Microsoft stärkt Bing mit KI
kro Frankfurt
Microsoft hegt zurzeit offenbar große Hoffnungen, endlich von einer Milliarden-Investition in die Forschungsfirma OpenAI aus dem Jahr 2019 zu profitieren. Laut einem Bericht des Online-Tech-Magazins „The Information“ bereitet der Software-Konzern gerade den Start einer neuen Version seiner Suchmaschine Bing vor, in der die auf künstlicher Intelligenz basierende Software des vor gut einem Monat gestarteten Chatbots ChatGPT zum Einsatz kommen soll. Der Prototyp des Bots hatte seit seiner Veröffentlichung Ende November hohe Wellen geschlagen und innerhalb von wenigen Tagen die Neugier von mehr als einer Million Nutzer geweckt.
Antworten statt Links
Insidern zufolge verfolge Microsoft das Ziel, die Internet-Suche mit Hilfe von ChatGPT insofern zu verbessern, als dem Nutzer nicht mehr einfach nur eine Liste voller Links angeboten wird, sondern natürlich klingende, ausformulierte Antworten. Weil die Software von OpenAI zudem in der Lage ist, auch den Kontext eines „Gesprächs“ beziehungsweise einer Anfrage vergleichsweise stimmig zu erfassen, könnten die Antworten von Bing zugleich relevanter und akkurater werden, so die Hoffnung. Beobachter weisen seit dem Start von ChatGPT zwar regelmäßig auf dessen Schwächen hin. So sind die Antworten des Chatbots beispielsweise nicht immer korrekt. Dennoch wird das neueste Sprachmodell von OpenAI für die Zukunft als mögliche Alternative zu Google erachtet.
Die neue Bing-Version könnte Microsoft schon vor Ende März an den Start bringen, hieß es weiter. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge prüfe der Konzern, dessen Suchmaschine derzeit nicht ansatzweise an die Marktmacht von Alphabets Google heranreicht (siehe Grafik), derzeit aber noch die Genauigkeit des Chatbots und die Frage, wie schnell dieser in die Suchmaschine integriert werden könne. Die neue Version könne zudem vorerst einer eng gefassten Nutzergruppe zur Verfügung gestellt werden.
Konzern macht Tempo
Microsoft hatte mit Blick auf die Entwicklungen bei OpenAI schon im vergangenen Jahr nicht viel Zeit ins Land gehen lassen und wenige Monate nach der ersten öffentlichen Vorstellung der Bilderzeugungs-KI DALL-E angekündigt, diese sowohl in sein Bürosoftware-Paket Microsoft 365 und in Bing zu integrieren. Der Konzern aus Redmond war 2019 bei der von Elon Musk mitgegründeten OpenAI eingestiegen, mit einer Geldspritze von 1 Mrd. Dollar. Im Rahmen der Partnerschaft hatte sich Microsoft später exklusive Nutzungsrechte an der dritten Version des Sprachmodells GPT-3 gesichert und dafür die Rechenleistung seiner eigenen Cloud-Computing-Plattform Azure zur Verfügung gestellt. Im Oktober berichtete das „Wall Street Journal“, dass die beiden Unternehmen in fortgeschrittenen Gesprächen über eine weitere Finanzierungsrunde stünden.