Geringes Stellenwachstum

Abkühlung am US-Arbeitsmarkt setzt sich fort

Der US-Arbeitsmarkt hat im August weiter an Schwung verloren. Da die Fed sich auch auf Vollbeschäftigung konzentrieren muss, könnte die Abschwächung den Weg ebnen für mehrere Zinssenkungen.

Abkühlung am US-Arbeitsmarkt setzt sich fort

Abkühlung am US-Jobmarkt setzt sich fort

Privatsektor mit geringstem Stellenwachstum seit Anfang 2021 – Lohnerhöhungen moderat

det Washington

Der US-Jobmarkt hat sich im August weiter abgekühlt und dürfte die Notenbank in ihren Plänen bestätigen, sich nun auf die zweite Komponente ihres Mandats, nämlich Vollbeschäftigung, zu konzentrieren. Wie der Arbeitsmarktdienstleister Automatic Data Processing (ADP) berichtete, entstanden im Privatsektor nur 99.000 neue Stellen. Eine geringere Zahl hatte das Institut zuletzt im Januar 2021 ermittelt. Damals stand der Jobmarkt aber noch im Zeichen der Corona-Pandemie, die in zahlreichen Branchen Arbeitsplätze vernichtet hatte.

Das Stellenwachstum hat nun den fünften Monat in Folge an Tempo eingebüßt. Die Neueinstellungen lagen zudem deutlich hinter den Markterwartungen. So hatten Bankvolkswirte im Schnitt mit etwa 140.000 Jobs gerechnet. Schlechter als zuvor angenommen fielen auch die Zahlen für Juli aus. Diese revidierte ADP von 122.000 auf 111.000 nach unten. 

Durch Schwäche zeichnete sich insbesondere das verarbeitende Gewerbe aus. Dort strichen Firmen 8.000 Stellen. Diese wurden durch den Bergbau exakt ausgeglichen. Bauunternehmen stellten hingegen 27.000 neue Mitarbeiter ein. Als Stütze des Jobmarkts erwies sich abermals der Dienstleistungssektor. Dort kam es zu 72.000 Neueinstellungen. Ebenfalls treibende Kräfte waren das Gesundheits- und Bildungswesen mit einem Plus von 29.000 und Finanzdienstleister mit 18.000 Jobs. Zuwächse ermittelte ADP auch im Handel und der Transportwirtschaft sowie dem Gast- und Freizeitgewerbe. 

Keine Entlassungswelle

„Nach zwei Jahren außergewöhnlicher Steigerungen hat uns die Abwärtsbewegung nun unterdurchschnittliches Wachstum beschert“, sagte ADP-Chefvolkswirtin Nela Richardson. „Der nächste Indikator, den wir im Auge behalten müssen, ist das Lohnwachstum“, so Richardson. Die Lohnsteigerungen hätten sich „nach einer dramatischen Verlangsamung im Gefolge der Pandemie nun stabilisiert“. Wie der Bericht feststellt, sind Löhne und Gehälter im August im Vorjahresvergleich für Erwerbstätige, die ihren Job behielten, um 4,8% gestiegen. Personen, die den Arbeitsplatz wechselten, verzeichneten einen Anstieg um 7,3%.  

Trotz der Verlangsamung geben Ökonomen Entwarnung und rechnen mit keiner weit verbreiteten Entlassungswelle. Zwar meldete das Arbeitsministerium für Juli die geringste Zahl von offenen Stellen seit Januar 2021. Gleichwohl gaben vergangene Woche die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe um 5.000 auf 227.000 nach und signalisieren eine gewisse Stabilität.

Vor dem Hintergrund des schwächeren Wachstums und der moderaten Lohnsteigerungen ist nun davon auszugehen, dass die Fed damit beginnt, die Geldpolitik deutlich zu lockern. Als sicher gilt, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) übernächste Woche den Beginn der Zinswende verkündet. Eine Zinssenkung um 25 oder auch um 50 Basispunkte gilt unter Ökonomen als mögliches Szenario.

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