplant, sowohl bei ETFs mit Nachhaltigkeits-Schwerpunkten als auch thematischen ETFs.“ Gerade habe Xtrackers neue ETFs mit Fokus auf die UN-Nachhaltigkeitsziele aufgelegt. „Die Produktexpansion wird weitergeführt, und das ist extrem wichtig“, so Klein. „Wir haben uns immer schon als Supermarktanbieter gesehen, der letztlich alle Produkte für den Anleger im Regal stehen hat, die von Interesse sind.“ Xtrackers sei kein Nischenanbieter, sondern biete das komplette Sortiment an und lege auch innovative Produkte auf.

Als dritten Punkt im Rahmen der Wachstumsstrategie hat Klein die Ansprache weiterer Anlegergruppen wie Dachfonds, Vermögensverwalter, Family Offices etc. angeführt. „Denn die ETF-Industrie entwickelt sich weiter, der Fokus geht über die ganz großen Investoren hinaus“, so der ETF-Experte. Dabei bestehe gerade in Europa, wo man ja bei den ETFs gegenüber den USA hinterher sei, enormes Wachstumspotenzial. So liege in Europa das Verhältnis von ETFs im Vergleich zum gesamten verwalteten Fondsvolumen bei 12,5%, in den USA sei der Anteil der ETFs im Fondsmarkt doppelt so hoch. Und auf der Aktienseite betrage der Anteil von ETFs in den USA beispielsweise im Segment US-Aktien bereits 50%.

„Die Wachstumstreiber sind da, wir sehen, dass auf der einen Seite der Privatanleger investiert, aber auch jetzt die Semi-Institutionellen, die Vermögensverwalter in den Regionen, die haben jetzt auch ETFs als Anlagevehikel entdeckt und investieren verstärkt“, erläutert Klein. Dies geschehe europaweit. „Daher wollen wir auch in Ländern wie Großbritannien einen regionalen Vertrieb etablieren, der nicht allein die Top-Kunden, sondern auch Semi-Institutionelle betreut“, so Klein. „Wir übertragen den Ansatz, den wir seit Jahren hier in Deutschland schon umsetzen, auch auf Großbritannien und andere Länder.“ Die zunehmende Nachfrage erfordere auch zunehmend mehr Personal auf der Vertriebsseite, um das Wachstumspotenzial abschöpfen zu können.

„Der vierte Wachstumstreiber sind Gebührensenkungen bei wichtigen, bei Anlegern beliebten Indizes“, erklärt Klein. Dies komme zu einer breiten und qualitativ guten Produktpalette hinzu. „Wir führen diese Gebührensenkungen nur durch, wenn sie dauerhaft möglich sind, auf Basis von Skaleneffekten“, erläutert Klein. „Wenn die Fonds größer geworden sind, dann können wir Gebühren senken, das haben wir auch im vergangenen Jahr mehrfach gemacht.“ In Summe habe die DWS bei 13 Xtrackers-ETFs mit ungefähr 9 Mrd. Euro Assets under Management die Gebühren zum Teil deutlich reduziert. „Wir haben auch einige neue Anteilsklassen aufgelegt, die zu den günstigsten im Markt gehören, wie beim Xtrackers S&P 500 Ucits ETF, physisch replizierend, mit einer Pauschalgebühr von sechs Basispunkten im Jahr“, erläutert Klein. Im Durchschnitt betrage die jährliche Pauschalgebühr bei Xtrackers-ETFs 22 Basispunkte pro Jahr und bei den Core-ETFs, den wichtigen Kernindizes, 13 Basispunkte. „Dies zeigt, wie wettbewerbsfähig unsere ETF-Palette bepreist ist“, sagt Klein. „Wie wollen und wir können vor allem das Core-Segment extrem günstig anbieten.“

„Der fünfte Punkt der Wachstumsstrategie ist die Forcierung des weltweiten Vertriebs mit Ucits-ETFs in Asien und Lateinamerika“, erklärt Klein. „Asien inklusive Australien und Neuseeland sowie Lateinamerika sind für uns wichtige Wachstumsmärkte.“ Von Vorteil sei, dass Xtrackers schon seit Jahren in diesen Ländern mit einer Vertriebsmannschaft lokal aktiv sei. „Ucits-ETF, das ist das präferierte Anlagevehikel für viele Kunden aus Asien und Lateinamerika, weil sie oft steuerlich noch etwas transparenter als in USA gelistete ETFs sind“, so Klein. Kunden seien hier meist institutionelle Investoren wie u.a. Pensionskassen. „Die Nachfrage, die wir dort sehen, ist extrem groß.“ Im vergangenen Jahr habe man für das internationale Settlement die gesamten Palette von Xtrackers-ETFs auf den International-Central- Securities-Depository(ICSD)-Standard umgestellt. Dadurch sei das internationale Settlement einfacher und effizienter geworden. „Das ist schon ein Meilenstein, jetzt sind die Produkte international einfacher zu kaufen“, sagt Klein.

Insgesamt ist Klein überzeugt, dass der ETF-Markt in den kommenden Jahren weiter kräftig wachsen wird. „Wir erwarten, dass sich der Markt in den nächsten fünf Jahren wieder verdoppelt, hier in Europa zumindest. Gerade im internationalen Vergleich haben ETFs in Europa noch einiges an Wachstumspotenzial“, erklärt Klein. „Das gilt gerade für das Segment der Privatanleger, das jetzt stärker wächst.“ Das Geschäft von Xtrackers sei selbstverständlich profitabel und werde auch in den kommenden Jahren weiter kräftig wachsen.

In den vergangenen fünf Jahren habe sich das verwaltete Volumen der DWS im Segment Passive von rund 100 Mrd. Euro Ende 2017 auf mehr als 200 Mrd. Euro per Ende des dritten Quartals 2022 verdoppelt. „Mit unserer neuen Wachstumsstrategie schaffen wir die Voraussetzungen für starkes Wachstum in den kommenden Jahren“, erklärt Klein. „Daher dürften wir weitere Marktanteile gewinnen und im europäischen ETF-Geschäft wieder die Nummer zwei werden.“ Hinzu komme, dass Xtrackers, anders als manch anderer Anbieter, eine globale Marke sei und auch in Asien, Lateinamerika und in den USA wachse. „Manche Kunden wollen im ETF-Geschäft mit einem Global Player zusammenarbeiten. Und da sind wir bestens positioniert.“

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