Geldpolitik und Kreditvergabe

Banken bremsen EZB aus

Der Lockerungskurs der Notenbank soll die Wirtschaft beleben. Doch die Banken zeigen sich bei der Kreditvergabe zunehmend restriktiv. Das schwächt den konjunkturfreundlichen Zinsimpuls.

Banken bremsen EZB aus

Banken bremsen EZB aus

Kreditstraffungen in Deutschland und Frankreich dämpfen Wirkung der Geldpolitik

Zwar ist durch den Lockerungskurs der EZB das Zinsniveau gefallen und die Kreditnachfrage vor allem im Wohnungsbau gestiegen, doch legen die Banken zunehmend eine restriktive Haltung an den Tag. Grund sind höhere regulative und höhere aufsichtsrechtliche Anforderungen sowie die Sorge vor Kreditausfällen.

lz Frankfurt

Die Banken im Euroraum sehen sich zwar einer größeren Kreditnachfrage gegenüber, zeigen sich bei der Kreditvergabe aber zunehmend restriktiv. Das betrifft vor allem die Kreditmärkte in Deutschland und Frankreich, wie die Bundesbank bei der Vorstellung des Bank-Lending-Survey (BLS) für 2024 zeigte. Die Banken verwiesen der Bundesbank zufolge darauf, dass die Kreditrisiken gestiegen und ihre Risikotoleranz gesunken sei. Außerdem hätten sie strengere aufsichtliche und regulatorische Anforderungen zu berücksichtigen. Konkret führt die Bundesbank hier etwa die 7. MaRisk-Novelle und das Basel-III-Reformpaket an.

Zinsen im restriktiven Bereich

Diese Entwicklung dämpft insoweit die Wirkung der jüngsten Zinssenkungen der EZB. Die Notenbank will – vorbehaltlich einer weiteren Entspannung an der Preisfront – nämlich möglichst zügig den Marktzins auf ein Niveau schleusen, wo er nicht mehr restriktiv wirkt. Das sei im Moment aber „definitiv noch der Fall". Doch nähere man sich „von oben kommend dem neutralen Bereich an“, wie Bundesbank-Ökonom Andreas Worms darlegte.

Die Straffung der Bedingungen für die Kreditvergabe ist nach Angaben von Nicole Binder, die in der Bundesbank den BLS mit verantwortet, indes „nicht ungewöhnlich“. Die weniger restriktive Geldpolitik wirke durchaus „wie intendiert positiv auf die Kreditnachfrage“. Zudem sei das Zinsniveau gesunken, was auch über andere Transformationskanäle transportiert werde. Insofern gebe es „keine Hinweise auf eine gestörte geldpolitische Transmission".

Eine größere Bedeutung bei der Kreditvergabepolitik hat seit Anfang 2024 auch die Umweltpolitik in Form von ESG-Regelungen für Banken: In einer Sektorauswertung zeigte die Bundesbank, dass sogenannte „grüne“ Unternehmen, die nicht oder nur wenig zum Klimawandel beitragen, in Deutschland kaum Kreditrestriktionen befürchten müssen. „Braune“ Unternehmen, die in hohem Maße zum Klimawandel beitragen oder noch nicht auf „klimafreundlich“ umgestellt haben, wurden davon jedoch stärker betroffen. Und betrachtet man den gesamten Euroraum, so kamen „grüne“ Unternehmen sogar besonders leicht an Kredite, während die Kreditwünsche von „braunen“ Firmen restriktiver behandelt werden.

Vorsichtige Kreditvergabe

Für das laufende Jahr rechnet die Bundesbank damit, dass die belebenden Impulse für das Kreditvolumen durch weiter sinkende Zinssätze weiter fortbestehen und zu einer höheren Kreditnachfrage führen. Die Banken hätten auch „keine bilanziellen Restriktionen“ hinsichtlich ihrer Ertragslage und Eigenkapitalausstattung. Gleichwohl dürften sie die Kreditrichtlinien weiter straffen, weil aus ihrer Sicht die Kreditrisiken weiter ansteigen. Hier spielt nach Ansicht der Bundesbank speziell für Deutschland die politische Verunsicherung und die allgemeine Wirtschaftslage eine Rolle.

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