Aufenthaltsrecht vergrault ausländische Arbeiter
ast Frankfurt
Deutschland braucht ausländische Arbeitskräfte, um die Lücke auf dem Arbeitsmarkt zu füllen. Wie eine neue Studie des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigt, ist aber nicht nur das Anwerben dieser Arbeitskräfte schwierig. Viele von ihnen wandern wieder ab – ein Viertel von ihnen aus aufenthaltsrechtlichen Gründen, wie die Umfrage ergab. Die Bundesregierung arbeitet derzeit an einer Reform des Einwanderungsgesetzes, das die Zuwanderung und das Aufenthaltsrecht erleichtern soll.
Die explorative Studie unter 1900 Arbeitskräften via Facebook ergab, dass die Einreise nach Deutschland aufgrund eines konkreten Jobangebots zu einer vergleichsweise kurzen Aufenthaltsdauer führt. Wer aus (Weiter-)Bildungsgründen zuwandert, reist ebenfalls oft relativ rasch nach dem Abschluss wieder aus, schreiben die Autoren. Gerade Karriere- und Bildungsziele sind aber die häufigsten Gründe für die Zuwanderung nach Deutschland. Familiäre Gründe folgen erst danach. Bei der Integration spielen der Studie zufolge öffentliche Institutionen wie die Jobcenter im Vergleich zu den privaten Kontakten und dem Arbeitgeber nur eine untergeordnete Rolle.
36% der Befragten arbeiteten in Helfertätigkeiten, 27% waren nach eigenen Angaben überqualifiziert. Die Aufstiegschancen in diesem Bereich sind gering, die Arbeitsbedingungen oftmals prekär und die Arbeitszeiten lang, was eine Integration erschwert. Einem Fünftel aller Befragten – über alle Qualifikationsgruppen hinweg – fiel die Orientierung nach der Einwanderung sehr schwer. Wichtige Themen sind dabei der Umgang mit den Behörden oder die Steuerlast. Mehr als die Hälfte gab zudem an, aufgrund der ethnischen Herkunft oder anderen Gründen diskriminiert worden zu sein.
Die Ursachen der Abwanderung sind entsprechend divers: Ein Viertel hat Deutschland aus beruflichen Gründen verlassen – wegen Arbeitslosigkeit oder der fehlenden Anerkennung der Qualifikation. Ein weiteres Viertel aus aufenthaltsrechtlichen Gründen. Auch eine fehlende soziale Integration wurde häufig genannt – wirtschaftliche oder familiäre Gründe hingegen seltener.
Spracherwerb stärken
Da es sich um eine Vorstudie handelt, geben die Wissenschaftler nur vorläufige Handlungsempfehlungen. Diese umfassen zuallererst einen verbesserten Zugang zu Sprachkursen, insbesondere im Bereich der Basissprachkurse. Auch eine verbesserte Bereitstellung von Informationen, die das Alltagsleben wie Behörden, Besteuerung oder Wohnungssuche betreffen, könnte helfen. Zudem sollte besser über Aufstiegschancen informiert werden, um diejenigen mittelfristig als Fachkräfte zu binden, die derzeit im Helfersegment arbeiten.
Die von Wirtschaft-, Arbeits- und Bildungsministerium angestrebte Reform der Zuwanderung verfolgt bereits einige dieser Ansätze: So soll es möglich sein, dass Zuwanderer nicht nur in ihrem angestammten Beruf arbeiten dürfen. Außerdem wird die Anerkennung von Qualifikationen vereinfacht und künftig soll schon Berufserfahrung stärker zur Einreise berechtigen. Eine Chancenkarte und ein Punktesystem nach kanadischem Vorbild sollen die Zuwanderung von jährlich dringend benötigten 400000 Arbeitskräften zusätzlich erleichtern.