Einzelhandelsumsatz

Briten überraschen durch ungebrochene Kauflust

Das Verbrauchervertrauen mag im Keller sein, doch der Einzelhandelsumsatz steigt. Dabei unterscheiden sich die Einkommenserwartungen der Briten einer aktuellen Umfrage zufolge ganz erheblich.

Briten überraschen durch ungebrochene Kauflust

hip London

Die britischen Verbraucher haben Ökonomen mit ihrer unerschütterlichen Freude am Einkaufen überrascht. Wie das Statistikamt ONS mitteilt, stieg der Einzelhandelsumsatz im April um 1,4 %. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Rückgang von 0,2 % gerechnet. Im Vergleich zum Februar 2020, der noch nicht von der Pandemie beeinträchtigt wurde, lag er um 4,1% höher. Das von der GfK erhobene Verbrauchervertrauen erreichte unterdessen den tiefsten Stand seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1974. Wie der Marktforscher mitteilte, rutschte es im Mai auf einen Wert von −40 ab. Als das weltweite Finanzsystem 2008 implodierte, hatte es bei −39 Halt gemacht.

„Es gibt bislang jedoch nur begrenzt Hinweise darauf, dass sich das niedrigere Verbrauchervertrauen auf Ausgabeentscheidungen auswirkt“, schrieb die HSBC-Volkswirtin Elizabeth Martins. Der Shopping-Center-Betreiber Land Securities berichtete für das Ende März abgelaufene Geschäftsjahr von einem vergleichbaren Umsatzwachstum von 1,1 %. Die Auslastung sei um 170 Basispunkte auf 93,2 % gestiegen. Die Nachfrage nach Premiumlagen nehme weiter zu.

Allerdings dürfte sich der starke Preisauftrieb früher oder später im Kaufverhalten bemerkbar machen. Im April bewegten sich die Verbraucherpreise um 9,0 % über dem Vorjahreswert. „Die Haushalte mit niedrigen Einkommen werden am stärksten getroffen“, konstatierte Victoria Short, CEO des Personaldienstleisters Randstad UK. Einer Umfrage des Unternehmens zufolge unterscheiden sich die Einkommenserwartungen der Kunden verschiedener Einzelhändler ganz erheblich. Wer im Nobelsupermarkt Waitrose oder beim Online-Lebensmittelhändler Ocado einkauft, rechnet demnach für das laufende Jahr mit einem Einkommenszuwachs von 7 % bis 9 %. Wer bei Co-op shoppen geht, hofft im Schnitt lediglich auf 3 % mehr. Fast ein Fünftel der Kunden des Tiefkühl-Discounters Iceland fürchten dagegen einen Rückgang ihrer Bezüge. Geschäftsführer Malcolm Walker zufolge verliert Iceland zunehmend Kunden an Tafelläden.