Zinsentscheid

Bank of England überrascht durch Stillhalten

Die Geldpolitiker der Bank of England haben sich dafür entschieden, den Ball doch noch einmal flach zu halten. Dabei hatten manche vor der Sitzung so geklungen, als stünde ein Zinsschritt bevor.

Bank of England überrascht durch Stillhalten

hip London

Das geldpolitische Komitee der Bank of England hat den Markt dadurch überrascht, dass seine Mitglieder mit 7:2 dafür votierten, den Ball lieber flach zu halten. Dabei hatten führende Notenbanker noch bis kurz vor der Sitzung des Monetary Policy Committee (MPC) angedeutet, dass eine Straffung der Geldpolitik bevorstehe. Es war vor allem die Ungewissheit darüber, wie es am Arbeitsmarkt nach Auslaufen der Lohnsubventionierungsmaßnahmen weitergeht, die das Komitee vor einem Zinsschritt zurückschrecken ließ. Zudem sei unsicher, in welchem Maße der einheimische Kosten- und Preisdruck mittelfristig fortbestehen werde.

Der erwartete Zinsschritt ist nur aufgeschoben. Schon auf früheren Sitzungen hatte das MPC eine „moderate Straffung“ ins Gespräch gebracht. „Die jüngsten Entwicklungen bestätigen im Verbund mit den auf den neuesten Stand gebrachten Prognosen diese Sichtweise“, heißt es im Protokoll der MPC-Sitzung.

Die jüngsten Daten der Steuerbehörde HMRC, die dem MPC bei seiner Entscheidung noch nicht vorlagen, zeigen, dass noch 1,14 Millionen Menschen für das Coronavirus Job Retention Scheme – eine britische Variante der Kurzarbeit – angemeldet waren, als es Ende September auslief, zumeist von kleinen und Kleinstbetrieben. Nach Schätzung des Statistikamts ONS kehrten 87 % an ihren Arbeitsplatz zurück. Am Markt hatte man eine Erhöhung des Leitzinses von 0,10 % auf 0,25 % nahezu komplett eingepreist. Bei der Entscheidung über das Anleihenkaufprogramm stimmte das Komitee mit 6:3 für die Beibehaltung des Status quo. Catherine Mann schloss sich David Ramsden und Michael Saunders an, die forderten, das Programm sofort einzustellen. Es läuft allerdings ohnehin im kommenden Monat aus. „Die Bank of England hat mit Blick auf die Abwärtsrisiken für die britische Wirtschaft in den kommenden Monaten womöglich die richtige Entscheidung getroffen, vorerst stillzuhalten“, sagte Henry Cook von der MUFG Bank. „Aber es war nicht gerade ein Triumph der Zentralbank-Kommunikation.“ Wi­der­sprüchliche Aussagen und eine verwirrende Kommunikation weckten Cook zufolge Erinnerungen an 2014, als Mark Carney, Andrew Baileys Vorgänger an der Spitze der Bank of England, die Marktteilnehmer in die Irre schickte.

Die Notenbank senkte gestern ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 7,25 % auf 7,0 %. Für 2022 wurde sie von 6,0 % auf 5,0 % reduziert. Dafür rechnen die Ökonomen der Zentralbank nun damit, dass die Teuerungsrate im zweiten Quartal bis auf 4,8 % steigen wird. Auch der mittelfristige Inflationsausblick wurde heraufgesetzt. Für Ende 2023 setzen die Volkswirte der Notenbank nun 2,2 % an.