Bank of Japan erhöht Leitzins zum zweiten Mal in diesem Jahr
Japans Notenbank erhöht Leitzins zum zweiten Mal in diesem Jahr
Kaufprogramm für Staatsanleihen wird um die Hälfte gekürzt
mf Tokio
Die Bank of Japan (BoJ) setzt die Normalisierung ihrer ultralockeren Geldpolitik fort. Nach dem Aus für den Negativzins im März erhöhte das neunköpfige Führungsgremium mit sieben gegen zwei Stimmen nun den Tagesgeldzinssatz von einer Spanne zwischen 0,0% und 0,1% auf 0,25%. Nur ein Drittel der von Bloomberg befragten Japan-Analysten hatte diesen Schritt vorhergesagt.
„Sollten sich die Wirtschaft und die Preise gemäß unseren Projektionen entwickeln, werden wir die Zinssätze weiter anheben“, bekräftigte BoJ-Gouverneur Kazuo Ueda die neue Geldpolitik. „Wir sehen 0,5% nicht als entscheidende Barriere bei Zinserhöhungen an.“ Das schrittweise Vorgehen vermeide das Risiko, in kurzer Zeit große Anpassungen vornehmen zu müssen.
Währung und Aktien steigen
Darauf festigte sich die japanische Währung Yen gegenüber Dollar und Euro um bis zu 3%. Zugleich zogen Finanz- und Tech-Aktien in Tokio an, sodass der Nikkei 225 um 1,5% zulegte. Normalerweise fällt der Nikkei, wenn der Yen aufwertet. Die Renditen der 10-jährigen japanischen Staatsanleihen gaben leicht nach. Der nächste Zinsschritt könnte laut bisherigen Einschätzungen entweder im Oktober oder im Dezember erfolgen. Doch selbst bei einem Leitzins von 0,5% wären die realen Zinsen noch negativ.
„Die Notenbanker in Tokio folgen derzeit dem für sie wahrscheinlich eher gewöhnungsbedürftigen Prinzip Taten statt Worte“, kommentierte NordLB-Analyst Tobias Basse. „Die aktuell ergriffenen geldpolitischen Maßnahmen sollen sicherlich auch dabei helfen, die Schwäche des Yen weiter abklingen zu lassen.“ Die erwarteten Zinssenkungen durch die US-Zentralbank würden das Problem des schwachen Yen, der über die importierte Inflation die Konsumlaune belastet, dann endgültig lösen.
Inflationsziel von 2% nahe
In ihrem dreimonatlichen Konjunkturausblick geht die BoJ nun von einer Kerninflationsrate von 2,1% im laufenden Haushaltsjahr und von 1,9% im Jahr 2026 aus. Damit bliebe die Inflation nahe dem offiziellen Inflationsziel von 2%. „Deflationsängste scheinen bei den Notenbankern in Tokio immer stärker in den Hintergrund zu treten“, meinte Basse. „Die Aussicht auf weiter steigende Löhne und der schwache Yen haben im Prozess der Entscheidungsfindung offenbar eine große Rolle gespielt.“
Wie im Juni angekündigt, detaillierte die BoJ ihren Plan, die Käufe von Staatsanleihen (JGBs) herunterzufahren. Danach soll die durchschnittliche Kaufsumme in einem Monat von derzeit 6 Bill. Yen bis zum ersten Quartal 2026 schrittweise auf 3 Bill. Yen (18,4 Mrd. Euro) schrumpfen.
Am 20. Juli standen 591 Bill. Yen (3,6 Bill. Euro) an JGBs in der Bilanz der Notenbank, eine Folge von massiven Käufen seit 2013. Das entsprach 53% der ausstehenden langfristigen Staatsschulden. Die Halbierung der JGB-Käufe dürfte sich nur allmählich auf diese hohen Bestände auswirken und dient vor allem dazu, den Anleihemarkt funktionsfähiger zu machen, wie die BoJ früher mitgeteilt hatte.