HHLA will grünes Licht für Cosco
ste Hamburg
Die endgültige Freigabe des umstrittenen Einstiegs des chinesischen Terminalbetreibers Cosco Shipping Port Limited (CSPL) beim Hamburger Containerterminal Tollerort (CTT) der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) durch die Bundesregierung steht nach wie vor aus. HHLA-Vorstandschefin Angela Titzrath sagte in der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens, man habe „in gewisser Weise“ Verständnis dafür, dass das Wirtschaftsministerium gerade viele Themen bearbeiten müsse. „Aber wir glauben, dass wir nach 18 Monaten alle Fragen beantwortet haben, und freuen uns täglich auf eine Rückmeldung.“
Ende Oktober 2022 hatte die Bundesregierung dem Erwerb einer Minderheitsbeteiligung an der CTT-Betriebsgesellschaft von 24,9% durch CSPL unter Auflagen zugestimmt. Vorausgegangen war eine Kontroverse auch innerhalb der Ampel-Koalition über die im September 2021 zunächst vereinbarte CSPL-Beteiligung von 35% am kleinsten der drei Hamburger HHLA-Containerterminals und einen möglichen Zugriff Chinas auf kritische Infrastruktur in Deutschland.
Nach dem Rechtsbescheid sei dem Wirtschaftsministerium ein Vertrag Ende Dezember zugegangen, so Titzrath. Die Forderungen des Bescheids seien „aus unserer Sicht vollumfänglich“ erfüllt, ihr liege keine offene Frage vor. Die HHLA-Chefin sagte, am Industriestandort Deutschland hingen 1,35 Millionen Arbeitsplätze an den Seehäfen, mehrheitlich am Hamburger Hafen. „Wir vertrauen der Bundesregierung, dass dies zur Kenntnis genommen wird, und wir erwarten vom Bundeswirtschaftsministerium, dass es dieser Verantwortung nachkommt.“
China ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner des Hamburger Hafens. Rund 30% der Waren, die im größten deutschen Seehafen pro Jahr umgeschlagen werden, kommen aus oder gehen nach China. Durch die CTT-Beteiligung von Cosco, mit der die HHLA seit vier Jahrzehnten geschäftlich verbunden ist, würde Hamburg zum bevorzugten Hub-Standort für Asien-Verkehre. Dies, so Titzrath, sei wichtig, um Ladungsmengen aus Fernost an den Standort Hamburg zu binden und Beschäftigung nicht nur im Hafen zu sichern. Auch die Versorgung von Verbrauchern und der Industrie in Deutschland und Europa mit Gütern aus Asien hänge davon ab.
Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte auf Anfrage, man prüfe, ob die Vorgaben der Teiluntersagung ordnungsgemäß umgesetzt würden. Zu Details könnten keine Angaben gemacht werden. Die HHLA hatte in der Vergangenheit mehrfach betont, die alleinige Kontrolle über alle wesentlichen Entscheidungen zu behalten. CSPL erhalte keinen Zugriff auf strategisches Know-how, IT- und Vertriebsdaten blieben allein in der Verantwortung der HHLA. Containerreedereien sind weltweit an Hafenterminals beteiligt. Die dänische Mærsk etwa hält Anteile in chinesischen Häfen, Cosco ist auch an anderen Häfen Europas engagiert.
Unterdessen spürt die HHLA, die einen ihrer europäischen Terminals im Schwarzmeerhafen Odessa betreibt, die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs. Wie bereits Mitte Februar auf Basis vorläufiger Zahlen berichtet, ging das operative Ergebnis (Ebit) im börsennotierten Teilkonzern Hafenlogistik 2022 um 5,2% auf rund 202 Mill. Euro zurück – was oberhalb der Erwartung von 160 bis 195 Mill. Euro lag. Der Containerumschlag sank um 7,9% auf unter 6,4 Millionen Standardcontainer (TEU). Die HHLA profitierte von stark erhöhten Lagergelderlösen aufgrund der gestörten Lieferketten. Für 2023 hält die HHLA bei einem moderaten Anstieg von Containerumschlag und Containertransport ein Ebit im Teilkonzern zwischen 145 bis 175 Mill. Euro für möglich.
Für das vergangene Geschäftsjahr will die HHLA ihren Aktionären, allen voran der mit rund 69 % beteiligten Stadt Hamburg, trotz des um gut ein Fünftel auf 82 Mill. Euro gesunkenen Jahresüberschusses eine im Vorjahresvergleich unveränderte Dividende von 0,75 Euro je börsennotierter A-Aktie zahlen. Mit 66 (i. V. 53) % läge die Ausschüttungsquote im Zielkorridor von 50 bis 70% des Überschusses nach Anteilen Dritter.
HHLA | ||
Konzernzahlen nach IFRS1 | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 1 578 | 1 465 |
Ebitda | 396 | 407 |
Ebit | 220 | 228 |
Ebit-Marge (%) | 14,0 | 15,6 |
Jahresüberschuss1 | 93 | 112 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | 1,23 | 1,50 |
Divid. je Aktie (Euro)2 | 0,75 | 0,75 |
Operativer Cashflow | 279 | 316 |
Investitionen | 203 | 232 |
Eigenkapitalquote (%) | 31,5 | 25,2 |
Roce3 (%) | 9,7 | 10,6 |
Beschäftigtenzahl | 6 641 | 6 444 |
1) Nach Anteilen anderer Gesellschafter; 2) je dividendenberechtigte börsennotierte A-Aktie; 3) Rendite auf eingesetztes Kapital Börsen-Zeitung |