Bundestag

Ampel wirbt für Fachkräftestrategie

Die Bundesregierung will mit einer „Fachkräftestrategie“ den Nachwuchsmangel bekämpfen. Die Opposition äußert Kritik an den bürokratischen Hürden – und auch die Wirtschaft sieht Verbesserungsbedarf.

Ampel wirbt für Fachkräftestrategie

ast Frankfurt

Mehr als jedes zweite Unternehmen in Deutschland be­klagt Probleme, geeignetes Personal für offene Stellen zu finden. Am Freitag diskutierte der Bundestag erstmals über die Fachkräftestrategie des Bundesarbeitsministeri­ums. „Fachkräftesicherung ist Wohlstandssicherung“, betonte Minister Hubertus Heil (SPD) zum Auftakt der Debatte. Bis 2035 fehlen Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Be­rufsforschung (IAB) rund 7 Millionen Fachkräfte. Die Opposition kritisierte die viel zu hohen bürokratischen Hürden bei der Talentsuche. Aus der Wirtschaft kamen überwiegend positive Rückmeldungen.

Mit der bereits im Herbst vorgestellten Strategie will die Ampel-Regierung die Aus- und Weiterbildung gezielt fördern und die Chancen für Frauen mit Kindern oder Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt deutlich verbessern. „Und wenn wir all diese inländischen Register gezogen haben, brauchen wir trotzdem zusätzlich qualifizierte Zuwanderung, um unsere Volkswirtschaft am Laufen zu halten“, sagte Heil. Er hatte bereits angekündigt, dass die Regierung ihr geplantes Gesetz für zusätzliche Einwanderung im März ins Bundeskabinett bringen wolle.

Widerstand dürfte dann nicht nur aus Reihen der AfD kommen. Auch die CDU vermisst einen „großen Wurf“. Der CDU-Abgeordnete Marc Biadacz etwa fand deutliche Worte: „Zur Wahrheit gehört, dass unnötige Bürokratie, fehlende Digitalisierung und lange Wartezeiten für viel Frust sorgen. Das macht unseren Arbeitsmarkt unattraktiver.“

„Viele gute Ansätze“

Thilo Brodtmann, Hauptgeschäftsführer des Maschinenbauverbands VDMA, lobte die Fachkräftestrategie. Diese enthalte „viele gute Ansätze“, so Brodtmann. „Der MINT-Aktionsplan zum Beispiel wird hoffentlich dazu beitragen, dass sich künftig mehr junge Frauen und Männer für eine Ausbildung im Maschinen- und Anlagenbau begeistern.“

Brodtmann beklagte aber auch Fehlanreize – in der Vergangenheit und in der aktuellen Strategie. So hätte etwa die „Rente mit 63“ dazu geführt, dass Fachkräfte noch knapper wurden. Die aktuell geplante Ausbildungsgarantie könne zudem dazu führen, dass „am Bedarf des Arbeitsmarktes vorbei ausgebildet wird“, so Brodtmann. Ähnliches gelte für die Weiterbildung. Und: „Eine Wahrheit sucht man auf den 40 Seiten der Fachkräftestrategie vergeblich: Es muss künftig mehr gearbeitet werden, nicht weniger.“ Anders seien der Wohlstand und die Sozialsysteme nicht aufrechtzuerhalten.

„Der Fachkräftemangel gefährdet die digitale Zukunftsfähigkeit unseres Landes“, sagte auch Achim Berg, Präsident des Digitalverband Bitkom. Die Fachkräftestrategie könne einen wichtigen Beitrag leisten, „wenn an zwei Stellen Erleichterungen eingeführt werden: bei der Forderung von Deutschkenntnissen und formalen Bildungsabschlüssen“, so Berg. IT-Experten bräuchten häufig keine Deutschkenntnisse, um ihren Job erfolgreich auszuüben.

Die Einwanderungsreform, die Anfang März im Kabinett beschlossen werden soll, sieht Erleichterungen für Einwanderer vor. So sollen sie nicht nur in ihrem angestammten Beruf arbeiten dürfen und Abschlüsse müssen nicht mehr in Deutschland anerkannt sein. Auch soll die Staatsbürgerschaft schon früher verliehen werden können – etwa wenn „besondere Integrationsleistungen“ wie gute Sprachkenntnisse vorliegen.

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