Der britische Arbeitsmarkt hat sich im Juli unerwartet robust gezeigt. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, ging die Arbeitslosenquote von 3,8 % auf 3,6 % zurück. Das ist der niedrigste Wert seit Februar 1974. Ökonomen waren im Schnitt davon ausgegangen, dass die Quote auf dem Vormonatswert verharren würde. Nominal stiegen die Erwerbseinkommen zwar etwas stärker als erwartet. Doch real verdienten Arbeitnehmer –  Sonderzahlungen mit berücksichtigt – 2,6 % weniger als ein Jahr zuvor.

Bemerkenswert ist die steigende Zahl der wirtschaftlich Inaktiven, die entweder studieren oder erwerbsunfähig sind. Ihr Anteil stieg in den drei Monaten per Ende Juli um 0,4 Prozentpunkte auf 21,7 %. Der ING-Volkswirt James Smith sieht darin einen Treiber des Rückgangs der Arbeitslosenquote, denn die Zahl der Beschäftigten sei nicht gestiegen. Tatsächlich war die Beschäftigungsquote mit 75,4 % geringfügig niedriger als im Vormonat. „Alarmierend ist, dass die Zahl derjenigen, die wegen langfristiger Krankheit nicht arbeiten, seit Ende 2019 um fast 400 000 gestiegen ist“, konstatierte Smith. Allein in den zwei jüngsten Monaten, für die nun Daten vorgelegt wurden, habe sie sich um 150 000 erhöht. „Es ist schwer, nicht zu dem Schluss zu kommen, dass das mit der angespannten Situation des öffentlichen Gesundheitswesens NHS zu tun hat“, stellte Smith fest.

Die HSBC-Volkswirtin Elizabeth Martins verwies darauf, dass die Zahl der pro Woche geleisteten Arbeitsstunden auf Dreimonatssicht zurückgegangen ist und sich weiter unter dem vor der Pandemie erreichten Niveau bewegt – und das, obwohl in Großbritannien immer mehr Über-65-Jährige weiter arbeiten oder aus dem Ruhestand heraus erneut tätig werden.