Jungheinrich kauft Storage Solutions
ste Hamburg
Mit seiner bis dato größten Akquisition steigt der Hamburger Intralogistikkonzern Jungheinrich in den schnell wachsenden US-Markt für Lagerautomatisierung ein. Das familiendominierte MDax-Unternehmen übernimmt nach eigenen Angaben die im Bundesstaat Indiana ansässige Storage Solutions. Mit den Private-Equity-Firmen Merit Capital Partners und MFG Partners sowie mit dem Management von Storage Solutions sei ein Vertrag unterzeichnet worden, der einen Kaufpreis von rund 375 Mill. Dollar vorsieht. Hinzu komme eine erfolgsabhängige Komponente im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich gemessen am Kaufpreis. Diese könne das Management, das Storage Solutions weiterhin führen soll, innerhalb von drei Jahren nach Vollzug der Transaktion erreichen.
Der Abschluss der Transaktion, die noch unter dem Vorbehalt von Bedingungen wie der fusionskontrollrechtlichen Freigabe in den USA steht, wird im zweiten Quartal erwartet. Jungheinrich stellt in Aussicht, dass sich der Zukauf von Beginn an positiv auf den Gewinn je Aktie, den freien Cashflow je Aktie und die bereinigte operative Rendite (Ebit-Marge) auswirken wird.
Der 1978 gegründeten Storage Solutions, einem führenden Anbieter von Lösungen aus den Bereichen Regalsysteme und Lagerautomatisierung in den USA, steht für 2022 ein Umsatz von voraussichtlich rund 290 Mill. Dollar und bei einem um Einmaleffekte bereinigten operativen Ergebnis (Ebit) von ca. 34 Mill. Dollar eine bereinigte Ebit-Marge von rund 12% ins Haus. Die Akquisition zahlt auf das strategische Ziel von Jungheinrich ein, bis 2025 den Anteil des außerhalb Europas erwirtschafteten Umsatzes auf 20% zu erhöhen. Im Geschäftsjahr 2021 hatte diese Quote bei 13% gelegen.
Diese Zielvorgabe der vor gut zwei Jahren vorgestellten Strategie „2025+“ dürfte mit Storage Solutions bereits erfüllt werden. Von Überlegungen, den weltweiten Auftritt vor allem in China durch einen Zukauf oder eine größere Kooperation zu stärken, hatte Jungheinrich zwischenzeitlich Abstand genommen und sich auf eine Expansion im US-Markt ausgerichtet.
Die Akquisition von Storage Solutions sei ein „wichtiger Schritt bei der Umsetzung unserer Strategie 2025+“, erklärte Jungheinrich-Vorstandschef Lars Brzoska nun. Sie schaffe „eine ausgezeichnete Gelegenheit, unsere geografische Präsenz in den USA zu erweitern und eine starke strategische Plattform für das Wachstum in der Lagerautomatisierung in der gesamten Region zu schaffen“. Die Akquisition ergänzt die Partnerschaft von Jungheinrich mit Mitsubishi Logisnext Americas im US-Flurfördergeschäft. Bei Jungheinrich kalkuliert man mit erheblichen Cross-Selling-Möglichkeiten.
Den Kauf des US-Unternehmens mit 170 Beschäftigten will Jungheinrich aus Barmitteln und Fremdkapital finanzieren. Finanzchef Volker Hues sagte der Börsen-Zeitung, der Fremdkapitalanteil stehe noch nicht fest. Geplant ist, den Kaufpreis zunächst über eine Brückenfinanzierung aus dem Hausbankenkreis zu zahlen und im Jahresverlauf Details der Finanzierung festzulegen.
Jungheinrich ließ sich bei der Transaktion von Morgan Stanley als Finanz- und von Freshfields Bruckhaus Deringer als Rechtsberater begleiten. Die Due Diligence wurde von Deloitte unterstützt. Als Finanz- und Rechtsberater von Storage Solutions traten Baird bzw. Goodwin Procter auf. Anleger nahmen die Nachrichten positiv auf – der Kaufpreis wird bei einem Unternehmensbewertungs-Multiple von 11 offenbar als vertretbar angesehen. Die Jungheinrich-Aktie legte am Mittwoch als größter Tagesgewinner im MDax um 4,9% auf 35,54 Euro zu.