Britische Eisenbahner treten Streikwelle los
hip London
Großbritanniens Eisenbahner haben am Dienstag den Auftakt zu einer Streikwelle geliefert, die in ihrem Ausmaß einem Generalstreik gleichkommt. Lediglich ein Fünftel aller Züge fuhren. In weiten Teilen des Vereinigten Königreichs lag das Schienennetz komplett still. Die Unterstützung der Mitglieder für die Arbeitskampfmaßnahmen sei nach wie vor groß, sagte Mick Lynch, der Generalsekretär der Gewerkschaft RMT, die auch das jüngste Angebot von Network Rail – 5 % mehr Geld im laufenden und 4 % mehr im kommenden Jahr – abgelehnt hatte. Lynch warf der BBC Propaganda gegen die Gewerkschaften vor. „Sie zeigen keinerlei Bewunderung für den Kampf, den arbeitende Menschen in diesem Land dafür führen, unsere Gesellschaft wieder ins Gleichgewicht zu bringen“, warf er einer Moderatorin vor. Ab Mittwoch streiken auch die Mitarbeiter der Royal Mail. Am Donnerstag treten auch Busfahrer und Krankenschwestern in den Ausstand.
Wie der „Telegraph“ berichtet, prüft die Regierung Änderungen beim Streikrecht. Wirtschaftsminister Grant Shapps sehe sich an, ob die Mindestannahmequote für Arbeitskampfmaßnahmen bei Urabstimmungen von Mitarbeitern wichtiger öffentlicher Dienste von 40 % auf 50 % heraufgesetzt werden soll. Das hätte Insidern aus der Regierung zufolge einen Teil der laufenden Streiks verhindert. Derzeit reicht es, wenn sich 50 % der Mitglieder an einer Urabstimmung beteiligen und dabei 40 % aller Mitglieder für einen Arbeitskampf stimmen.
Während der Amtszeit von David Cameron wurde „The Sun“ zufolge schon einmal mit einer Verschärfung des Streikrechts gedroht. Damals sollte ermöglicht werden, Zeitarbeiter als Streikbrecher einzusetzen. Die Pläne verschwanden aber wieder in der Schublade, nachdem sich die Gewerkschaften Unite und Unison vor dem Brexit-Referendum bereit erklärten, die Regierung bei ihrer Kampagne für den Verbleib in der EU aktiv zu unterstützen. Wären die rechtlichen Voraussetzungen damals geschaffen worden, könnte der aktuellen Streikwelle besser begegnet werden. Lynch hatte sich einst für den Austritt aus der Staatengemeinschaft ausgesprochen – eine Entscheidung, zu der er weiterhin steht.
Einkommen steigen deutlich
Unterdessen legte das Statistikamt ONS die Arbeitsmarktdaten für die drei Monate per Ende Oktober vor. Demnach stiegen die Einkommen in der Privatwirtschaft im Vorjahresvergleich um 6,9 %, im öffentlichen Dienst dagegen lediglich um 2,7 %. Die hohe Inflation sorgte jedoch dafür, dass alle Arbeitnehmer erhebliche Reallohnverluste erlitten. Die Arbeitslosenquote legte um einen Zehntelpunkt auf 3,7 % zu. Ihr nach wie vor niedriger Wert erklärt sich unter anderem aus der hohen Zahl der wirtschaftlich Inaktiven im erwerbsfähigen Alter. Die Zahl der Entlassenen stieg den fünften Monat in Folge auf den höchsten Wert seit Oktober 2021. Die Zahl der offenen Stellen ging den sechsten Monat in Folge zurück.