Arbeitslosigkeit in Euroland sinkt
ast Frankfurt
Die Zahl der Arbeitslosen in der Eurozone und in der Europäischen Union geht weiter langsam zurück, wie das europäische Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte. Grund ist die fortschreitende Normalisierung nach der Coronavirus-Pandemie mit immer weiterreichenden Lockerungen für Wirtschaft und Gesellschaft. Auch die für September übliche Herbstbelebung trug ihren Teil zur weiteren Entspannung bei.
Den Schätzungen von Eurostat zufolge waren im September in der EU 14,3 Millionen Menschen ohne Arbeit, davon 12 Millionen im Euroraum. Im September lag die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im Euroraum bei 7,4%. In der EU sank die Quote gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozentpunkte auf 6,7%. Vor einem Jahr registrierte das Statistikamt in der EU noch eine Arbeitslosenquote von 7,7%, im gemeinsamen Währungsraum 8,6%.
Damit sind die Zahlen sowohl gegenüber dem Vormonat als auch gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich gefallen. In der Corona-Pandemie ist die Arbeitslosigkeit zwar auch in Europa spürbar gestiegen, allerdings wesentlich weniger, als angesichts des wirtschaftlichen Stillstands zu befürchten gewesen wäre. Grund waren die umfangreichen Unterstützungsprogramme wie die Kurzarbeit in vielen Mitgliedstaaten. Allerdings ist das Vorkrisenniveau noch nicht erreicht. Nach der europäischen Zählweise weist Tschechien mit 2,6% die niedrigste Arbeitslosenquote auf, gefolgt von den Niederlanden (3,1%). Die höchsten Quoten registriert Eurostat in den stark vom Tourismus geprägten südlichen Ländern: Spanien (14,6%) und Griechenland (13,3%) führen das Negativranking an. Allerdings deutete sich in Spanien zuletzt eine Erholung an (siehe nebenstehender Text).
Jugendliche sind nach wie vor häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als der Durchschnitt der Bevölkerung. Doch auch hier ging die Erwerbslosenquote zurück: In der EU von 16,1 auf 15,9% und in der Eurozone von 16,3 auf 16,0%.
Die vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg befragten Jobcenter in Europa zeigen sich für die nächsten drei Monate allerdings etwas pessimistischer. Das geht aus der aktuellen Ausgabe des European Labour Market Barometer hervor. Im Oktober sank es den vierten Monat in Folge und steht nun bei 103,1 Punkten. Die Arbeitsagenturen rechnen demnach mit einer weiteren Erholung, allerdings in einer deutlich langsameren Gangart.
Sehr uneinheitliche Lage
„Die europäischen Arbeitsmärkte erholen sich weiter von der Coronakrise“, sagte IAB-Forschungsleiter Enzo Weber. „ Aber es machen sich Schwierigkeiten bemerkbar, darunter die globalen Lieferengpässe und das teils rasante Wiederansteigen der Covid-19-Infektionszahlen.“ In den meisten europäischen Staaten liegt die 7-Tage-Inzidenz inzwischen wieder im mittleren dreistelligen Bereich. Auch die Zahl der schweren Verläufe nimmt zu. „Aktuell sind die Veränderungen in Europa stark heterogen. Es gibt gleich viele Länder mit sinkendem wie mit steigendem Barometer“, so Weber.
Vom weiteren Verlauf der Herbstwelle der Coronavirus-Pandemie wird abhängen, wie stabil der Arbeitsmarkt überwintert. Auch eine zügige Lösung bei der internationalen Lieferkettenproblematik ist entscheidend für die weitere Erholung.