Attraktive Renditen sichern
An den Kapitalmärkten ist die Diskussion über die weitere Entwicklung von Aktien, Devisen, Bonds und Co getrieben von der Inflationsentwicklung – weitgehend zumindest. Das ist auch in den ersten sechs Wochen des neuen Jahres der Fall gewesen. Die Renditen der Bundesanleihen konnten sich zeitweise deutlich von den zuvor gesehenen Hochs absetzen. Der Dax schaffte einen guten Start in das neue Jahr.
Neue Nahrung bekam die Inflationsdiskussion in der gerade abgelaufenen Woche durch die Daten zur Teuerung in Deutschland. Danach blieb die Inflationsrate in Deutschland auch zum Jahresauftakt noch auf einem hohen Niveau, aber – und das stimmte viele im Markt nun wiederum optimistisch – sie kletterte eben nicht noch weiter nach oben. Die Verbraucherpreise stiegen im Januar um durchschnittlich 8,7% gegenüber dem Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von Reuters befragte Volkswirte hatten hingegen im Mittel der Schätzungen eine Inflationsrate für den abgelaufenen Monat von 8,9% in Aussicht gestellt. Im Dezember hatte die heimische Teuerung noch 8,6% betragen. Doch diese Zahl kann wegen einer Umstellung der Statistik noch nachträglich angepasst werden. Details hierzu soll es gegen Ende dieses Monats geben. Zu berücksichtigen ist allerdings auch, dass nun im Vergleich zu Vorjahreszahlen so langsam der Basiseffekt seine Wirkung zeigt. Die Steigerungen werden aus mathematischen Gründen dann nicht mehr so hoch ausfallen.
Scharfe Rezession?
An den Märkten hat man sich auch darauf eingestellt, dass große Volkswirtschaften – wesentlich auch unter dem Einfluss der Energiepreisentwicklung – in die Rezession abrutschen, einige sind bekanntlich bereits im Rezessionsmodus angekommen. Es stellt sich somit vielerorten nicht mehr die Frage, ob es zur Rezession kommen wird, sondern wie scharf oder mild die Kontraktion der Konjunktur letzten Endes sein wird. Hatten vor einigen Monaten noch viele im Markt mit einer deutlichen Eintrübung der Konjunktur gerechnet, sind viele Experten in das Lager derjenigen gewechselt, die noch einen vergleichsweise moderaten Rückgang der Wirtschaftsleistung erwarten. Das muss bekanntermaßen abgewartet werden. Mit dem Rückgang der konjunkturellen Aktivitäten und auch einer damit einhergehenden rückläufigen Inflationsentwicklung sollte auch der Druck auf die Notenbanken abnehmen, die Leitzinsen immer weiter zu erhöhen.
Gipfel in Sicht
Somit scheint der Zinsgipfel nach den deutlichen Steigerungen des Jahres 2022 nun immer mehr in Sichtweite zu kommen. Manch einer im Markt prognostiziert für das Ende dieses Jahres bereits eine Umkehr, also dass die Zentralbanken wohl beginnen darüber nachzudenken, die Zinsen wieder zu senken. „Das Ende der Fahnenstange scheint in Sicht zu sein, und die Märkte haben es gespürt“, so etwa Dave Chappell, Senior Fixed Income Portfolio Manager beim Investmentmanager Columbia Threadneedle. Auch wenn die Entscheidung für die März-Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) mit einem Zinsschritt von 50 Basispunkten festzustehen scheine, könnten sich die globalen Bedingungen bis zur Sitzung des Ausschusses Mitte Juni noch einmal ganz anders darstellen. EZB-Chefin Christine Lagarde habe zwar betont, dass es danach noch mehr zu tun gebe, doch die Notenbank könnte mit der Fortsetzung ihrer restriktiven Geldpolitik allein dastehen, so Chappell.
Sollte das Ende der Fahnenstange bei den Leitzinsen in diesem Jahr erreicht werden, ist bei den Renditen der sicheren Staatsanleihen wie Bundestiteln auch nicht mehr viel Spielraum für weitere Steigerungen. „Die derzeitigen Niveaus der globalen Staatsanleihemärkte sind attraktiv“, wird etwa bei dem Investmentmanager Aegon Asset Management festgehalten. Die US-Treasuries würden bereits eine Verlangsamung der Wirtschaftsentwicklung und Zinssenkungen schon weit vor dem Jahresende einpreisen. Einerseits habe dies den Rückgang der Anleiherenditen begünstigt, andererseits sei es noch zu früh, um Aussagen über die weitere Entwicklung der Federal Funds Rate zu treffen, da noch keine Klarheit über die wirtschaftliche Entwicklung besteht, so die Experten.
Anleger sollten angesichts dieser Perspektiven die aktuellen Renditeniveaus von Bunds & Co genauer ansehen und vielleicht die eine oder andere gute Rendite auf aktuellen Niveaus auch mal festzurren. Sie könnten bald der Vergangenheit angehören.