Schaeffler streicht 1.300 Arbeitsplätze
jh München
Schaeffler plant, bis Ende 2026 rund 1300 Stellen zu streichen, davon drei Viertel in Deutschland. Der Auto- und Industriezulieferer begründet dies mit der konsequenten Ausrichtung auf die Elektromobilität. „Dies bedeutet im Umkehrschluss auch, die Kostenbasis zu reduzieren und Überkapazitäten abzubauen“, teilt das Unternehmen in Herzogenaurach mit. Der Vorstand rechnet mit Einsparungen von maximal 100 Mill. Euro im Jahr. Der Aufwand für den Personalabbau wird mit rund 130 Mill. Euro beziffert. Ein Großteil davon werde voraussichtlich mit einer Rückstellung im aktuellen Quartal berücksichtigt, wenn der Stellenabbau mit dem Betriebsrat abgestimmt sei, sagte Finanzvorstand Claus Bauer der Börsen-Zeitung.
Schaeffler beschäftigt rund 82700 Mitarbeiter, vor vier Jahren waren es noch fast 10000 mehr. Wegen der Coronakrise hatte das Unternehmen 2020 das damals laufende Abbauprogramm auf 1900 Stellen in Europa ausgeweitet. Nun heißt es, drei Viertel des nächsten Kapazitätsabbaus entfielen auf Stellen in der Verwaltung sowie auf zentrale Funktionen in der Forschung und Entwicklung für Verbrennungsmotoren. Autohersteller reduzierten ihre Entwicklung für Verbrenner kontinuierlich, argumentiert Schaeffler. Das mache „zusätzliche Anpassungen erforderlich“. Wettbewerbsfähige Kostenstrukturen seien entscheidend, um die Transformation weiter zu beschleunigen. Das Unternehmen kündigte an, betriebsbedingte Kündigungen vermeiden zu wollen. Grundlage für möglichst sozialverträgliche Schritte sei die 2018 mit der Gewerkschaft IG Metall abgeschlossene Zukunftsvereinbarung.
Die Quartalszahlen von Schaeffler kamen am Dienstag an der Börse gut an. Der Aktienkurs stieg um 12,2% auf 6,23 Euro. Das operative Ergebnis und die Umsatzrendite übertrafen die Erwartungen des Marktes. Die Analysten von J.P. Morgan attestierten dem Unternehmen „Stärke auf allen Ebenen“.
Der Umsatz stieg währungsbereinigt um gut 20% auf 4,24 Mrd. Euro, in den ersten neun Monaten um knapp 9% (siehe Tabelle). Alle Regionen hätten zum Wachstum beigetragen, berichtet Schaeffler. Der Umsatz in China erholte sich mit einem Anstieg um fast 25% im dritten Quartal.
„Schwierige Verhandlungen“
Die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) verringerte sich von Januar bis September auf 6,9 (i.V. 9,3)%, was mit hohen Fracht- und Logistikkosten begründet wird. Im dritten Quartal nahm die bereinigte Ebit-Marge allerdings auf 8,4 (7,8)% zu. „Es ist uns in allen Sparten gelungen, die gestiegenen Verbrauchspreise an den Markt weiterzugeben“, berichtete Finanzvorstand Bauer. Eine Zahl nannte er nicht, es seien bei weitem aber nicht 100%. „Tendenziell sind die Verhandlungen mit den Autoherstellern sehr schwierig, aber fair.“ Einfacher seien sie mit anderen Zulieferern und mit Händlern in der Distribution.
Für die Jahresprognose ist der Vorstand etwas zuversichtlicher: „Wir sehen uns jetzt tendenziell am oberen Ende fürs Gesamtjahr“, berichtete Bauer mit Bezug auf die angepeilte Ebit-Marge von 5 bis 7%. Das gelte auch für die Umsatzprognose mit einem währungsbereinigten Wachstum von 6 bis 8%.
Von den drei Geschäftssparten erzielte die Industrie (unter anderem Lager für Windkraftanlagen) im dritten Quartal mit 14,1% die höchste Marge. „Das war eine außergewöhnliche Leistung, getrieben von Volumen, Preis und Produktmix“, sagte Bauer.
Schaeffler | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 11 790 | 10 346 |
Bereinigtes Ebit | 813 | 962 |
Automotive | 213 | 437 |
Auto Aftermarket | 198 | 207 |
Industrie | 402 | 318 |
Nettoergebnis | 417 | 611 |
Freier Cashflow* | 35 | 468 |
Nettofinanzschulden | 2331 | 2014 |
Mitarbeiter (Anzahl) | 82 702 | 83 935 |
*) vor M&ABörsen-Zeitung |