US-Wirtschaft

Biden steht zu unabhängiger Fed

US-Präsident Biden grenzt sich im Umgang mit der Notenbank von seinem Vorgänger Trump ab. Finanzministerin Yellen räumt einen Irrtum bei der Inflation ein. Die Industrie sendet robuste Signale.

Biden steht zu unabhängiger Fed

det Washington

In seinem ersten Gespräch mit Notenbankchef Jerome Powell seit dessen Bestätigung für eine zweite Amtsperiode hat US-Präsident Joe Biden dem Fed-Vorsitzenden versichert, dass er die politische Unabhängigkeit der Zentralbank uneingeschränkt respektiere. „Ich werde mich nicht in die wichtige Arbeit der Fed einmischen“, sagte Biden. Er und Powell seien beide „wie ein Laser darauf fokussiert, die Inflation in den Griff zu bekommen“.

Bidens Haltung zur Unabhängigkeit der Fed stellt einen klaren Kontrast zu dessen Vorgänger Donald Trump dar. Lange vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie und dem daraus resultierenden Konjunktureinbruch hatte Trump die Notenbank gedrängt, den Leitzins zu senken und dem Fed-Chef, den er selbst ernannt hatte, „Unfähigkeit“ vorgeworfen.

Unterdessen räumte US-Finanzministerin Janet Yellen, Powells Vorgängerin bei der Notenbank, ein, dass sie die Risiken der hohen Inflation unterschätzt habe. In einem Interview mit dem Nachrichtensender CNN sagte Yellen, dass „ich falschlag über den Kurs, den die Inflation genommen hat“. Als sich im Gefolge der Coronakrise der Preisauftrieb verstärkte, habe sie „nicht voll verstanden“, welche Folgen die Störungen in globalen Lieferketten und Angebotsschocks insbesondere für die Energie- und Lebensmittelpreise haben würden.

Inflation nicht „temporär“

Lange Zeit hatte Yellen sich der seinerzeit von der Fed vertretenen Meinung angeschlossen, dass die Preissteigerungen „temporär“ seien. Mittlerweile habe für sie ebenso wie für Präsident Biden die Inflationsbekämpfung Priorität. Brian Deese, der Direktor des Beraterstabs National Economic Council, sagte nach der Begegnung zwischen Biden und Powell, dass mit den bisher durch die Fed beschlossenen Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation „die erste Etappe in einem sehr schnellen Tempo absolviert“ worden sei. Zwar könne die Straffung der Geldpolitik das Wachstum drücken, so Deese. Gleichwohl sei es möglich, die Teuerung in den Griff zu bekommen, ohne dass Arbeitsplätze verloren gehen müssten.

Auf langsameres Wachstum als bislang deutet der Einkaufsmanagerindex (PMI) von S&P Global für das verarbeitende Gewerbe hin. Der PMI gab im Mai um 2,2 Zähler nach und fiel auf 57,0 Punkte. Obwohl der Bericht auf andauernde Expansion hindeutet, wuchs die Branche mit dem geringsten Tempo seit Januar. Demnach lasten der Rückgang an Neuaufträgen, Angebotsengpässe und anhaltender Inflationsdruck weiter auf der Industrie.

Wie Chris Williamson, Chefökonom bei S&P Global, sagte, werde „die Expansion dennoch das Wachstum im zweiten Quartal ankurbeln“. Die schwächere Auftragslage be­gründete Williamson damit, dass Kunden sich zunehmend gegen die deutlich gestiegenen Preise stemmen. Besorgniserregend sei, dass sich der Kostendruck weiter intensiviert habe. Als positiv hob der Ökonom hervor, dass die Lieferverzögerungen abgenommen haben.

ISM signalisiert Wachstum

Etwas positiver fiel der Index des Institute for Supply Management (ISM) aus. Dessen Einkaufsmanagerindex kletterte im Mai um 0,7 Prozentpunkte auf 56,1%. Erwartet hatten Bankvolkswirte einen leichten Rückgang auf 54,5%. Die Unterindikatoren für die Produktion ebenso wie für Auftragseingänge legten zu. Auch hebt der Bericht hervor, dass der Preisdruck leicht nachgelassen habe. Im Auge behalten müsse man allerdings Lieferkettenstörungen, die von ausländischen Partnerunternehmen ausgehen und das Wachstum bremsen könnten, sagte Timothy Fiore, der beim ISM für die Befragung der Unternehmen zuständig ist.

Wie das Arbeitsministerium meldete, ist die Zahl der offenen Stellen in der US-Wirtschaft im April von 11,86 Millionen auf 11,4 Millionen gesunken. Das entspricht den Markterwartungen. Das Handelsministerium meldete für denselben Monat einen Anstieg der Bauausgaben um 0,2%. Im Vorjahresvergleich legten die Ausgaben um 12,3% zu.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.