EQT steht wohl vor Offerte für Va-Q-Tec
kro Frankfurt
Aktionäre des in der Corona-Pandemie stark gefragten Spezialisten für Hightech-Dämmlösungen, Va-Q-Tec, bekommen angesichts einer bevorstehenden Übernahmeofferte durch den schwedischen Finanzinvestor EQT glänzende Augen. Der Aktienkurs legte am Montag um 43 % auf 25,45 Euro zu und machte damit die in diesem Jahr aufgrund des wirtschaftlichen Abschwungs und der Inflation entstandenen Verluste so gut wie wett.
Der Vorstand um Konzernchef Joachim Kuhn stehe „voraussichtlich kurzfristig“ vor dem Abschluss einer Zusammenschlussvereinbarung mit der Sotus 861. GmbH und ihrer Alleingesellschafterin, die vom EQT X Fonds kontrolliert wird, teilte das Unternehmen aus Würzburg mit. Sotus 861. laufe dabei künftig unter dem Firmennamen Fahrenheit Acquico GmbH.
EQT Private Equity plane demnach die Bekanntgabe eines freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots. Der Finanzinvestor hatte sich vergangenes Jahr zusammen mit Hellman & Friedman aus San Francisco bereits den Münchener Online-Haustierbedarfshändler Zooplus einverleibt und von der Börse genommen. Im Herbst hat sich der Private-Equity-Investor zudem eine Minderheitsbeteiligung an der Wirtschaftsauskunftei Schufa gesichert und arbeitet nun daran, den Anteil zu vergrößern.
Vorstand unterstützt Offerte
Für die Aktien von Va-Q-Tec würde EQT nun je 26 Euro auf den Tisch legen und das Unternehmen so mit knapp 350 Mill. Euro bewerten. Das Angebot würde mehr als dem Doppelten des volumengewichteten Durchschnittskurses der vergangenen drei Monate vor der Bekanntgabe entsprechen. Es sei eine Mindestannahmeschwelle von 62,5 % und ein Delisting des 2016 an die Börse gegangenen Unternehmens geplant.
Außerdem soll Va-Q-Tec im Zuge der Übernahme aufgespalten werden. Dabei ist geplant, dass das Service- und System-Geschäft für die Pharmabranche mit Envirotainer AB, einer der Portfoliogesellschaften von EQT, zusammengelegt wird. Das Geschäft im Bereich der thermischen Energieeffizienz und Thermoboxen soll hingegen in einer eigenständigen, neuen Gesellschaft langfristig weiterentwickelt werden.
Zudem ist im Falle einer Übernahme eine Kapitalerhöhung von 10 % zur Finanzierung des weiteren Wachstums geplant. Ein Bezugsrecht für Aktionäre werde dabei ausgeschlossen. Die Schweden wollen zudem über den Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags verhandeln.
Der Vorstand sowie der Aufsichtsrat wollen das Übernahmeangebot unterstützen − behalten sich dabei aber unter anderem die Prüfung der von EQT zu veröffentlichenden Angebotsunterlage vor, hieß es weiter. Gründer und CEO Kuhn sowie die Gründerfamilien kommen auf einen Anteil von 25,8 % aller Aktien.
Wärmedämmung boomt
Mit seinen Thermohochleistungsverpackungen hatte es Va-Q-Tec in der Corona-Pandemie zu einiger Berühmtheit gebracht. Denn in der weltweiten Verteilung von Impfstoffen und -Testkits war der temperaturstabile Transport von Medizinprodukten plötzlich stark gefragt. Allein in Deutschland bekam zeitweilig fast jeder Zweite einen Corona-Impfstoff gespritzt, der zuvor in einer Thermobox von Va-Q-Tec unterwegs war. Die Isolationslösungen der Würzburger kommen aber auch in anderen Bereichen zum Einsatz, etwa bei der Wärmedämmung an Gebäuden, der Isolation von Warmwasserleitungen und im Thermomanagement von E-Autos.
Die Geschäfte laufen entsprechend gut. Seit dem IPO war Va-Q-Tec jedes Jahr durchschnittlich um 24 % gewachsen. 2021 schrieb die Firma erstmals unter dem Strich schwarze Zahlen. Auch wenn sich die Umsatzentwicklung in diesem Jahr aufgrund des allgemein verschlechterten wirtschaftlichen Umfelds verlangsamt hat und der Mittelständler die gestiegenen Preise nicht vollständig kompensieren konnte, rechnen Analysten auch künftig mit einer zunehmenden Nachfrage nach Produkten zur Verbesserung der Energieeffizienz. Va-Q-Tec selbst geht bis 2025 von einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 20 % aus. Die Ebitda-Marge soll dann in einer Spanne von 22 bis 26 % liegen. 2021 waren es 15 %.
Public-to-Private nimmt zu
2021 war das Volumen von solchen Public-to-Private-Deals laut Bain & Company um mehr als die Hälfte auf einen Rekordwert von 469 Mrd. Dollar gestiegen. Weil Private-Equity-Häuser weltweit noch immer auf riesigen Summen von zugesagtem, aber noch nicht investiertem Kapital (Dry Powder) sitzen, erwarten Experten der Bank of America, dass es ab dem Ende des ersten Quartals 2023 wieder verstärkt zu solchen Transaktionen kommen wird. Das liegt auch an den niedrigen relativen Bewertungen der börsennotierten Firmen. Zugleich werden Finanzinvestoren zunehmend als attraktive Eigentümer erachtet. Das gilt zumindest insofern, als dass sie ihre Anteile oftmals länger halten als Börseninvestoren und im Zweifelsfall auch unternehmerisch eingreifen können.