KommentarInflationsdaten

Bestätigung für die Taktik der EZB

Die Inflation lässt abermals stärker als erwartet nach. Mit der Zinswende mindestens noch bis zum Juni zu warten, ist dennoch die richtige Strategie der EZB. Das hat gleich mehrere Gründe.

Bestätigung für die Taktik der EZB

Kommentar

Bestätigung für die Taktik der EZB

Von Martin Pirkl

Von den Inflationsdaten für die Eurozone gehen zwei Botschaften aus. Erstens: Die Europäische Zentralbank (EZB) steuert weiterhin Richtung Inflationsziel von 2%. Doch zweitens: Der Weg dahin wird mit Rückschlägen gepflastert sein.

Die Inflation im Dienstleistungssektor bleibt hoch und wird eine Rückkehr der Teuerung auf 2% in den nächsten Monaten verhindern. Auch statistisch ungünstige Basiseffekte wie die wieder höhere Mehrwertsteuer für Fernwärme und Erdgas in Deutschland werden die Inflation verstärken. Viel wichtiger ist aber, dass unklar ist, wie sich die Energiepreise angesichts des Nahost-Konflikts und des Krieges in der Ukraine entwickeln werden.

Warten ist die klügere Taktik

Die dynamische Lage kann schnell zu deutlichen Preissteigerungen bei Gas und Öl führen. Der israelische Angriff auf das iranische Konsulat am Ostermontag hat dies nochmals demonstriert. Sollte sich der Iran über Stellvertreter wie die Huthi-Rebellen im Jemen stärker in den Nahost-Konflikt einmischen, kann dies zu einem Inflationsschub in Europa führen.

Es ist daher sinnvoll, noch nicht in der kommenden Woche die Zinsen zu senken, auch wenn das Inflationsziel in greifbarer Nähe scheint. Zumal bis Juni auch bei der Lohnentwicklung mehr Klarheit herrscht. Sollte die Inflation bis dahin niedriger als erwartet sein, kann die EZB dann immer noch um ganze 50 Basispunkte senken – oder alternativ größere Schritte bei der Zinswende in Aussicht stellen.

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