Konjunktur

Bankenverband erwartet Stagnation für 2023

Arbeitsmarkt und Unternehmen haben sich in Corona- und Energiekrise als erstaunlich robust erwiesen. Nach einem Nullwachstum in diesem rechnet der BdB daher mit einem moderaten Wachstum im kommenden Jahr.

Bankenverband erwartet Stagnation für 2023

ast Frankfurt

Die Chefvolkswirte der privaten Banken erwarten für die deutsche Wirtschaft dieses Jahr ein Nullwachstum. Das geht aus der Konjunkturprognose des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) hervor, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Im kommenden Jahr erwarten die Ökonomen dann ein moderates Wachstum von 1,3%.

„Anders als noch im Herbst nach dem Energiepreisschock und aus Sorge vor einer Gasmangellage befürchtet, ist Deutschland wie auch der Euroraum um eine echte Rezession herumgekommen“, sagte Henriette Peucker, stellvertretende BdB-Hauptgeschäftsführerin. Allerdings dürfte das Wirtschaftswachstum in Deutschland damit schwächer ausfallen als im Rest der Welt. Weltweit rechnet der BdB mit einem Plus von 2,5% in 2023 und +2,9% im darauffolgenden Jahr (siehe Grafik).

Die Unternehmen und der Arbeitsmarkt hätten sich in der Krise als erstaunlich robust erwiesen, heißt es in der Prognose. „Daher rechnen wir damit, dass die aktuelle ‚Winterdelle‘ in der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im zweiten Quartal 2023 endet.“ Die Finanzmarkt-Turbulenzen sowie die Stützungsmaßnahmen durch die Notenbank in den USA und in der Schweiz machten aber bislang keine Revision dieser Vorhersage notwendig, erläuterte Peucker.

Unsicherheitsfaktor Nummer eins ist nach wie vor die zu hohe Inflation. Die Chefvolkswirte erwarten für 2023 eine Preissteigerungsrate von 5,9% in Deutschland und 5,5% im Euroraum. Im kommenden Jahr werde diese auf 2,6% bzw. 2,5% sinken – und sich damit wieder in Reichweite des 2-Prozent-Ziels der Europäischen Zentralbank (EZB) befinden. Ob das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dann 2024 tatsächlich wachse, hänge davon ab, „ob die Inflation – wie prognostiziert – weiter nachlässt, die Menschen wieder mehr Geld ausgeben können und die Unternehmen mehr investieren“, erklärte Peucker.

Der Privatkonsum dürfte sich zumindest im laufenden Jahr nicht als Wachstumstreiber entpuppen. Die Bankvolkswirte gehen in diesem Jahr bei den Konsumausgaben privater Haushalte von −0,1% aus – nach dem kräftigen Plus von 4,3% 2022. Damals hatten die Statistiker Nachholeffekte nach den Lockdowns und Einschränkungen der Coronakrise gemessen. Für eine sinkende Konsumneigung im Jahresverlauf spricht auch die sich verlangsamende Erholung des GfK-Konsumklimas (siehe Text auf dieser Seite). Die Konsumausgaben des Staates dürften in diesem Jahr hingegen um 1,0% zulegen.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) macht ebenfalls wenig Hoffnung. Das Konjunkturbarometer der Berliner Ökonomen sank im März um 1,5 auf 92,1 Punkte. Damit verharrt der Wert für das erste Quartal 2023 deutlich unterhalb der neutralen 100-Punkte-Marke, die für ein durchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft steht. Das DIW rechnet daher nach dem Minus von 0,4% Ende des letzten Jahres auch im Auftaktquartal 2023 mit einem sinkenden BIP.

Damit würde sich die deutsche Wirtschaft in einer technischen Rezession befinden. „Das klingt allerdings dramatischer, als es ist“, beschwichtigte DIW-Expertin Geraldine Dany-Knedlik. „Die deutsche Wirtschaft hat sich im Winter trotz Energiekrise und hoher Inflation gut geschlagen und dürfte nach der kurzen Schwächephase ab dem Frühjahr wieder zulegen.“