Italien

Unicredit lässt Aktionäre jubeln

Die HVB-Mutter Unicredit hat die Erwartungen der Analysten 2022 deutlich übertroffen und will eine Rekorddividende zahlen. Auch für 2023 ist CEO Andrea Orcel optimistisch.

Unicredit lässt Aktionäre jubeln

Mit einer regelrechten Kursexplosion hat die Aktie der HVB-Mutter Unicredit am Dienstag auf die Veröffentlichung von Jahreszahlen reagiert. Die Bank hatte für 2022 mit 5,2 Mrd. Euro einen deutlich höheren Nettogewinn erreicht als die von Analysten erwarteten 4,8 Mrd. Euro. Unicredit hatte schon im zurückliegenden Jahr die Gewinnprognose mehrmals nach oben korrigiert. Die Aktionäre sollen für das abgelaufene Geschäftsjahr 1,5 Mrd. Euro mehr erhalten als 2021. Insgesamt 5,25 Mrd. Euro in Form eines Aktienrückkaufs und einer Dividende.

Trotz der Rekordausschüttung ist die bereits ohnehin komfortable Kernkapitalquote weiter gewachsen. Und CEO Andrea Orcel, der vom besten Geschäftsjahr seit mehr als zehn Jahren sprach, ist auch für 2023 optimistisch und will Übernahmen nicht grundsätzlich ausschließen.

Hauptwachstumsträger waren neben einem lebhaften Kreditgeschäft vor allem der deutlich gewachsene Zinsüberschuss infolge der Zinswende sowie weitere Kostensenkungen. Zudem wurde die Risikovorsorge erheblich reduziert. Im vierten Quartal sanken die Rückstellungen auf 528 Mill. Euro im Vergleich zu 810 Mill. Euro im Vorjahr. Angesichts des unsicheren Umfelds überraschte dies einige Analysten. Er sehe keine signifikanten Risiken im Hinblick auf Kreditausfälle, sagte Orcel und grenzte sich damit vom italienischen Bankenverband ABI ab, der im Jahresverlauf einen Anstieg der Kreditausfallrate von derzeit 2,3% auf 3,8% erwartet.

Auf das gesamte Jahr gesehen ist die Risikovorsorge von Unicredit um 16 % auf 1,9 Mrd. Euro gestiegen. Davon entfielen allein 882 Mill. Euro auf Russland, wo die HVB-Mutter nach wie vor präsent ist. Das Institut legt deshalb zwei separate Gewinn-und-Verlust-Rechnungen vor, einmal mit und einmal ohne das russische Geschäft. Insgesamt hat Unicredit ihr Engagement in dem Riesenreich nach eigenen Angaben um gut zwei Drittel oder 4,1 Mrd. Euro reduziert. Orcel zufolge sollen die Risiken aus dem Engagement weiter sinken.

Im vergangenen Jahr belastete das Russland-Geschäft den Nettogewinn der Bank mit 220 Mill. Euro. Doch selbst bei einem Totalausfall habe dies nur begrenzte Folgen für die Bank, sagte Orcel. Die Ukraine hat Sanktionen und die Beschlagnahmung von Vermögenswerten von Banken und anderen Unternehmen angekündigt, die wie Unicredit nach wie vor in Russland präsent sind.

Orcel erwartet in diesem Jahr nur eine milde Rezession. Er rechnet mit einem stabilen Gewinn und weiteren Kostensenkungen. Die Ausschüttung an die Anteilseigner soll ein ähnliches Niveau wie für 2022 erreichen. Bei einer solchen Entwicklung würde die Bank, die ihrem Strategieplan zufolge bis 2024 etwa 16 Mrd. Euro ausschütten will, vermutlich deutlich höhere Überschüsse erzielen als vorgesehen. In diesem Fall werde entweder die Dividende erhöht oder aber, was Orcel bevorzugen würde, es würden Akquisitionen geprüft. „Wenn diese einen Mehrwert schaffen, würden wir das tun“, so Orcel auf die Frage eines Analysten. Unicredit wird in Italien wieder als Kandidat für eine Übernahme der gerade rekapitalisierten mehrheitlich staatlichen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) gehandelt. Unicredit hatte die Übernahme des Instituts im Herbst 2021 geprüft, dann aber davon Abstand genommen.

Nach dem Auslaufen des aktuellen Strategieplans im Jahr 2024 will Orcel außerdem prüfen, ob man ein eigenes Lebensversicherungsgeschäft auf- und das Assetmanagement intern ausbaut. Die derzeitige Strategie ist es, einerseits Kernkompetenzen zu stärken und die Digitalisierung voranzutreiben und andererseits in den Sektoren, in denen man allein nicht stark oder kompetent genug ist, auf Partnerschaften zu setzen. Im Versicherungsgeschäft ist etwa die Allianz ein wichtiger Partner, im Assetmanagement der Vermögensverwalter Azimut. Unicredit hat derzeit 193,5 Mrd. Euro Assets under Management. Analysten von Jefferies beurteilten die Zahlen positiv und raten zum Kauf. Man sehe beim Zinsüberschuss noch Aufwärtspotenzial. Allerdings sieht Jefferies Risiken für die Bank durch das starke Exposure in den sehr gasabhängigen Hauptmärkten Italien und Deutschland. Die Analysten erwarten zudem, dass Unicredit das Russland-Geschäft komplett abschreiben muss.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.