Geldpolitik

Brasiliens Notenbank hält sich ans Zins-Drehbuch

Keine Notenbank weltweit erhöht so aggressiv die Leitzinsen wie jene in Brasilien. Nun haben die Währungshüter nachgelegt – und sind noch längst nicht fertig. Auch Polens Zentralbank reagiert auf Inflationssorgen.

Brasiliens Notenbank hält sich ans Zins-Drehbuch

rec Frankfurt

Brasiliens Zentralbank hat ihren besonders restriktiven Kurs im Kampf gegen die Inflation nochmals verschärft. Die Währungshüter in Brasilia erhöhten den Leitzins um weitere 175 Basispunkte auf 9,25% und kündigten für den nächsten Zinsentscheid im Februar 2022 einen weiteren Aufwärtsschritt in derselben Größenordnung an. Auch Polens Notenbank hat angesichts von Inflationssorgen nachgelegt.

Vor dem Hintergrund des globalen Teuerungsschubs straffen Zentralbanken in vielen Teilen der Welt ihre Geldpolitik, vor allem in etlichen Schwellenländern. Keine Notenbank geht dabei indes so aggressiv vor wie jene in Brasilien. Die Zinserhöhung am Mittwochnachmittag (Ortszeit) war bereits die vierte, seitdem die Währungshüter den Leitzins Selic im Zuge der Pandemie bis zum Frühjahr auf das Rekordtief von 2,0% gedrückt hatten.

„Brasiliens Zentralbank hält sich ans Drehbuch“, schrieb Marcos Casarin, führender Lateinamerika-Volkswirt des Analysehauses Oxford Economics. Casarin bemerkte, dass die Notenbank diesmal auch Sorgen über mögliche Folgen der straffen Zinspolitik für Wachstum und Arbeitsmarkt zum Ausdruck brachte, der Inflationsbekämpfung aber trotzdem weiter Priorität einräumt. Brasilien ist in eine Rezession abgerutscht. Zugleich steigen die Verbraucherpreise im Land mit Raten von um die 10%. Auch Dev Ashish, Ökonom von Société Générale, betonte die Entschlossenheit der brasilianischen Währungshüter, die Inflation mit Hilfe noch höherer Leitzinsen wieder unter Kontrolle zu bekommen. Das bremst tendenziell Wachstum und Kreditvergabe.

Auch Polens Zentralbank hat zur Wochenmitte abermals den Leitzins angehoben, und zwar um 50 Basispunkte auf 1,75%. Knapp ein Drittel der von Bloomberg befragten Ökonomen hatte im Vorfeld eine kräftigere Zinserhöhung für möglich gehalten. Der Leitzins in Polen liegt inzwischen höher als vor der Corona-Pandemie. Auch hier bereitet die Inflation den Währungshütern große Sorgen, denn die Teuerungsrate hat im November mit 7,7% den höchsten Stand seit der Jahrtausendwende erreicht, wie Capital-Economics-Ökonom Liam Peach anmerkte.