Neuer Philips-CEO baut zum Start Personal ab
hek Frankfurt – Der neue Philips-Chef Roy Jakobs, der seit 15. Oktober im Amt ist, kündigt den unverzüglichen Abbau von 4000 Arbeitsplätzen an. Das entspricht 5% der Belegschaft. Bei der Präsentation des neuen Quartalsberichts sprach Jakobs von einem schwierigen, aber notwendigen Schritt.
Der niederländische Medizintechnikkonzern ist in eine Krise geschlittert, die vor allem auf hartnäckige Probleme in den Lieferketten und den millionenfachen Rückruf schadhafter Beatmungsgeräte zur Behandlung von Schlafapnoe, also Atemaussetzern während des Schlafs, zurückgeht. Philips stehe vor zahlreichen Herausforderungen, räumte der neue CEO ein, der den langjährigen Firmenchef Frans van Houten abgelöst hat. Die Resultate des dritten Quartals 2022 spiegelten das wider.
Jakobs will an drei Eckpunkten ansetzen. Zum einen werde Philips die Arbeitsweise vereinfachen, um produktiver zu werden und die Agilität zu erhöhen. Zum anderen will der CEO die Lieferkettenabläufe verbessern, etwa durch Konsolidierung von Lieferanten, Dual Sourcing und die Rationalisierung der Lagerflächen. Außerdem kündigt Jakobs an, Patientensicherheit und Qualitätsmanagement zu stärken.
Die Aufwendungen für den Personalabbau schätzt der Konkurrent von Siemens Healthineers auf 300 Mill. Euro in den kommenden Quartalen. Die Kosteneinsparungen werden auf 300 Mill. Euro im Jahr veranschlagt. Damit nicht genug: 2023 stehen den Angaben zufolge voraussichtlich zusätzliche Umstrukturierungen und damit verbundene Kosten an. Auf dem Prüfstand stünden unter anderem Lieferprozesse und die organisatorische Komplexität.
Für den Austausch der schadhaften Schlaftherapie- und Beatmungsgeräte hat Philips bisher 4 Millionen Ersatzgeräte und Reparatursets hergestellt. 90% der Produktion und Auslieferungen will der Konzern in diesem Jahr abschließen. Nach letzten Angaben geht das Management davon aus, dass 5,5 Millionen Geräte repariert oder ersetzt werden müssen. Ursache ist ein zerfallender Schaumstoff, dessen Teilchen als möglicherweise krebserregend gelten. Mit dem US-Justizministerium verhandelt Philips über einen Vergleich. Darüber hinaus sind mehrere Sammelklagen und Klagen von Einzelpersonen anhängig.
Auf den Goodwill der von dem Rückruf betroffenen US-Tochter Respironics hat Philips im dritten Quartal 1,3 Mrd. Euro abgeschrieben. Die Wertminderung wird mit Revisionen der Finanzprognose begründet. Die Niederländer hatten Respironics 2008 übernommen.
Die enttäuschenden Eckdaten des dritten Quartals hat Philips bereits Mitte Oktober veröffentlicht (vgl. BZ vom 13. Oktober). Demnach stürzte das adjustierte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Goodwillabschreibungen (Ebita) von 512 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum auf 209 Mill. Euro ab. Die Umsatzrendite fiel von 12,3% auf 4,8%. Der Ausblick auf das vierte Quartal wird bestätigt. Philips stellt Umsatzeinbußen, bereinigt um Währungseinflüsse und Portfolioveränderungen, im mittleren einstelligen Prozentbereich in Aussicht. Im Berichtsquartal waren die Erlöse vergleichbar um 5% auf 4,3 Mrd. Euro gesunken. Die bereinigte Ebita-Marge soll im Schlussviertel 2022 im hohen einstelligen bis zweistelligen Prozentbereich liegen.
Wertberichtigt Seite 2
Philips | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 12 405 | 12 212 |
Veränderung (%) * | −5 | +3 |
Betriebl. Ergebnis | −1700 | 391 |
Bereinigtes Ebita | 667 | 1 406 |
in % des Umsatzes | 5,4 | 11,5 |
Forschung und Entwicklung | 1600 | 1331 |
Goodwill-Impairment | 1331 | 15 |
Nettoergebnis | −1500 | 3173 |
Nettoschulden | 7531 | 3808 |
Börsenwert (24.10.22) | 11 431 | |
*) vergleichbarBörsen-Zeitung |