Bayer trotzt dem widrigen Umfeld
ab Köln
Auch im dritten Quartal hat Bayer dem inflationären Umfeld getrotzt. Umsatz und Ergebnis legten im Berichtsquartal in allen Segmenten zu, wie aus dem Zwischenbericht hervorgeht. Allen voran das Agrarchemiegeschäft profitierte von den hohen Glyphosat-Preisen und überkompensierte damit hohe Saatgutretouren in Nordamerika. Vor der Presse machte Bayer-Chef Werner Baumann allerdings deutlich, wie schwierig das aktuelle Marktumfeld ist. Die Kostensteigerungen beträfen praktisch alle Bereiche – von den Inputfaktoren über Energie bis hin zu den Lagerhaltungskosten. Es sei zu erwarten, dass sich die hohe Inflation im kommenden Jahr fortsetze, sagte Baumann.
Zudem hat sich Bayer zum Ziel gesetzt, bis zum Jahresende unabhängig von russischem Erdgas zu sein. „Aber es bleiben Unsicherheiten.“ Höchste Priorität misst Bayer dem Beschaffungsmanagement bei, seien die globalen Lieferketten doch weiterhin „sehr angespannt“. Daher würden die Lagerbestände weiterhin aufgestockt. Das spiegelte sich im Berichtsquartal auch in einem Rückgang des Free Cashflow um 11 % auf 1,7 Mrd. Euro. Im Gesamtjahr wird allerdings mit einem leicht höheren Free Cashflow als bislang erwartet gerechnet, da weniger Geld als geplant für Vergleichsauszahlungen für Rechtsfälle ausgegeben wird.
Baumann zufolge untermauern die Quartalszahlen aber auch, wie robust das Geschäftsmodell sei. Mit 2,45 Mrd. Euro landete das um Sondereinflüsse bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) im Berichtsquartal um gut 17 % über dem Vorjahreswert. Damit wurde der Analystenkonsens übertroffen. Der Umsatz kam zeitgleich um 15,3 % auf 11,3 Mrd. Euro voran, knapp 1 Mrd. Euro entfiel dabei allerdings auf positive Wechselkurseffekte. Im operativen Ergebnis machten sich die Währungseffekte dagegen mit 78 Mill. Euro negativ bemerkbar
„Wir sind auf dem besten Weg, unsere im August angehobenen Finanzziele für das Gesamtjahr zu erreichen“, sagte der Bayer-Chef. Demnach wird auf währungsbereinigter Basis im Gesamtjahr mit einem Umsatz zwischen 47 und 48 Mrd. Euro kalkuliert, ein Plus von 8 %. Für das bereinigte Ebitda – vor Währungs- und Portfolioeffekten – werden 12,5 Mrd. Euro avisiert. An der Börse ließ sich damit gleichwohl nicht punkten. Mit einem Tagesverlust von 3,9 % trug Bayer die rote Laterne im Dax.
Unter den Divisionen stach abermals die Pflanzenschutzsparte mit satten Umsatz- und Ergebniszuwächsen um 8,4 % bzw. 33,5 % hervor. Grund dafür waren vor allem höhere Verkaufspreise für glyphosathaltige Produkte. Der Herbizidumsatz stieg im Berichtsquartal währungsbereinigt um 45 % auf 1,7 Mrd. Euro. Allerdings wies Finanzchef Wolfgang Nickl darauf hin, dass sich die Lage im vierten Quartal weiter normalisieren werde, nachdem im Berichtsquartal bereits Preisrückgänge im Vergleich zur ersten Jahreshälfte zu verzeichnen waren. Regional stiegen die Umsätze in Lateinamerika und Europa/Nahost/Afrika zweistellig, während die Erlöse in Nordamerika aufgrund der Saatgutretouren deutlich zurückgingen.
Xarelto-Erlöse geben nach
In der Pharma kam Bayer im Berichtsquartal nicht ganz so flott voran. Grund dafür waren Umsatzrückgänge mit dem Blockbuster Xarelto. Dahinter standen vor allem Erlösrückgänge in China, aufgrund des dort herrschenden Preisregimes, und in Brasilien aufgrund des dortigen Patentablaufs.
Demgegenüber standen die erfolgreiche Markteinführung des Krebsmedikaments Nubeqa sowie steigende Erlöse mit dem Augenmedikament Eylea, dem zweitgrößten Umsatzbringer der Pharmasparte. Das operative Spartenergebnis erhöhte sich um gut 15 %. Hier profitierte Bayer auch vom Verkauf von Randgeschäften.
Das Ausbleiben hoher Sonderlasten, das die Bilanz in den Vorquartalen häufig belastete, sorgte dafür, dass sich das Ergebnis vor Zinsen und Steuern im Berichtsquartal auf 1,2 Mrd. Euro mehr als verdoppelte. Das bereinigte Ergebnis je Aktie aus fortgeführtem Geschäft landete nach neun Monaten mit 6,59 Euro um mehr als ein Viertel über dem Vergleichswert. Erst im Oktober hatte Bayer den Verkauf des Geschäftsbereichs Environmental Science an den Finanzinvestor Cinven zu einem Preis von umgerechnet 2,6 Mrd. Euro abgeschlossen.
Zudem winken knapp 500 Mill. Euro aus dem Verkauf des Testosteronmedikaments Nebido an Grünenthal. Die Transaktion wurde im November abgeschlossen. Beides wird sich positiv auf die Nettoverschuldung auswirken, die zum Bilanzstichtag währungsbereinigt bei 31 Mrd. Euro landen soll. Nominal liege die Verschuldung etwa 2 Mrd. Euro höher, sagte Finanzchef Wolfgang Nickl.
Bayer | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 38 739 | 32 963 |
Bereinigtes Ebitda | 11 051 | 8 784 |
Bereinigtes Ebit | 7 804 | 5 912 |
Sondereinflüsse | −2 224 | −4 580 |
Ebit | 5 580 | 1 332 |
Finanzergebnis | −1 780 | −783 |
Konzernergebnis | 3 539 | −161 |
Free Cashflow | 1 691 | −120 |
Nettoverschuldung | 35 884 | 33 985 |
Börsen-Zeitung |