Aktienmarkt

Dax zündet nächste Stufe

Die Marktteilnehmer sind zunehmend überzeugt, dass die Notenbanken recht bald eine Zinserhöhungspause einlegen und eine sanfte Landung gelingen wird. Das könnte den Dax noch weiter hochtreiben.

Dax zündet nächste Stufe

An den Börsen haben in der abgelaufenen Handelswoche die Sektkorken geknallt. Die Marktteilnehmer haben sich nach den zinspolitischen Be­schlüssen und Erläuterungen der Fed und der EZB in ihrer Erwartung bestärkt gefühlt, dass die Leitzinsen nicht mehr allzu stark und allzu lang steigen werden und die US-Währungshüter im Verlauf der zweiten Jahreshälfte, wenn die Inflation deutlich weiter zurückgegangen sein wird, ihren Leitsatz bereits wieder senken werden. Dabei haben die Notenbanken nichts dergleichen signalisiert und erneut be­tont, dass sie so lange an ihrem restriktiveren Kurs festhalten werden, bis sie die Voraussetzungen für eine sich nicht allzu sehr in die Länge ziehende Rückkehr der Inflation auf das 2-%-Ziel für gegeben sehen, auch wenn die Äußerungen des Fed-Chairman Jerome Powell weniger falkenhaft klangen als das Kommuniqué zu den Beschlüssen der Fed. Nichtsdestotrotz zündete der Dax die zweite Stufe seiner fulminanten Hausse seit Jahresbeginn und kletterte mit 15521 Zählern auf den höchsten Stand seit rund einem Jahr.

Tatsächlich waren die Äußerungen der Zentralbanken eher nebulös gehalten, um eben keine falschen Erwartungen zu wecken. Der Umfang der weiteren Zinserhöhungen und das Timing ihres Endes wird von den weiteren Daten, insbesondere eben den Inflationszahlen ab­hängen. In dieser Hinsicht brachte der Freitag mit den US-Arbeitsmarktzahlen, die deutlich stärker als erwartet ausfielen, etwas Ernüchterung. Denn er deutet darauf hin, dass sich der Rückgang der zu hohen Kern­inflation als zäher Prozess erweisen könnte.

Mit 11 Prozent im Plus

Die Aktienmärkte, die schon vor den Daten nachgegeben hatten, rutschten nach den Zahlen vorübergehend noch etwas tiefer ins Minus. Doch das ist aus Dax-Sicht verschmerzbar. Schließlich weist der Index mit zuletzt 15476 Punkten seit Jahresbeginn einen kräftigen Gewinn von 11% auf. Günstige Bewertungen, stark gefallene Energiepreise, deutlich reduzierte Gefahren einer tiefen Rezession und vor allem die Zinshoffnungen haben den fulminanten Anstieg getrieben. Die Marktteilnehmer sind zunehmend überzeugt, dass eine sanfte Landung gelingen wird.

Es stellt sich allerdings die Frage, ob sich die sinkende Inflation und das nahende Ende des Zinserhöhungszyklus nicht allmählich als Kurstreiber für die Aktienmärkte abnutzen beziehungsweise wie weit sie die Kurse am Aktienmarkt noch treiben können. Schließlich hat der Dax seit seinem Tief vom September von 11863 Punkten bereits um 30,5% zugelegt.

Das Bankhaus M.M. Warburg ist in dieser Hinsicht zuversichtlich. Gehe die Inflation wie erwartet zurück und blieben neue Preisschocks aus, könnten die Notenbanken schneller als momentan erwartet den Fuß von der Bremse nehmen. „Trotz eines eher schwachen wirtschaftlichen Umfelds in diesem Jahr dürfte der Rückgang der Inflation der ausschlaggebende Grund für ein erfreuliches Kapitalmarktjahr 2023 sein. Die Kapitalmärkte sollten somit ihre Aufholjagd nach dem verkorksten Vorjahr in der nächsten Zeit fortsetzen“, so das Institut.

Die Commerzbank rechnet ebenfalls mit einer zunächst weiter guten Entwicklung, sieht aber mittelfristig Risiken. „Mit der besser als befürchteten Gewinnsaison und der weniger falkenhaften US-Notenbank haben sich die Aussichten für die Aktienmärkte aufgehellt, so dass sich die Aktienmärkte im ersten Quartal weiter deutlich besser entwickeln dürften, als wir es für möglich gehalten hatten.“ Dies ändere jedoch nichts an den Belastungsfaktoren, die mittelfristig für wieder stärkere Kursschwankungen an den Aktienmärkten sprächen. „So waren die jüngsten deutschen Konjunkturdaten zu den Auftragseingängen (−5,3% zum Vormonat), den Exporten (−6,3%) und dem Einzelhandel (−5,3%) sehr schwach.“ Zudem seien die Gewinnerwartungen für 2023 im vergangenen Quartal weiter stetig nach unten revidiert worden: für den Dax um 1%, für den Euro Stoxx 50 um 3,9% und für den S&P 500 um 3,8%.

Sehr skeptisch ist die Bank of America. Sie befürchtet, dass die Markthoffnungen auf eine sanfte Landung enttäuscht werden. Das Rezessionsrisiko bleibe hoch, das aggressive Anziehen der geldpolitischen Zügel beginne mit der üblichen Verzögerung auf der Wirtschaft zu lasten. Das Institut rechnet mit einem Rückgang der europäischen Gewinne je Aktie um 20% und einer anziehenden Risikoprämie für Aktien. Als Folge der erwarteten Rezession wird der Stoxx Europe 600 (derzeit 461 Punkte) seiner Meinung nach auf 365 Punkte im zweiten Quartal fallen.

MARKTDATEN
3.2.Vortag
Dax15476,43−0,21%
Euro Stoxx 504257,980,40%
S&P 500 (18h)4174,17−0,13%
1 Euro in Dollar (20h)1,08111,0910
Gold in Dollar (20h)1865,161912,37
Öl/März in Dollar (20h)79,5081,70
Bundrendite 10 J.2,202,07
US-Rendite 10 J.3,563,42
3-M-Euribor2,5452,545
Quelle: Refinitiv
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