Aktien

Zinssorgen der Anleger nehmen zu

Mit der von der EZB signalisierten Offenheit für eine Zinserhöhung bereits 2022 nehmen die Zinssorgen der Anleger zu. Strategen sind allerdings über die Folgen steigender Zinsen für Aktien uneins.

Zinssorgen der Anleger nehmen zu

Von Christopher Kalbhenn,

Frankfurt

An den Aktienmärkten nehmen die Zinssorgen zu. Der Dax, der in der abgelaufenen Woche bis auf mehr als 15700 Zähler gestiegen war, fiel am Freitag bis auf 15060 Punkte und lag zuletzt mit einem Wochenminus von 1,4% bei 15100 Zählern. Die deutlich höher als erwartet ausgefallene Inflation im Euroraum und insbesondere die anschließend von der EZB signalisierte Bereitschaft, gegebenenfalls bereits 2022 ihre Leitzinsen anzuheben, verunsichern die Marktteilnehmer, galt doch ein ersten Zinsschritt der Notenbank im laufenden Jahr vor kurzem als ausgeschlossen. Hinzu kam am Freitag der starke US-Arbeitsmarktbericht. Vor allem Tech-Aktien gerieten in der Woche unter Druck, Gewinner der Zinserhöhungserwartungen waren Banktitel. So stiegen etwa Deutsche Bank auf den höchsten Stand seit vier Jahren.

Allerdings sind sich Strategen über die Folgen steigender Zinsen für Aktien uneins. So glaubt die DZ Bank, dass selbst ein großer Zinsschritt der Fed um 0,50%, eine „geldpolitische Inflations-Notbremse, im März die Aktienmärkte nicht drücken wird. „Unsere Auswertungen historischer Kursdaten über die vergangenen vier Jahrzehnte hinweg ergaben, dass US-Leitzinsanhebungen größer 0,25% sich fast nie negativ auf den US-amerikanischen oder gar den deutschen Aktienmarkt ausgewirkt haben, weder in den Zeiträumen vor einer solchen Zinsanhebung noch danach. Wir erwarten daher keinen negativen (US-) Aktienmarkt-Impact bei einem möglichen ,Emergency Hike‘ im März.“

Die Commerzbank wiederum sieht Irritationspotenzial. Die Historie zeige, dass Aktienmärkte den Start von Leitzinserhöhungen wegstecken können, da nach einer Leitzinswende die Unternehmensgewinne regelmäßig weiter steigen. Ein Warnsignal sei aber häufig gewesen, wenn die Zinsstrukturkurven flach wurden. „Und genau hier liegt die Gefahr, wenn die Fed wie von uns nun erwartet den Leitzins bis Ende 2022 auf 1,50% bis 1,75% anheben sollte. Denn damit würde das Niveau des US-Leitzinses wahrscheinlich nur noch knapp unter der Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen liegen.“ Dieser unerwartet drastische Kurswechsel der Fed werde auch in den kommenden Monaten hohe Dax-Kursschwankungen bewirken.