IAB-Arbeitsmarktbarometer

Arbeitsmarkt kommt gut durch den Winter

Die Lage am deutschen Arbeitsmarkt zeigt sich für die kommenden drei Monate stabil. Anders sieht es für viele europäische Länder aus. Und auch in Deutschland warten zahlreiche Herausforderungen.

Arbeitsmarkt kommt gut durch den Winter

ast Frankfurt

Der deutsche Arbeitsmarkt dürfte auch nach einem von Krisen geprägten Jahr gut durch den Winter kommen. Das zumindest prognostiziert das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Das Arbeitsmarktbarometer des Instituts legte im Dezember abermals zu und liegt nach einem Anstieg um 0,3 Zähler nun bei 100,9 Punkten. Allerdings liegt es damit weiterhin sehr deutlich unter dem Vorkriegsniveau. Und auch auf europäischer Ebene sieht es weit weniger rosig aus.

Hinsichtlich der Arbeitslosigkeit liegt die Prognose mit 98,1 Punkten zwar 0,3 Punkte über dem Wert vor einem Monat, aber noch immer recht deutlich unter dem neutralen Wert von 100. Dies deutet auf eine leicht steigende Arbeitslosigkeit hin. Die Beschäftigungskomponente nahm ebenfalls um 0,3 Punkte zu. Sie liegt mit 103,7 Punkten deutlich über dem neutralen Wert – was eine steigende Bereitschaft der Unternehmen signalisiert, Personal einzustellen.

„Nachdem sich die Aussichten am Arbeitsmarkt seit dem Frühling beständig abgeschwächt hatten, geht es jetzt wieder vorsichtig nach oben“, sagte Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen. Der Trend in Europa geht aber in eine andere Richtung. „In vielen europäischen Ländern drücken Krieg und Energiekrise die Arbeitsmarktaussichten in den roten Bereich“, sagte Weber. Vor allem in den Ländern Nord- und Osteuropas würden die Barometerwerte klar unter der Marke von 100 liegen. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer bildet die Erwartungen aller deutschen Arbeitsagenturen – und für die europäische Variante die von 18 weiteren EU-Ländern – für die kommenden drei Monate ab.

Trotz der optimistischen Aussichten steht der deutsche Arbeitsmarkt 2023 vor großen Herausforderungen. Die Coronavirus-Pandemie hat etwa die Unwucht am Ausbildungsmarkt vergrößert. Viele Lehrstellen blieben im vergangenen Ausbildungsjahr unbesetzt, und der negative Trend wird sich der Bundesagentur für Arbeit (BA) zufolge auch im neu angelaufenen Ausbildungsjahr fortsetzen. Immer drängender wird auch das Problem des Fachkräftemangels, der sich längst zu einem Arbeitskräftemangel ausgewachsen hat. Die Unternehmen stoßen auf der Suche nach neuem Personal immer häufiger an ihre Grenzen. Längst nennt eine Mehrheit der deutschen Firmen in aktuellen Umfragen den Fachkräftemangel als eines der größten unternehmerischen Risiken.

Nicht zuletzt gilt es im kommenden Jahr, die Geflüchteten aus der Ukraine in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Mehr als eine Million Geflüchtete registrierte das Bundesinnenministerium bis Jahresende, viele in erwerbsfähigem Alter. Die BA wird am kommenden Dienstag ihre Arbeitsmarktstatistik für Dezember vorlegen. Erwartet wird eine leichte Zunahme der Arbeitslosigkeit.