Konjunktur

Deutscher Arbeitsmarkt kommt ins Rutschen

Die Arbeitslosenquote hat 2024 deutlich zugelegt. Auch die "Winterpause" schlägt stärker durch als zuletzt üblich. Und weil Unternehmen ihre Nachfrage nach Arbeitskräften zugleich stark zurückschrauben, dürfte die Arbeitslosigkeit 2025 immer mehr um sich greifen. Die Aussichten sind trübe.

Deutscher Arbeitsmarkt kommt ins Rutschen

Arbeitsmarkt kommt ins Rutschen

Offene Stellen gehen zurück – Mehr Kurzarbeit angemeldet – Entlassungswellen machen sich bemerkbar

Konjunkturflaute und Winterbeginn schlagen auf den deutschen Jobmarkt durch: Die Arbeitslosigkeit steigt erneut. Zugleich nimmt die Zahl der offenen Stellen ab und immer mehr Unternehmen melden Kurzarbeit an. Angesichts der anhaltenden Rezession rechnen Ökonomen auch für 2025 mit deutlich höherer Arbeitslosigkeit.

lz Frankfurt

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Dezember im Monatsvergleich um 33.000 auf 2,807 Mill. Menschen gestiegen. Das sind 170.000 mehr als im Jahr zuvor, wie die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich im Vergleich zum November um 0,1 Punkte auf 6%. Die Chefin der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, sprach von der „Winterpause“. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung hätten – wie im Dezember üblich – zugenommen. Denn zum Jahresende laufen in der Regel besonders viele befristete Stellen aus, und vor Weihnachten werden meist weniger neue Arbeitsverträge geschlossen. Zudem gibt es in witterungsabhängigen Branchen wie dem Baugewerbe weniger zu tun.

Allerdings scheint die Winterpause diesmal etwas stärker durchzuschlagen, weil die Arbeitslosigkeit auch saisonbereinigt anstieg: um 10.000 Menschen im Vergleich zum Vormonat. Zugleich sank die Nachfrage nach Arbeitskräften insgesamt, was es Arbeitslosen erschweren dürfte, neue Jobs zu finden und damit mittelbar die Arbeitslosenzahlen weiter in die Höhe treiben dürfte. Im Dezember waren 654.000 offene Arbeitsstellen bei der Bundesagentur gemeldet, 59.000 weniger als vor einem Jahr.

Im Jahresdurchschnitt 2024 stieg die Arbeitslosigkeit um 178.000 auf 2,787 Millionen. „Rückblickend hat die anhaltende Wirtschaftsflaute im Jahr 2024 zwar zunehmend tiefere Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen“, sagte Nahles.

Wirtschaftsflaute drückt durch

Deutlich zugenommen hat die Kurzarbeit. Die aktuellsten Daten liegen für Oktober vor. In diesem Monat zahlte die Bundesagentur für 287.000 Beschäftigte Kurzarbeitergeld, nach 225.000 im September und 165.000 im August. Für 2025 rechnet Nahles mit einem Anstieg. So habe man im BA-Haushalt für Kurzarbeit Ausgaben von rund 780 Mill. Euro eingeplant, nach 700 Mill. Euro 2024.

Für das laufende Jahr erwartet die BA einen zweigeteilten Arbeitsmarkt. Man rechne 2025 mit leicht höheren Arbeitslosenzahlen, aber auch etwas mehr Beschäftigung – wenn auch erneut abgeschwächt im Vergleich zum Jobwachstum 2024 und den vergangenen Jahren, sagte Nahles. Vor allem im verarbeitenden Gewerbe werde der Druck steigen – und zwar nicht nur wegen der Konjunkturflaute, sondern auch wegen des nötigen Umbaus in vielen Branchen. Deshalb blicke man auch mit Sorge darauf, dass sich dies negativ auf den Lehrstellenmarkt niederschlagen könnte, sagte die BA-Chefin.

Nachfrage nach Arbeitskräften fällt

Eine schwache Nachfrage nach Mitarbeitern signalisiert auch der BA-Stellenindex. Das Barometer stagnierte im Dezember bei 106 Punkten. Einen niedrigeren Stand hatte es zuletzt im April 2021 gegeben. „In allen Wirtschaftszweigen – bis auf Energie- und Wasserwirtschaft – ist die Arbeitskräftenachfrage im Vergleich zum Vorjahr gesunken, und zwar zum Teil in zweistelliger prozentualer Höhe“, erklärte die Bundesagentur. 

Die deutsche Wirtschaft ist im Sommer-Quartal nur minimal um 0,1% gewachsen und dümpelt nach wie vor am Rande einer Rezession. Auch für den Jahreswechsel zeichnet sich kein Aufschwung ab. Das Ifo-Geschäftsklima hat sich im Dezember zum sechsten Mal in sieben Monaten verschlechtert. Das Konsumklima der Verbraucherinnen und Verbraucher für Januar hat sich zwar leicht aufgehellt, aber den GfK-Marktforschern zufolge sind die Deutschen weiter sehr verunsichert.


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