Bau und Export sorgen für Wachstum
Bau und Export sorgen für Wachstum
Deutsches BIP legt zum Jahresstart um 0,2 Prozent zu – Konsum als Hoffnungsträger
Die deutsche Wirtschaft ist dank höherer Exporte und Bauinvestitionen gut in das Jahr 2024 gestartet. Experten erwarten, dass es so weitergeht, wenn die Verbraucher ab der Jahresmitte wieder spendabler werden. Große Sprünge allerdings werden wegen der strukturellen Probleme nicht drin sein.
ba Frankfurt
Steigende Exporte und höhere Bauinvestitionen haben der deutschen Wirtschaft zu Jahresbeginn über die Nulllinie geholfen und schüren den Konjunkturoptimismus. Denn auch wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu Jahresende stärker als zunächst vermeldet geschrumpft ist: Zur technischen Rezession, von der definitionsgemäß bei zwei aufeinanderfolgenden Quartalen mit negativen Vorzeichen gesprochen wird, ist es nun nicht gekommen. Frühindikatoren, wie etwa der Einkaufsmanagerindex, lassen neuerliches Wachstum erwarten. Weitere Signale in diese Richtung werden auch vom Ifo-Geschäftsklima sowie dem GfK-Konsumklima erwartet, die in der neuen Woche veröffentlicht werden. Ökonomen rechnen in beiden Fällen mit Anstiegen, wenn auch von niedrigem Niveau aus.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg in den drei Monaten bis März um 0,2% im Quartalsvergleich, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Damit wurde die Erstschätzung wie erwartet bestätigt. Während das Wachstum im Quartalsvergleich nur leicht unter den 0,3% der Euro-Wirtschaft lag, ergibt sich im Jahresvergleich ein deutlicher Unterschied: Hier steht dem Rückgang von 0,2% in Deutschland ein Wachstum im Euroraum von 0,4% gegenüber. „Nachdem das BIP zum Jahresende 2023 zurückgegangen war, startete die deutsche Wirtschaft mit einem positiven Vorzeichen ins Jahr 2024“, kommentierte Destatis-Präsidentin Ruth Brand. Im vierten Quartal 2023 war die größte Euro-Volkswirtschaft noch um 0,5% geschrumpft.
Sparquote weiter hoch
Vor allem der Konsum gilt als Hoffnungsträger für die zweite Jahreshälfte: Wenn die Löhne weiter steigen und sich die Inflation abschwächt, nimmt die Kaufkraft der Verbraucher zu. Diese haben zuletzt allerdings vor allem ihre Spartätigkeit erhöht. Im ersten Quartal lag die Sparquote bei 14,9%, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im Vorjahr waren es 13,4%. „Höher war die Sparquote zuletzt im zweiten Quartal 2021 gewesen“, betonten die Wiesbadener Statistiker. Der historische Schnitt liegt bei 11%.
Zu Jahresbeginn haben die privaten Haushalte trotz nachlassender Inflation ihren Konsum um 0,4% eingeschränkt – dies sei vor allem bei Nahrungsmitteln und Bekleidung spürbar gewesen, merkten die Statistiker an. Auch der Staat habe um 0,4% weniger konsumiert. Die positiven Wachstumsimpulse kamen von den Exporten, die um 1,1% zulegten, sowie von den Bauinvestitionen, die deutlich um 2,7% stiegen. Nachdem hier vor allem das außerordentlich milde Wetter geholfen hat, erwarten Experten im zweiten Quartal einen Rückschlag. Denn vor allem in der Wohnungsbaubranche kriselt es weiter, die Baugenehmigungen verheißen keine Trendwende. Angesichts hoher Materialkosten und teurer Finanzierung schrecken potenzielle Hausbauer und Investoren zurück, die vom Ifo-Institut gemessene Stornoquote und der Auftragsmangel bleiben hartnäckig hoch.
„Alles in allem machen die Zahlen Hoffnung auf eine deutliche Wachstumsbeschleunigung“, resümiert Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa bei der DWS. Ein kräftiger Aufschwung steht nach Ansicht von Ökonomen indes nicht zu erwarten: Neben dem potenziellen konjunkturellen Gegenwind würden „auch die bekannten strukturellen Schwächen Deutschlands nicht über Nacht verschwinden und das Tempo eines Aufschwungs bremsen“, schreibt etwa ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Nachdem das erste Quartal besser als erwartet gelaufen war, kam es zu einer Reihe an Prognoseerhöhungen. So erwartet der Sachverständigenrat Wirtschaft ein BIP-Plus von 0,2% für 2024, die Bundesregierung von 0,3%.