Welthandel

„Hoffnungs­schimmer“ für deutsche Exporteure

Gemischte Signale für die deutschen Exportindustrie: Einerseits schwächt sich der Welthandel ab. Andererseits beruhigen sich die Lieferketten – und vor allem eine wichtige Branche frohlockt.

„Hoffnungs­schimmer“ für deutsche Exporteure

rec Frankfurt

Die deutsche Außenwirtschaft geht mit gemischten Gefühlen in den Winter. Einerseits haben sich die Exporterwartungen der Industrie geringfügig verbessert, wie das Ifo-Institut auf Basis seines monatlichen Stimmungsbarometers berichtet. Andererseits berichtet die Welthandelsorganisation (WTO) auf der Grundlage von Frühindikatoren, dass sich der Welthandel abschwächt. „Der Lieferkettenstress nimmt ab“, fassen die Ökonomen der DZ Bank die Lage zusammen, „aber die Risiken steigen“.

Der Warenaustausch verliert schon seit geraumer Zeit an Schwung. Der WTO zufolge ist dieses Jahr zwar noch mit einem Gesamtwachstum von 3,5% im Welthandel zu rechnen. Den in Genf ansässigen Experten zufolge dürften die Umfänge im kommenden Jahr aber nur noch minimal um 1% wachsen. Mit der Eskalation der Coronakrise in China kommt ein weiterer erheblicher Belastungsfaktor hinzu.

Autoindustrie frohlockt

Insgesamt ist das Wachstum im Welthandel laut WTO inzwischen deutlich unter den langfristigen Trend gefallen. Schwäche signalisieren in erster Linie die weltweiten Exportaufträge, das Frachtvolumen in der Luftfahrt und die Nachfrage nach Elektronikbauteilen. Die Subindizes zur Containerschifffahrt, in der unter anderem die Frachtraten deutlich gesunken sind, und der Bedarf an Rohstoffen halten sich wackerer. Als positiven Ausreißer nach oben hebt die WTO die deutlich gestiegene Automobilproduktion hervor, was unter anderem an höheren Verkaufszahlen in den USA liege.

Das ist vor allem für die deutsche Industrie eine positive Nachricht – und deckt sich mit Erkenntnissen des Ifo-Instituts aus der aktuellen Umfrage zu den Exporterwartungen der nächsten Monate. „Nach dem Dämpfer im Vormonat rechnet die Automobilindustrie wieder mit Exportzuwächsen“, konstatiert Ifo-Chef Clemens Fuest. Damit zeichne sich ein „Hoffnungsschimmer“ für die deutsche Exportindustrie ab. Maschinenbau und Elektroindustrie rechneten hingegen kaum mit zusätzlichen Impulsen, Getränkehersteller, Möbelindustrie und Chemie sogar mit rückläufigen Umsätzen. „Positive und negative Aussichten halten sich daher gegenwärtig die Waage“, fasst Fuest zusammen.

Ähnlich sieht es DZ-Bank-Ökonom Matthias Schupeta. Ein Lichtblick ist für ihn, dass sich Schiffsstaus auflösen und sich dadurch die Lieferkettenprobleme beruhigen. Allerdings träfen gut gefüllte Warenlager auf eine spürbar sinkende Nachfrage. Insbesondere Einzelhändler müssten nun mit „teilweise aggressiven Rabattaktionen“ versuchen, die Lager abzuverkaufen. „Unglückliches Timing“, findet Schupeta. Alles in allem werde der positive Ausblick auf die Lieferketten „durch eine Reihe von Unwägbarkeiten getrübt“ – allen voran die Coronakrise in China.

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