Bank of England steuert auf geldpolitische Lockerung zu
Umstrittener britischer Zinsentscheid
mpi Frankfurt
Die Bank of England (BoE) belässt den Leitzins bei 5,25%, wie die britische Notenbank am Donnerstag in London mitteilte. Die Entscheidung war dabei innerhalb des geldpolitischen Ausschusses umstritten. Während sechs Mitglieder für eine Verlängerung der Zinspause stimmten, votierten zwei für eine Zinserhöhung und ein weiteres Mitglied für eine Zinssenkung.
Insgesamt signalisierte die BoE aber, dass irgendwann in den kommenden Monaten eine Lockerung der Geldpolitik anstehen dürfte. Wie schon die Fed am Tag zuvor, entfernte die britische Notenbank den Passus aus ihrer Stellungnahme zum Zinsentscheid, dass auch eine weitere geldpolitische Straffung eine Möglichkeit sei. Stattdessen sagte Notenbankchef Andrew Bailey, dass Zinssenkungen ein Thema sind, sobald die BoE Gewissheit habe, dass die Inflation mittelfristig auf den Zielwert von 2% fällt.
Zinssenkung im Sommer?
Die Inflation lag zum Jahresende bei 4,0%. Die BoE erwartet, dass die Inflation im zweiten Quartal kurzzeitig auf den Zielwert fällt, dann jedoch wieder steigt.
Bailey betonte, dass sich die Zentralbank genau auf diesen „Zeitraum danach“ beim Abstecken des geldpolitischen Kurses konzentrieren werde. Dementsprechend erwarten Beobachter, dass eine erste Zinssenkung der BoE im Sommer anstehen könnte. Wie andere Notenbanken wie die EZB werde die britische Notenbank ein besonderes Augenmerk auf die Lohnentwicklung und dessen Auswirkungen auf die Inflation legen, meint ING-Ökonom Chris Turner.
Löhne im Fokus
Erst wenn klar sei, dass die Lohnentwicklung die mittelfristige Rückkehr zum Inflationsziel nicht verhindere, werde der Kurswechsel der BoE anstehen. „Wir gehen davon aus, dass es im Laufe des zweiten Quartals weitere Anzeichen dafür geben wird und dass die Bank letztendlich in diesem Sommer über genügend Informationen verfügen wird, um im August einen Lockerungszyklus einzuleiten“, sagt Turner.
Die Prognosen im geldpolitischen Bericht der BoE deuteten ebenfalls auf eine künftig lockerere Geldpolitik hin. Bei einem konstanten Zinssatz würde die Inflation laut der Notenbankvoraussage in zwei Jahren auf 1,4% und in drei Jahren auf 0,9% fallen. Dies zeigt, dass das aktuelle Zinsniveau mittelfristig zu restriktiv ist und Zinssenkungen anstehen werden.