Energie

Eon über­rascht mit Gewinn­ziel

Der Energieversorger rechnet 2023 mit stärker steigenden Gewinnen im Kerngeschäft als im Vorjahr. Gleichzeitig hat der Konzern die Verschuldung deutlich gesenkt.

Eon über­rascht mit Gewinn­ziel

ak Essen

 Nach einem unerwartet ertragsstarken Jahr will Eon 2023 den Gewinn im fortgeführten Ge­schäft noch stärker steigern als zu­vor. Der Energieversorger veröffentlichte am Mittwoch eine Prognose, die Analysten und Investoren positiv überraschte. Europas größter Verteilnetzbetreiber will den operativen Gewinn um mindestens 11%, das Nettoergebnis um mindestens 21% steigern. Konkret rechnet Eon für den laufenden Turnus mit einem bereinigten Ebitda zwischen 7,8 und 8,0 Mrd. Euro. Das liegt zwar nominal unter dem Wert von 8,1 Mrd. Euro für 2022, doch sind in der aktuellen Prognose die Stromerträge aus den bis Mitte April laufenden Kernkraftwerken nicht mehr enthalten. Verglichen werden müsste also mit dem operativen Ergebnis aus dem Kerngeschäft von 7 Mrd. Euro im Jahr 2022.

Aktie an Dax-Spitze

Eon setzte sich mit der Prognose am Mittwoch an die Dax-Spitze und konnte als einer der wenigen Werte im Kurs leicht zulegen. Die Aktionäre sollen für das vergangene Jahr eine um 2 Cent erhöhte Dividende von 0,51 Euro erhalten. Auch für die kommenden Jahre verspricht Eon weiterhin ein stetiges Plus von bis zu 5%.

Der Konzern rechnet für 2023 außerdem mit einem bereinigten Konzernüberschuss von 2,3 bis 2,5 Mrd. Euro, was dem Mittelfristziel für 2027 von 2,5 Mrd. Euro schon sehr nahe kommt.

Konzernchef Leonhard Birnbaum sprach bei der Bilanzvorlage in Essen von einem Boom für Ener­gieinfrastruktur-Unternehmen. Das gelte nicht nur für den Heimatmarkt. „In Tschechien beispielsweise gehen die Anschlussbegehren für Erneuerbare durch die Decke“, sagte der Eon-Lenker.

Zweite vielbeachtete Nachricht des Tages war die Ausweitung der Investitionen. Für den Fünf-Jahres-Zeitraum bis 2027 plant der Energieversorger jetzt 33 Mrd. Euro ein, 6 Mrd. Euro mehr als für den Fünf-Jahres-Zeitraum bis 2026. Ein Großteil der Steigerung gehe mit einer tatsächlich erhöhten Leistung einher, ein geringerer Teil des Investitionsplus sei der Inflation geschuldet, sagte CFO Marc Spieker bei der Bilanzvorlage in Essen.

Die Investitionen sollen im laufenden Jahr im Vergleich zu 2022 deutlich steigen. Eon veranschlagt 5,8 Mrd. Euro, im Vorjahr beliefen sich die Ausgaben nur auf knapp 4,8 Mrd. Euro. Das war weniger als ursprünglich geplant. Der Vorstand schreibt im Geschäftsbericht, sowohl im Netzgeschäft als auch im Geschäftsfeld Energy Infrastructure Solutions hätten sich Projekte verzögert.

Der Dax-Konzern hat seine Verschuldung im vergangenen Jahr deutlich senken können. Die wirtschaftliche Nettoverschuldung reduzierte sich um 6 Mrd. Euro, was etwa zur Hälfte an schrumpfenden Rückstellungen für Pensionen und Rückbauverpflichtungen lag, für die Eon infolge des Zinsanstiegs weniger reservieren muss. Doch auch der deutlich gestiegene Cashflow und 1,1 Mrd. Euro Zuflüsse aus Desinvestitionen halfen. Finanzvorstand Spieker bezifferte den Verschuldungsfaktor auf 4,1 und damit deutlich unterhalb der bisherigen Zielspanne zwischen dem 4,8- und 5,2-Fachen des Ebitda. Künftig will Eon höchstens bei 5,0 liegen.

Welchen Ertrag die auslaufende Atomstromproduktion in diesem Jahr noch generiert, darauf wollte sich Spieker nicht festlegen. Ziemlich sicher sei nur, dass Eon 2 Terawattstunden produzieren und verkaufen werde. Das geschehe zu den sehr volatilen Preisen am Spotmarkt. Eon-Chef Birnbaum rechnet nicht damit, dass der letzte Atommeiler Isar 2 noch länger als bis zum 15. April am Netz bleibt. „Wir haben keine Indikation, dass die Politik ihre Abschaltentscheidung überdenkt.“

Die Beteiligung an der Ostseepipeline Nord Stream 1 hat Eon inzwischen vollständig abgeschrieben. Vor einem Jahr hatte sie noch mit 1,2 Mrd. Euro in den Büchern gestanden. „Wir nehmen weiterhin unsere Rechte als Minderheitsgesellschafter wahr“, sagte Finanzchef Spieker. Eon wolle Gazprom nicht einfach das Feld überlassen. Die Betreibergesellschaft konzentriere sich im Moment darauf, wie die beiden zerstörten Leitungen versiegelt und entwässert werden könnten. Ob die Leitungen irgendwann repariert werden, sei pure Spekulation.

Eon
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20222021
Umsatz11566077358
Bereinigtes Ebitda80597889
Bereinigtes Ebit51974723
Konzernüberschuss22425305
Ber. Konzernüberschuss27282503
Ber. Erg. je Aktie (Euro)1,050,96
Dividende (Euro)0,510,49
Investitionen47534762
Operativer Cashflow100454069
Wirtschaftliche Nettoschulden       32742       38773
Roce (%)8,87,8
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