Abkühlung am US-Jobmarkt weckt Hoffnungen auf Zinssenkung
Leichte Abkühlung am US-Arbeitsmarkt
Solides Stellenwachstum setzt sich fort – Nachlassender Lohndruck weckt Hoffnungen auf Zinssenkung
Der US-Arbeitsmarkt hat sich im April leicht abgekühlt, das stete Stellenwachstum geht aber weiter. Ökonomen sehen in dem soliden Jobmarkt Signale für eine weiche Landung der US-Wirtschaft und glauben, dass der nachlassende Lohndruck die Wahrscheinlichkeit einer früheren Zinssenkung erhöht.
det Washington
Der US-Jobmarkt hat sich zwar leicht abgekühlt, bei nachlassendem Lohndruck aber einen guten Start ins zweite Quartal hingelegt. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtet, entstanden im April außerhalb der Landwirtschaft 175.000 neue Stellen. Die Neueinstellungen lagen zwar hinter den 243.000 Arbeitsplätzen, die Bankvolkswirte vorausgesagt hatten, spiegeln aber gleichwohl gesundes Wachstum wider. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Prozentpunkte auf 3,9%. Aus der Sicht der US-Notenbank ist dabei vor allem das Lohnwachstum relevant. Dieses ist ebenfalls geringer ausgefallen als erwartet. Der niedrigere Kostendruck könnte die Fed insofern dazu animieren, doch noch vor dem Herbst die Zinswende einzuläuten.
Getrieben wurde das moderate Stellenwachstum vom Gesundheitswesen und dem Sozialbereich, wo zusammen 87.000 neue Arbeitsplätze entstanden. Positiv schlugen auch die Transportwirtschaft mit einem Plus von 22.000 und der Einzelhandel mit 20.000 neuen Jobs zu Buche. Geringere Beiträge leisteten die Bauwirtschaft, der öffentliche Dienst und das verarbeitende Gewerbe. Zu Revisionen kam es für die beiden vorangegangenen Monate. So entstanden laut BLS im März 315.000 und nicht, wie zunächst geschätzt, 312.000 neue Jobs. Die Zahl für Februar korrigierte das Ministerium hingegen von 270.000 auf 236.000 nach unten.
Geringeres Lohnwachstum
Ökonomen gaben mit Blick auf den weiteren geldpolitischen Kurs überwiegend positive Bewertungen ab. Zwar wiesen die Neueinstellungen den geringsten Wert seit Oktober auf. Gleichwohl stellte der Nationalökonom Jason Furman, früher Chef des Council of Economic Advisors (CEA), fest, dass „wir mit monatlich 175.000 neuen Jobs und einer Arbeitslosenquote von 3,9% auf Dauer gut leben könnten“. Die Arbeitslosenquote entsprach dem Wert vom Februar und lag den 27. Monat in Folge unter 4%.
Laut Furman zählt die Lohnentwicklung zu den wichtigsten Unterindikatoren in dem Arbeitsmarktbericht. So stiegen die durchschnittlichen Stundenlöhne gegenüber dem Vormonat um nur 0,2%. Erwartet hatten Analysten wie schon im Vormonat indes einen Anstieg um 0,3%. Einen geringeren Lohnanstieg als im April hatte das BLS zuletzt im Februar 2022 gemeldet. Auch lag die Jahresrate von 3,9% knapp unter den Markterwartungen und um 0,2 Prozentpunkte unter dem Wert vom März. „Insgesamt deutet das Lohnwachstum auf geringere Inflation hin als der Arbeitskostenindex“, sagt Furman. Das wiederum sei eine gute Nachricht aus der Sicht der Fed, die jedes Signal für nachlassenden Kostendruck positiv aufnehmen würde.
Zinssenkung im September
Nach der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) hatte Notenbankchef Jerome Powell betont, dass „es höchstwahrscheinlich angemessen sein wird, im weiteren Jahresverlauf mit Zinssenkungen zu beginnen“. Nach der Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts schätzte das Fed WatchTool der CME Group die Wahrscheinlichkeit der Zinswende erst im Spätsommer deutlich höher ein als zuvor.
Demnach ist weder im Juni noch Juli mit einer Herabsetzung des Leitzinses zu rechnen. Bei der FOMC-Sitzung am 18. September beträgt laut CME Group die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung nun über 70%. Nach Ansicht von Mark Zandi, Chefökonom bei Moody's Analytics, ist der Bericht auch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht positiv zu bewerten: „Die Zahlen deuten auf eine weiche Landung hin, und Sorgen um eine mögliche Stagflation scheinen fehl am Platze zu sein.“