Zuversicht für Elektroautos
jh München
Die Manager in der weltweiten Autoindustrie haben die Erwartungen an die künftige Bedeutung von Elektrofahrzeugen heruntergeschraubt. Vor einem Jahr hatten in der Branchenumfrage des Beratungsunternehmens KPMG Vorstände und Geschäftsführer den E-Autos in der Spitze einen Marktanteil von 70% im Jahr 2030 zugetraut. Nun sind die optimistischen Schätzungen auf einen Marktanteil von 40% gesunken. Das zeuge noch immer von Zuversicht, kommentiert KPMG die Zahl.
Zudem stellten die Autoren der Studie fest, dass sich auch die Prognosespanne für den Marktanteil verringert hat. Reichte diese 2021 von 20 bis 70%, so sind es in diesem Jahr 10 bis 40%. „Die Erwartungen für den weltweiten Absatz von Elektrofahrzeugen (EV) im Jahr 2030 werden realistischer“, lautet die Schlussfolgerung von KPMG.
Befragt wurden mehr als 900 Manager in 30 Ländern. Die Erwartungen haben sich vor allem in Indien, Brasilien und Japan abgeschwächt. In Indien werde wegen der unzureichenden Infrastruktur die Nachfrage nach E-Autos wahrscheinlich viel geringer sein als nach Fahrzeugen mit zwei oder drei Rädern. „Brasilien konzentriert sich möglicherweise weniger auf Batterien und mehr auf alternative Kraftstoffe wie Ethanol“, erwartet KPMG. Japans führende Autohersteller legten wahrscheinlich den Schwerpunkt weiterhin auf Hybridfahrzeuge und andere Energiequellen wie Wasserstoff.
Einstieg von Apple erwartet
Insgesamt ist die Zuversicht in der Branche jedoch gewachsen, dass Elektroautos auch ohne Subventionen eine Kostenparität mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor erreichen, wie KPMG berichtet. Was den erwarteten Zeitpunkt betrifft, hat sich innerhalb eines Jahres wenig verändert. 9% der Befragten sind der Ansicht, dass die Parität schon erreicht ist. 24% rechnen für 2025 mit einer Gleichheit, 37% für 2030.
Auf die Frage nach dem Marktführer für batterieelektrische Autos im Jahr 2030 bleibt Tesla mit knapp 200 Antworten vorn (siehe Grafik). Die meisten Antworten für die zweite Position im Markt erhielten Audi und BMW. An vierter Stelle liegt Apple. Seit langem gibt es Gerüchte, dass der Technologiekonzern an einem Auto arbeitet. „Viele Führungskräfte glauben, dass Apple in den Automarkt einsteigen wird“, schreibt KPMG. Vor einem Jahr hatte Apple in der Rangliste der Einschätzungen erst an neunter Stelle gelegen.
Trotz der aktuellen Schwierigkeiten ist ein großer Teil der Manager in der Autoindustrie auf mittlere Sicht zuversichtlich. 83% erwarten, dass das Unternehmen, für das sie arbeiten, in den nächsten fünf Jahren „profitabel wachsen“ kann. Jedoch sind drei Viertel der Ansicht, dass steigende Zinsen, Inflation und hohe Energiepreise das Geschäft erschweren. Hinzu kommt: „Lieferengpässe sorgen weiter für schlaflose Nächte“, sagt KPMG-Senior-Partner Goran Mazar. Die Autohersteller konzentrierten sich auf sogenanntes Near- und On-Shoring, um ihre Abhängigkeit von Lieferanten in nur einem oder zwei Ländern zu verringern. 65% der Befragten sind der Ansicht, eine Rückverlagerung von Produktion in die Industrieländer sei sehr oder extrem wichtig. „Die De-Globalisierungsära beginnt“, meint Mazar.